Die Versammlung Gottes (21) – Das Miteinander am Ort III

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Eigentlich müsste man hier eine ganze Liste an Eigenschaften aufführen. Darauf wollen wir verzichten, auch wenn das persönliche Beschäftigen mit dem Verhalten noch manchen Schatz zu Tage befördern würde. Im Folgenden gehen wir nur auf eine eingeschränkte Auswahl an Eigenschaften ein, die im Zusammenleben „als Versammlung“ unabdingbar sind.

Einander lieben

„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebet, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Johannes 13,34.35; vgl. Römer 13,8; 1. Thessalonicher 4,9; 1. Petrus 1,21). Das Kennzeichen der Familie Gottes - also der Versammlung - ist, dass die Familienmitglieder sich gegenseitig lieben. Im Bild des Leibes (der Versammlung) gesprochen, lieben sich die Glieder des einen Leibes gegenseitig. Sie lieben sich nicht, weil der andere (immer) so liebenswert wäre, sondern sie lieben sich, weil sie zuerst von Gott und dem Herrn Jesus geliebt wurden. Und weil sie in dem anderen Christus sehen. Und weil sie diesen Auftrag vom Herrn Jesus bekommen haben. Und weil dies zeigen soll und zeigt, dass wir Jünger des Herrn sind.

Wenn wir uns mehr bewusst werden, dass wir selbst, so wie wir sind, von dem Herrn geliebt werden, fällt es uns leichter, auch die anderen Geschwister zu lieben. Wenn wir mehr Christus in ihnen sehen, was können wir anderes tun als sie zu lieben?

Wie äußert sich diese Liebe? Indem wir für sie beten! Indem wir ihr Gutes, ihr Bestes suchen! Indem wir an ihren Bedürfnissen teilhaben. Indem wir Gastfreundschaft üben. Indem wir ihnen helfen. Indem wir Gemeinschaft mit ihnen pflegen. Sind wir für sie besorgt? Dann wird das sichtbar.

Es ist oft darauf hingewiesen worden, dass Liebe nicht im Widerspruch zum Wort Gottes handelt. Das ist wahr! Nur sollten wir nicht den Fehler begehen und denken, Liebe sei Gehorsam. Nein, Liebe ist gehorsam - und sie äußert sich sehr praktisch in Zuwendung zum anderen.

Vertrauen

Als Versammlung haben wir auch Gemeinschaft miteinander (1. Korinther 10,14-22). Gemeinschaft aber kann nur funktionieren, wenn man Vertrauen zueinander hat. Deshalb lesen wir immer wieder davon, dass Paulus Vertrauen zu denjenigen hatte, denen er einen Brief schrieb. Auch bei uns kann es eine gute Gemeinschaft nur dann geben, wenn wir uns gegenseitig vertrauen. Misstrauen ist der Beginn von Spaltungen und Parteiungen, von solchen Trennungen die nicht von Gott gewollt sind.

Wenn ein Bruder sich äußert, nehmen wir zunächst im Vertrauen das Gute an, oder vermuten wir sofort eine falsche Einstellung hinter seinen Worten? Stecken wir Brüder oder Schwestern sofort in eine „Schublade“, wenn wir eine oder mehrere Aussagen von ihnen gehört haben? Oder haben wir Vertrauen zueinander, dass wir alle dem Herrn gefallen wollen? Wir wollen nicht unnüchtern sein, aber wir wollen bedenken, dass es Gemeinschaft ohne gegenseitiges Vertrauen nicht geben kann. Ganz deutlich wird es, wenn wir an Nachbar- oder andere Versammlungen denken. Wir müssen und wollen vertrauen (bis zum Beweis des Gegenteils), dass sie auf dem Weg des Herrn vorangehen (wollen). Das wollen wir auch als Geschwister an einem Ort so praktizieren!

Ertragen und Vergeben

„Einander ertragend und euch gegenseitig vergebend“ (Kolosser 3,13), ermahnt der Apostel die Kolosser. Über das Ertragen haben wir schon nachgedacht. Das gegenseitige Vergeben ist für eine Gemeinschaft an Geschwistern in der Tat ebenfalls unabdingbar. Es ist klar, dass einer wirklichen Vergebung zunächst ein Bekenntnis (die letztlich mit Buße gepaart sein muss), vorangehen muss. Aber es gehört auch eine Bereitschaft zum Vergeben dazu. Jeder von uns begeht Fehler, begeht Sünden. Gott vergibt uns - ja hat uns vergeben. Und wir sind dann nicht bereit, einander zu vergeben?

Die Bereitschaft zur Vergebung zeigt sich dadurch, dass wir nicht erwarten, dass unser Mitbruder oder die Mitschwester auf den Knien und mit der Nase am Boden angerobbt kommen muss. Und das ist geistlich gemeint. Wenn Gott das von uns verlangt hätte, wäre wohl keiner errettet! Wenn wir das kleinste Anzeichen von Umkehr und Bekenntnis sehen, wollen wir dankbar vergeben, dass Gott ein Werk in unserem Mitbruder tun konnte. Er selbst wird es vollenden (Philipper 1,6). Wenn wir nicht bereit sind zu vergeben, werden wir über kurz oder lang dafür sorgen, dass Gemeinschaft am Ort unmöglich wird.

Friede

In Epheser 4 heißt es, dass wir die Einheit des Geistes im Band des Friedens bewahren sollen. Das bedeutet, dass wir den Frieden, den der Herr Jesus geschaffen hat bei der Bildung des eines Leibes, auch in praktischer Weise suchen und verwirklichen sollen. Es hat den Anschein, als ob der Friede ständig auf der Flucht vor uns sei (Hebräer 12,14) - oder sind wir so oft auf der Flucht vor ihm? Daher sollen wir ihm nachjagen - und das bedeutet Energie und Einsatz!

Wir sollen den Frieden unter den Geschwistern suchen, damit wir durch dieses Band zusammengehalten werden. Wahrer Friede ist - wie die Liebe - nicht auf Kosten der Wahrheit möglich. Aber viel öfter könnten, ja müssten wir Frieden suchen und stiften, denn dann wären manche Schwierigkeiten, persönliche Auseinandersetzungen und Streitereien vermieden worden, die später auf einer ganz anderen Eben ausgetragen worden sind.

Zusammenfassung

Wie gesagt - das sind nur ein paar Stichpunkte, die wir in praktischer Weise zu beherzigen haben, wenn es um die Verwirklichung göttlicher Gedanken über die Versammlung geht. Aber mit ihnen haben wir schon eine wahre Lebensaufgabe vor uns. Andererseits sollten wir uns bewusst werden: Wenn wir auf diese Kennzeichen verzichten, geben wir einen ganz maßgeblichen Baustein der Gedanken unseres Herrn für seine Versammlung auf. Und über kurz oder lang kann und wird das nicht gut gehen. Daher wollen wir uns befleißigen, auch in diesen ganz praktischen Fragen treu zu werden.

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