Star sein – bekannt sein – wollen

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Die kopflose deutsche Republik - ohne echte Stars!

Am vergangenen Sonntag war in einer großen Sonntagszeitung eine feuilletonistischer Artikel über Weltstars und die kopflose deutsche Republik. Während andere Länder einen Star nach dem anderen aufzuweisen hätten, könne Deutschland nur schöne und schnelle Körper aus Blech oder Fleisch - aber eben keine „Köpfe“ produzieren . Interessant ist in diesem Artikel eine Auseinandersetzung mit der Frage, was ist ein Star. Darin heißt es:

„Überdurchschnittliche Durchschnittlichkeit ist in Deutschland das Kriterium, überdurchschnittlich bekannt zu werden, siehe Bohlen, Effenberg, Feldbusch. Sie werden dem Publikum nicht gefährlich - doch genau das macht den Star erst aus. Sie sind gefährlich, weil sie uneinholbar sind. Sie sind für ihr Alter weiter als alle anderen, weiter, als es der Fan je sein wird. Das jugendliche Alter, in dem jemand berühmt wird, sichert dem Publikum eine möglichst lange Teilnahme am Leben des Stars. In den meisten Kulturen sind die Menschen, die eine Gesellschaft wirklich verändern, jünger als dreißig Jahre. Revolutionäre, Diktatoren, Musiker, Schriftsteller gründen ihren Ruhm auf Werke, die zwischen juvenilem Leichtsinn, Mut und früher Reife entstanden sind.“

Stars suchen Ruhm!

Stars sind also oft solche, die auch Ruhm suchen. Vielleicht ist der Anfang anders - sie werden entdeckt, ohne selbst engagiert gewesen zu sein. Aber dann finden sie Gefallen daran, „Fans“ zu haben. Dass sie weiter sind als andere - in der einen oder anderen Beziehung. Dass sie berühmt geworden sind. Sie sonnen sich darin, in einem bestimmten Bereich uneinholbar zu sein.

Das hat gar nichts mit uns Christen zu tun, oder? Das kann es ja bei uns nicht geben! Meint man. Und doch sind wir es, die wir so gerne im Mittelpunkt stehen. Wollen! Wie war das noch, als der Herr Jesus gerade von seinem Tod gesprochen hatte? Da lesen wir: „Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen [den Jüngern], wer von ihnen für den Größten zu halten sei“ (Lukas 22,24). Da suchten sie auch „ihre Fans“.

Kann es sein, dass Gläubige ruhmsüchtig sind?

Und der Apostel Paulus verweist auf Männer, die im engen Sinn sicher ungläubig waren, von denen es leider aber auch manche „gläubige Kopie“ gibt: „Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrt Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her“ (Apostelgeschichte 20,30).

Und wie war es bei Diotrephes? „Der gern unter ihnen der erste sein will“ (3. Johannes Vers 9). Auch heute ist keiner, der eine Begabung (vom Herrn) hat, davor gefeit, sich selbst in den Mittelpunkt stellen zu wollen. Wer besser oder charismatischer reden kann als andere; wer einen besonders guten Zugang in seelsorgerlicher Weise zu Gläubigen hat; wer feurig das Evangelium verkünden kann; wer in scharfsinniger Weise Wortstreit und Argumentationen führen kann; wer sehr gut schreiben kann; wer eine besondere Hilfsfähigkeit besitzt; wer besonders gut (männlich oder weiblich) aussieht; wer besonders intelligent ist; wer schon ein bisschen bekannt ist und noch bekannter werden möchte; wer besonders musikalisch ist; wer besonders witzig sein kann; wer besonders gut kochen kann; wer besonders viel Geld besitzt; wer in manchen Anschaffungen oder Trends einfach schneller als andere ist, usw.: Das alles kann für mich oder Dich eine echte Gefahr darstellen, zum Star zu werden, werden zu wollen.

Man kann auch Menschen zu Stars machen!

Es gibt auch noch eine andere Seite: Die Korinther stellen sich gerne hinter „Häupter“ und verursachten dadurch Spaltungen in der Versammlung. Auch wir verstecken uns vielleicht gerne hinter anderen, um damit eine Fan-Gemeinde zu bilden. Wie leicht fahren wir zu den Vorträgen eines anscheinend besonders begabten Bruders, während andere vor leeren Sälen predigen dürfen! Und damit verstärken wir eine Haltung, die bislang bei einer Person vielleicht nur in geringerem Maß vorhanden war. Aber wenn einer immer wieder hofiert wird - irgendwann wird er schon daran glauben.

Das lernen wir aus der Geschichte Gideons! Einmal wird ihm gesagt, dass er eine „Gestalt wie ein Königssohn“ habe (Richter 8,18). Und nur ganz kurze Zeit später benahm er sich so, als ob er und nicht der Herr das Sagen hätte. Und das war nicht nur Gideons Schuld! Denn das Volk lag ihm zu Füßen.

Star sein oder nicht sein ...

Star sein - kann und muss man wollen. Aber man kann auch dazu gemacht werden. Beides ist verkehrt. Vor beidem möge uns der Herr alle bewahren!

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