Die neue Panik vor dem Pissoir, oder: Der Mensch weiß sich nicht mehr zu helfen

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Das Problem mit der öffentlichen Toilette ...

Heute stieß ich auf einen eigenartigen Artikel: Millionen Deutsche leiden offenbar an einer seelischen Störung - und schweigen aus Scham. Die „schüchterne Harnblase“ verursache panische Angst vor dem Urinieren auf öffentlichen Toiletten. Die Folge: Reisen würden vermieden, soziale Kontakte verkümmerten, Depressionen führten mitunter zum Selbstmord.

Es gibt offenbar Menschen, die im Flugzeug oder auf öffentlichen Toiletten nicht urinieren können, egal wie nötig es wäre. Man spricht von Paruresis, eine schwere Störung beim Harnlassen. Und damit ein Tabuthema. Es gibt wohl eine wachsende Zahl Betroffener, die in Internet-Foren Erfahrungen austauschen. Darunter sind auch Frauen, die inzwischen lieber ganz zuhause bleiben statt auszugehen. Sie haben Angst, dass es ihre Blase zerlege, wie zu lesen war. Vor einiger Zeit hatten wir einmal einen Artikel über das „öffentliche WC“, den wir aus diesem Anlass hier wieder einstreuen ...

... Dieses Thema führt mich zu zwei Vergleichen, die auch für Christen von Relevanz sind: Auch der Mensch, auch der Christ versucht sich - wie bei der Einführung des WC als Hilfe zum Urinieren etc. in vielen Dingen „zu helfen“. Im konkreten „Anlassfall“ ohne Erfolg. Und im wirklichen Leben ist es häufig ein Handeln, ohne an den Herrn Jesus zu denken. Und: Auch wir als Christen haben nötig zu entsorgen, nämlich alles, was nicht zu gebrauchen ist.

Man kommt schon allein klar!

„Ich gehe hin fischen“ (Johannes 21,3), so sagte Petrus kurz nach der Auferstehung des Herrn Jesus. Er hatte einen Plan, und den setzte er durch. Seine Jünger-Kollegen folgen ihm dabei. Wahrscheinlich war Petrus irgendwie von sich und von dem Herrn enttäuscht. Es ist nicht so gelaufen, wie er erwartet hatte. Er hatte nämlich damit gerechnet, dass der Herr Jesus sein Reich mit großer Macht und Würde aufrichtet. Und sicher hat er für sich selbst mit einer Ehrenaufgabe geliebäugelt. Das alles war jetzt nichts geworden. ‚Da muss man doch sein Leben jetzt selbst in die Hand nehmen‘, mag er gedacht haben.

Und natürlich ist wahr, dass jeder von uns sein Leben „ganz normal“ zu führen hat. Wir haben einen Haushalt, einen Beruf, gehen in die Schule oder an die Uni, machen eine Ausbildung etc. Aber rechnen wir mit dem Herrn? Oder meinen wir, unsere Bedürfnisse selbst decken zu können?

Selbst ist der Mann - und geht auf Irrwegen

Auch Jakob dachte das. Erst musste er - mit Hilfe seiner Mutter - Isaak hintergehen, um auch ja das gekaufte Erstgeburtsrecht behalten zu können. Hätte Gott nicht dafür sorgen können, dass es bei ihm verbleibt. Aber wie Jakob mangelt es auch uns häufig am Glauben, dass Gott über uns wacht. Und dann marschiert er nach Haran zu seinem Onkel. Und auch hier nimmt er sein Leben in die eigene Hand. Und wir fragen uns manchmal: Rechnet er eigentlich noch mit dem Eingreifen und Handeln Gottes.

Auch wir kennen das, was wir tun wollen, tun sollten oder gerne tun würden sehr gut. In unserer Zeit sind wir Weltmeister im Analysieren und Diagnostizieren. Da werden wir schon rechte Rezepte zur Hand haben - oder selbst entwickeln. Zuweilen fragen wir immerhin noch hinterher, ob der Herr auf unserer Seite steht. Aber manchmal vergessen wir ihn ganz. So, wie wir bei Abraham von 13 Jahren lesen, in denen sich Gott nicht offenbart (1. Mose 16 bis 17). Wir kriegen es schon hin - wie mit den Toilettenhäuschen, denken wir.

Nein! Wir wollen uns gegenseitig ermuntern, mehr mit dem Herrn zu rechnen. Er soll unser ganzes Leben in der Hand haben - selbst wenn unsere Mitmenschen oder sogar Mitgeschwister nur lächeln oder vielleicht kritisieren können. Aber auf unseren Herrn können wir uns verlassen. Wenn Er uns an die Hand nimmt, kann nichts schief gehen! „Wer auf den Herrn vertraut, ist glückselig“ (Sprüche 16,20).

Lernen - Verlernen

Eine zweite Belehrung verbindet sich mit den „öffentlichen Toiletten“. Auch wir Christen müssen „ausscheiden“. Wir hören viel in unserer Zeit. Gutes und Schlechtes. Auch in den Zusammenkünften gibt es manches, was nicht wirklich erbaulich ist. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1. Thessalonicher 5,21). Das heißt im Umkehrschluss, dass wir das Schlechte eben nicht festhalten sollen. Zwar fällt es uns schwer, das Schlechte wieder „fallen zu lassen“. Aber wir sollten es tun und uns nicht weiter damit beschäftigen. Es ist einfach nicht erbaulich und führt uns nicht zum Herrn Jesus, sondern von Ihm weg!

In Römer 12,9 heißt es dazu noch stärker: „Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten.“ So, wie jeder von uns den Toilettengang für selbstverständlich hält - mehrmals am Tag - so sollten wir auch alles das ausscheiden, was sich nicht mit der Liebe und Heiligkeit unseres Herrn und Gottes, Jesus Christus, verbinden lässt. Das bedarf manchmal längerer „Sitzungen“ und großer Anstrengung. Aber es geht nicht ohne diese Arbeit. Der Herr soll durch uns durchscheinen. Sonst nichts!

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