Die Freude des Herrn Jesus Christus

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Von Ewigkeit her befindet sich der eingeborene Sohn im Schoß des Vaters (Joh 1,18). Er hat diesen Platz, den verborgenen Ort der Liebe, nie verlassen und wird ihn auch nie verlassen. Darf man nicht sagen, dass unser Herr hier die tiefe Freude als ewiger Sohn in Gemeinschaft mit dem ewigen Vater genießt? Als Gott die Grundlagen der Erde feststellte, "ergötzte" sich unser Herr vor Ihm, und seine "Wonne" war bei den Menschenkindern (Spr 8,30.31), d.h. bei jenen Menschen, die Er einst erretten würde.

Christus hatte Freude am Schatz im Acker

Als der Sohn Gottes, Mensch geworden, den "Acker" dieser Welt betrat, fand Er den darin verborgenen Schatz (Mt 13,44), d.h. alle diejenigen, die der Vater Ihm gegeben hatte (Joh 17,2). "Vor Freude" über diesen Schatz gab Christus seine Herrlichkeit, seine königlichen Rechte und sein eigenes Leben auf und kaufte die Welt, das äußere Gefäß, um den für Ihn überaus wertvollen inneren Kern, die Versammlung, besitzen zu können ... Welche Freude muss die Versammlung für sein Herz sein! Sie ist für Ihn auch die "sehr kostbare Perle" (Mt 13,46), d.h. Symbol der unermesslichen Kostbarkeit der Heiligen in seinen Augen, zugleich der Einheit und himmlischen Schönheit der Versammlung.

Auch in der Freude des Hirten, der das verlorene Schaf auf seinen Schultern nach Hause trägt und andere an seiner Freude teilnehmen lässt (Lk 15,5.6), kann man die Empfindungen unseres Herrn und Heilandes erkennen. Glücklich, sein Schaf wiedererhalten zu haben, nimmt der Hirte die ganze Last auf sich. Wenn der Herr Jesus einen Sünder retten kann, ist das zuerst für Ihn selbst eine ganz persönliche Freude, und danach wird sogar der Himmel von der Freude über einen Sünder, der Buße tut, erfasst (Lk 15,7).

Christus hatte Freude an der Wirkung der Gnade in Menschen

Das Werk der Gnade in dem Herzen der Frau von Sichar (Joh 4,7 ff.) und in dem der großen Sünderin (Lk 7,36 ff.) machte unseren Herrn zutiefst glücklich, auch wenn der Bibeltext das nicht ausdrücklich hervorhebt. Nicht weniger dürfte dies bei dem "guten Werk" Marias von Bethanien der Fall gewesen sein, als sie Ihn zu seinem Begräbnis salbte (Mt 26,10-13; Mk 14,6-9; Joh 12,2-8). Darf man nicht auch denken, dass Gott seinem Sohn vor dem Verlassensein in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz noch eine letzte Freude damit erwies, dass der eine der gekreuzigten Übeltäter zur Buße kam (Lk 23,39-43)?

Wie die Freunde und Nachbarn im Gleichnis sich mit dem Hirten freuten (Lk 15,6), sind auch wir als die seinen glücklich über die Freude unseres Herrn. Nicht nur die eigene Errettung erfüllt uns mit Glück, sondern auch der Gedanke an die tiefe Freude unseres Herrn über unsere Errettung. Das ist Gemeinschaft mit Ihm.

Der Herr bringt auch alle, die Ihm als "gute und treue" Knechte gedient haben, an den Platz seiner eigenen Freude, der Freude zusammen mit dem Herrn (Mt 25,21.23). Er sagt: "Wo ich bin, da wird auch mein Diener sein" (Joh 12,26).

Christus genoss Freude in seinem Gott

Als der Herr Jesus auf dieser Erde lebte, genoss Er Freude in seinem Gott. Seine Sprache war: "Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar" (Ps 16,11). In der Welt fand Er keine Freude. Seine Speise, seine Freude war es, den Willen Dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte, und sein Werk zu vollbringen (Job 4,34). Bei einer Gelegenheit "frohlockte" Er im Geiste und pries den Vater im Gedanken an sein Handeln (Lk 10,21). Seine Freude bestand darin, dem Vater "wohlzugefallen" (Joh 8,29).

Unser Herr kannte die Freude des Gehorchens aus Liebe zu seinem Vater. Für Ihn war es keine Last, die Gebote seines Vaters, den Er liebte, zu befolgen (Job 15,10.11; 14,31). Er war gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz (Phil 2,8). Nach den Worten des Herrn soll diese seine Freude, die Freude des Gehorsams aus Liebe, auch in uns als seinen Jüngern sein. Unsere Freude wird dadurch völlig werden. Gehorsam gegenüber dem Worte Gottes wird uns nicht schwer fallen, wenn wir dabei an unseren Herrn denken.

Der Herr spricht bei seinem Weggehen sogar davon, dass seine Freude völlig in uns werden soll (Joh 17,13). Das ist die Freude, die Christus als Mensch auf der Erde in seinem eigenen Verhältnis zum Vater genossen hatte. Wir befinden uns jetzt vor dem Vater in der gleichen Stellung und dürfen auch an der gleichen Freude teilhaben - bis zum Vollmaß!

Christus genießt die Freude im Himmel

Nach vollbrachtem Werk ist der Herr Jesus in den Himmel zurückgekehrt. Für Ihn war es ein unermessliches Glück, nach dem Kreuz zu seinem Vater zu gehen. Daher war es sein Wunsch für seine Jünger, dass sie sich für seine eigene Herrlichkeit und für seine eigene Freude interessierten und dass sie insoweit nicht gleichgültig blieben. Wenn man seine Worte "Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe" (Joh 14,28) überdenkt, so scheint es, dass die Jünger von der Liebe, die der Herr in dieser Beziehung bei ihnen erwartete, und von der Freude, die sein Herz bei ihnen suchte, weit entfernt waren... Und wie ist die Haltung meines Herzens? Freue ich mich über sein Glück? Der Gedanke an die himmlische Herrlichkeit zur Rechten Gottes, an die Verherrlichung seines Gottes und an die Rückkehr zum Vater war Ihm tiefe Freude, so dass Er sogar das Kreuz erduldete (Hebr 12,2).

Von der Freude des Herrn spricht der Heilige Geist auch im Alten Testament, wenn im Hinblick auf sein zukünftiges messianisches Königreich z.B. gesagt ist, dass Gott Ihn mit Freudenöl gesalbt habe und dass Ihn Saitenspiel aus Palästen von Elfenbein erfreue (Ps 45,7.8). Als Er in Niedrigkeit auf dieser Erde lebte, hatte Saitenspiel einst zu seiner Verhöhnung gedient (Ps 69,12). Auch für Christus als den wahren Salomo wird es in der Zukunft einen "Tag der Freude seines Herzens" geben (Hld 3,11).

Es lohnt sich, die Freude des Herrn zu betrachten

Wahrscheinlich kann man im Worte Gottes weitere Stellen finden, die direkt oder indirekt von der Freude des Herrn Jesus sprechen. Die angeführten Bibelstellen jedoch machen schon deutlich, welchen Wert der Heilige Geist der Freude und dem Glück unseres Herrn beimisst. Mit dem Herrn Jesus Gemeinschaft zu haben bedeutet, einen Blick für das zu haben, was Ihn erfreut und beglückt, d.h. für seine eigenen Empfindungen. Er kennt und teilt meine Empfindungen - sollte ich dann nicht auch seine Gefühle kennen und wertschätzen? Der Augenblick naht, dass Er seine Erlösten für immer zu Teilhabern seiner Freude machen wird.

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