Am: Do, 10. April 2025
Dietrich Bonhoeffer gehört für mich bis heute zu den Personen, auch denen im sogenannten 3. Reich, die kaum durchschaubar sind. Es gibt manche Bemerkungen in seinem Schrifttum, die im höchsten Maß kritisch gegenüber Gottes Wort und dem Herrn Jesus sind. Und dann gibt es Äußerungen, die das Gegenteil zu sein scheinen. Hat es tatsächlich eine Veränderung bei ihm gegeben in der Zeit, in der er dann in Gefangenschaft kam?
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Dietrich Bonhoeffer gehört für mich zu den undurchsichtigsten Personen
aus der Zeit des sogenannten Dritten Reiches.
Er war ein Widerstandskämpfer
und gehört wohl zu den meistzitierten Theologen des 20. Jahrhunderts.
Vor 80 Jahren, am 19. April 1945,
wurde er von den Nationalsozialisten hingerichtet.
Und ich las jetzt in Idea eine interessante Biografie,
das würde zu weit gehen, aber jedenfalls einen Bericht über sein Leben,
auch über sein Wirken, über seine Lehre.
Und da ist mir Folgendes aufgefallen.
Eingeleitet wird das damit, dass es heißt,
jemand musste Dietrich Bonhoeffer verwandelt haben.
1936, im Alter von 30 Jahren,
schrieb der Theologe einen Brief an seine langjährige Freundin Elisabeth Zinn.
Und da heißt es,
ich stürzte mich in die Arbeit in sehr unchristlicher und sehr undemütiger Weise.
Ein wahnsinniger Ehrgeiz.
Später, dann kam etwas anderes,
etwas, was mein Leben bis heute verändert hat und herumgeworfen hat.
Ich kam zum ersten Mal zur Bibel. (00:01:02)
Das ist auch wieder schlimm zu sagen.
Ich hatte schon oft gepredigt, ich hatte viel von der Kirche gesehen,
darüber geredet und geschrieben und ich war noch kein Christ geworden.
Ich weiß, ich habe damals aus der Sache Jesu Christi
einen Vorteil für mich selbst, für eine wahnsinnige Eitelkeit gemacht.
Dann heißt es später, daraus hat mich die Bibel befreit
und insbesondere die Bergpredigt.
Seitdem ist alles anders geworden.
Ich kann das nachvollziehen,
dass da irgendetwas passiert sein muss in seinem Leben.
Es gibt aus dem früheren Wirken,
das muss in dem Jahr 1933 gewesen sein,
gibt es eine Schrift "Christologie".
Und da ist man erstaunt, wie bibelkritisch er war.
Die Bibel, das Wort Gottes, ja die Schrift besser,
will mit allen Mitteln der historisch-philologischen Kritik gelesen werden.
Spricht von problematischem Tatbestand,
von dem man durch die philologisch-historische Arbeit weiß,
dass es so nie von Jesus gesprochen worden ist.
Also das ist im höchsten Maß bibelkritisch gewesen.
Die Verbalinspiration ist ein schlechtes Surrogat für die Auferstehung. (00:02:02)
Sie bedeutet die Leugnung der alleinigen Gegenwart des Auferstandenen.
Also da sind wirklich historische Kritiken in seinem Wirken vorhanden,
die es in sich haben.
Es gibt keine Gelegenheit dieser Welt und des Menschen,
die Jesus Christus nicht angenommen hätte.
Das war eine Irrlehre, das ist eine völlig falsche Aussage
über das Wesen, über das Leben des Herrn Jesus.
Er hat auch unsere Sündhaftigkeit nicht angenommen.
Dass Gott sein Jesu ist, nicht Prolongation seines Menschseins,
ist Aussage, die diesen Menschen vertikal von oben trifft.
Oder Jesus Christus ist nicht in einer göttlichen Natur,
usia, Substanzwesen,
also nicht in einer vorfindlichen, beschreibbaren Weise,
sondern im Glauben Gott.
All das sind Angriffe und man könnte noch weiter fortfahren
auf die Person des Herrn Jesus.
Aber womöglich, sage ich mit aller Vorsicht,
sind das Dinge, die eben in dem früheren Wirken von Dietrich Bonhoeffer
der Fall waren, die er aber später verändert hat. (00:03:02)
Jedenfalls ist mir das aufgefallen,
dass es womöglich "zwei" Dietrich Bonhoeffers gibt,
einen vorher und einen nachher.
