Das von Terroristen zerstörte WTC war nur 417 Meter hoch. Das mit 451 Metern derzeit höchste Gebäude der Welt steht in Kuala Lumpur. Jetzt gibt es Gebäudevorschläge von 533 Metern Höhe. Obwohl es anfangs hieß, man wolle nicht wieder „so in die Höhe“ schießen, scheinen dem Ehrgeiz inzwischen wieder keine Grenzen mehr gesetzt zu sein. Man träumt wieder davon, auch in dieser architektonischen Größe an erster Stelle stehen zu können.
Der Traum vom Größenwahn – begann bei Satan
Dieser “Traum” erinnert uns daran, dass der Mensch fast von Beginn der Menschheitsgeschichte an durch Größenwahn gekennzeichnet war. Ja – es fing sogar noch früher an. Wenn wir die Hinweise in Jesaja 14 und Hesekiel 28 als Beschreibung der Sünde des Teufels sehen – und vieles spricht dafür – dann sehen wir, dass er, der er ein schirmender Cherub war (Hes 28,14), mit der überragenden Rolle wahrscheinlich des höchsten Engels nicht zufrieden war, sondern sich zu Gott erheben wollte (Jes 14,13). Größenwahn – das war das Motiv des Teufels, und daher wurde für ihn die Hölle geschaffen (Matthäus 25,41).
Man braucht nicht lange zu warten, dass sich nach der Erschaffung des Menschen ein Nachkomme Kains, Lamech, groß dünkte. Und spätestens mit dem Turmbau in Babel erleben wir den einen Größenwahn par excellence! “Wohlan, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze an den Himmel reiche, und machen wir uns einen Namen, dass wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde!” (1. Mose 11,4). Offenbar hatte Gott die Menschen gewarnt vor der Zerstreuung – aber sie haben nicht gehört.
Und selbst die letzte Aktion, die diese Erde sehen wird, bevor der große weiße Thron das endgültige Gericht des gottlosen Sünders besiegelt, ist Größenwahn: Es wird einen in dieser Dimension nie da gewesenen Kampf geben, wo die Menschen von allen Enden der Erde auftreten werden, um gegen Christus zu kämpfen. Für sie wird es dann ewig zu spät sein, denn ihr Untergang steht bereits heute fest!
Und wir Christen - gibt es auch bei uns Größenwahn?
Wir müssen leider bekennen: Ja! Denn das menschliche Herz hat sich nicht geändert – seit der Erschaffung der Erde. Und selbst ein Gläubiger, der ja die neue Geburt erleben durfte, und der das Leben von Christus – ewiges Leben – geschenkt bekommen hat, hat noch das Fleisch. Aus Galater 5,21 wissen wir, dass das Fleisch zum Neid aufruft. Und Neid führt unweigerlich dazu, sich selbst besser und größer zu machen als den anderen. Auch als den Mitgläubigen? Ja, gerade diesem gegenüber.
Die Jünglinge, das heißt diejenigen, die in der Kraft des neuen Lebens für den Herrn wirksam werden (wollen), werden vor dem Hochmut des Lebens gewarnt (1. Johannes 2,16). Und wer muss sich nicht daran zurückerinnern – oder ist es gerade der Fall? – dass genau dann, wenn man begonnen hat, für den Herrn tätig zu sein, wenn man etwas Neues im Wort Gottes gelernt hat, dass man sich dann weiser, intelligenter und wichtiger als die anderen fühlt, die vielleicht im Moment auf der Stelle treten?
Wir sind infiziert von dem Geist unserer Zeit!
Wir leben in einer Zeit, wo man schon vor der Schule beginnt, sich gegenseitig zu messen. In der Schule muss man die Mitschüler ausstechen; in der Musikschule besser sein; in der Ausbildung gilt es, sich gegenüber den Mitazubis durchzusetzen; auf der Arbeitstelle wird man den nächsten Karrieresprung nur schaffen, wenn man andere – vielleicht mit Hilfe der Ellenbogen ? – hinter sich lässt; die Nachbarn sollen nicht so beliebt sein wie wir... Man könnte weiter aufzählen. Und wer wollte bestreiten, dass wir nicht alle – mehr oder weniger – von diesem Zeitgeist angesteckt werden.
Wir alle wollen doch irgendwie etwas zählen – in dieser Welt, oder etwa nicht?
Mir scheint, dass wir den Höhepunkt unserer Ichsucht und unseres Größenwahns erkennen, wenn wir die Jünger anschauen, kurz vor dem Tod des Herrn. Er hatte ihnen soeben noch einmal das Nahen seines Todes vorgestellt. Er hatte gerade das Gedächtnismahl eingeführt. Und dann unterhalten sie sich, wer der Größte unter ihnen ist (Lukas 22,24). Das ist nichts anderes als unser Spiegel!
Und wie schreibt Jakobus, der uns immer wieder einen Spiegel vorhält: “Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade” (Jakobus 4,6). Vielleicht mag diese Stelle für uns ein Stop-Schild sein, selbst nach Größe zu trachten: in der Familie, in dem Beruf, der Schule, in der Nachbarschaft oder sogar in der Versammlung (Gemeinde, Kirche). Letzterer Ort ist vielleicht der allergefährlichste Ort, seine Ichsucht auszuüben. Ob das nicht auch ein Grund für den traurigen Zustand unter dem Volk Gottes ist?
Unser vollkommenes Beispiel!
Der Herr Jesus sagte einst: “Wer irgend unter euch groß werden will, soll euer Diener sein; und wer irgend unter euch der Erst sein will, soll der Knecht aller sein. Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele” (Markus 10,43-45).Quelle: bibelpraxis.de/a9.html