Und das wäre tatsächlich sehr ermutigend.
Wir müssen ja kein Urteil darüber abgeben,
aber es ist doch bemerkenswert, was man dann später über ihn liest.
Und ich verbinde das mal mit Aussagen,
die Gottes Wort im Alten und auch im Neuen Testament finden lässt,
wenn es um Umkehr geht.
Ich bleibe jetzt mal für einen Augenblick im Alten Testament.
Da heißt es in 5. Mose 30 in Vers 10:
"Wenn du der Stimme des Herrn deines Gottes gehorchst,
um seine Gebote und seine Satzungen zu halten",
da geht es natürlich um das Alte Testament,
Leute, Israel, das unter Gesetz stand,
die in Satzungen zu halten,
"die in diesem Buch des Gesetzes geschrieben sind,
wenn du umkehrst zu dem Herrn, deinem Gott,
mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele,
dann wird es eben Segen geben".
Und dafür gibt es Beispiele auch in dem Alten Testament.
In 2. Chronika 15 Vers 4 heißt es, im Blick auf Aser,
"Aber in ihrer Bedrängnis kehrten sie um zu dem Herrn,
so betet er oder spricht der Seher dort, dem Gott Israels. (00:04:04)
Und sie suchten ihn und er ließ sich von ihnen finden".
So finden wir das auch im Neuen Testament.
Echte Umkehr führt tatsächlich dazu, dass sich Dinge dann verändern.
Wenn man da Dinge liest von Dietrich Bonhoeffer,
woran liegt es, dass meine Gedanken so schnell von Gottes Wort abweichen?
Also seine Ethik, über die er schreibt,
und dass mir zur nötigen Stunde das nötige Wort oft nicht gegenwärtig ist.
Vergesse ich denn zu essen und zu trinken und zu schlafen?
Warum vergesse ich Gottes Wort?
Weil ich noch nichts zu sagen vermag, wie es der Psalm sagt,
ich habe meine Lust an deinen Satzungen, Psalm 119 Vers 16.
Also das ist schon beeindruckend.
Oder an anderer Stelle heißt es:
"Ich glaube, dass die Bibel allein die Antwort auf alle unsere Fragen ist
und dass wir nur anhaltend und etwas demütig zu fragen brauchen,
um die Antwort von ihr zu bekommen.
Die Bibel kann man nicht einfach lesen wie andere Bücher.
Man muss bereit sein, sie wirklich zu fragen.
Nur so erschließt sie sich.
Nur wenn wir letzte Antwort von ihr erwarten, gibt sie sie uns. (00:05:01)
Das liegt eben daran, dass in der Bibel Gott zu uns redet.
Später, nur wenn wir es einmal wagen, uns so auf die Bibel einzulassen,
als redete hier wirklich der Gott zu uns, der uns liebt
und uns mit unseren Fragen nicht allein lassen will,
werden wir an der Bibel froh".
An anderer Stelle,: "wer an Gott glaubt,
der glaubt in dieser Welt an nichts anderes,
denn er weiß, es zerbricht und vergeht.
Aber er braucht auch an nichts anderes zu glauben,
denn er hat ja den, von dem alles kommt und in dessen Handhände alles fällt".
Also das könnte tatsächlich ein anderes Bild von Dietrich Bonhoeffer vergeben,
wenn man eine Entwicklung sieht, wo irgendetwas Einschneidendes
in seinem Herzen, seiner Seele passiert ist.
Ein sogenanntes persönliches Glaubensbekenntnis bei ihm lautet:
"Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten Guten,
das entstehen lassen kann und will, sei dann sein eigenes Herz.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen".
Nun, Gott braucht keine Menschen, das ist natürlich so,
aber er möchte Menschen benutzen.
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage
so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. (00:06:02)
Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.
Das ist schon bemerkenswert.
Natürlich bleibt er Theologe der evangelischen Kirche.
Wenn es um die Kirche und die Judenfrage geht,
dann sagt er auch im Blick auf die Hitlerzeit,
er war ja nun ein Widerstandskämpfer,
er war ein Politiker in dem Sinne und das ist die Kirche geworden.
Das ist natürlich nicht das, was Gott uns in seinem Wort sagt.
In 1. Petrus 2 finden wir, dass der Herr Jesus das Vorbild ist,
eben nicht für Widerstand, sondern für Ertragen.
Da sagt der Apostel Petrus als Vorbild von Christus,
Vers 23 "... der gescholten nicht widerschallt, leidend nicht drohte,
sondern sich dem übergab, der gerecht richtet".
Das ist das, was Gott uns vorstellt, was sozusagen für uns vorgesehen ist.
Und er hat dann drei verschiedene Möglichkeiten,
wie die Kirche handeln könnte.
Sie kann erstens den Staat fragen, ob sein Handeln legitim ist.
Und da fragen wir, haben wir diese Aufgabe, dem Staat das zu fragen? (00:07:01)
Haben wir nicht, aber das ist eben, da müssen wir einfach erkennen,
dass er Teil seiner Kirche sozusagen gewesen ist.
Sie kann zweitens den Opfern des Staatshandels helfen.
Tut Gutes ein Jedermann, das verstehen wir, das ist richtig.
Am radikalsten jedoch ist, schreibt der Schreiber dort in Idea,
die von Bonhoeffer eröffnete dritte Möglichkeit,
nicht nur die Opfer unter dem Rat zu verbinden,
sondern dem Rat selbst in die Speichen zu fallen.
So, und das ist politisches Handeln.
Das ist eben das, was Gottes Wort uns gerade nicht zeigt
und wovor Gottes Wort uns letztlich warnt.
Aber ich sage noch mal, wir dürfen Dietrich Bonhoeffer
nicht mit unseren Augen, mit unserem Verständnis messen,
des Wortes Gottes, weil er eben Teil dieser Kirche war.
Und das müssen wir einfach stehen lassen,
ohne ein falsches Urteil über ihn zu fällen.
Wir können vielleicht nicht sagen, dass er ein Führer war.
Und doch denke ich, wie kann jemand bereit sein,
diese Märtyrer-Qualen einer Hinrichtung,
und das wird schon beschrieben auch,
in was für einer Weise er bereit war, sich hinrichten zu lassen,
in was für einer Gesinnung und wie er da voller Vertrauen (00:08:02)
das getan hat, wenn er nicht gläubig ist.
Man denkt dann doch an Hebräer 13 Vers 7:
"Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben,
und den Ausgang ihres Wandelns anschauend,
ahmt ihren Glauben nach".
Wollen wir einmal positiv annehmen,
auch wenn natürlich Lieder, die er sehr spät im Gefängnis gedichtet hat,
"Von guten Mächten wunderbar geborgen...",
etwas mystisch wirken und manche Fragen eben immer noch aufwerfen.
Aber wie gesagt, wir wollen nicht übersehen,
dass er Teil dieser Kirche war,
dass er dadurch natürlich auch gelehrt worden ist,
belehrt worden ist und dadurch auch manche falschen Vorstellungen hatte,
auch beibehalten hat.
Und doch eben war anscheinend dieser Glaube da,
dieser Glaube, dass das wirklich Gottes Wort ist.
Vielleicht hat er sich da wirklich geändert,
und das wollen wir positiv annehmen und wollen diesen Glauben sehen.
Der Glaube, der nicht darauf setzt,
dass er heute die Kraft für morgen hat,
aber der weiß, dass ich heute die Kraft für heute brauche
und in diesem Vertrauen auch für Gott lebe.
Und daran kann er ein guter Hinweis sein
auf das, was wir bei dem Herrn Jesus sehen.
Und das wollen wir für uns auch mitnehmen. (00:09:02)
Wir sind nicht aufgerufen, Widerstandskämpfer zu sein,
weder politisch noch ökonomisch,
noch in der Kultur, noch in irgendeinem anderen Bereich.
Wir sind einfach aufgefordert, dem Herrn Jesus nachzufolgen,
uns ihm zu übergeben und da treu zu sein bis zum Tod.
Das ist ja bei uns in Deutschland in diesen Jahren nicht dieses Problem.
Aber das kann mal wieder ein Problem sein.
Und dann wollen wir eben in diesem Vertrauen zu dem Herrn leben,
dass er alles gut macht, dass wir in seiner Hand sind,
dass er der ewige Gott ist,
der uns auch in schwierigen Lebensumständen eine Hilfe sein wird.