
Wie so oft im Leben gibt es zwei Extreme: Die einen sagen, man solle unter den aktuellen Umständen auf keinen Fall in dieses Kriegsland reisen. Die anderen argumentieren: Übertreibt nicht! Seid nicht solche Angsthasen und reist ins „verheißene“ Land!
Ins gelobte Land?
Nun muss man zunächst einmal erkennen, dass Israel „heute“ nicht das gelobte, also den Nachkommen Abrahams verheißene Land ist. Diese Weissagungen erfüllen sich heute nicht. Das kommt erst nach der Entrückung (1. Thes 4,15-17). Israel steht bis dahin sozusagen auf dem Abstellgleis.
Gleichwohl handelt es sich um das Land, in dem der Herr Jesus lebte. Das macht es anziehend. Soll oder kann man denn nun unter den aktuellen Umständen dorthin reisen? Der Blick in die Medien hilft nicht. Das wissen wir aus Erfahrung. Vor allem sind die Presseunternehmen Teil „dieses Zeitlaufs unter der Herrschaft des Teufels (Eph 2,2). Eine objektive Beurteilung ist von ihnen nicht zu erwarten. Die einen warnen eindringlich, die anderen spielen jede Gefahr herunter.
Die Taktik
Diese Zwiespältigkeit kennen wir von unserem großen Feind. Oft spielt er moralische Gefahren erst herunter, vor allem, wenn es um Sünde geht. „Niemand nimmt die Dinge heute noch so ernst!“ Aber wehe, man hat sich einmal auf seine List eingelassen und nicht die Flucht ergriffen, als die Sünde lockte! Dann redet uns Satan ein, wie schlimm es ist: „Jetzt ist alles verloren! Gutmachen kannst du das nicht mehr.“
Hör nicht auf den Feind, sondern halte dich an Gottes Wort. Dort liest du, wie eindringlich der Herr jeden von uns vor der Sünde warnt. Leider hören wir oft nicht. Doch Er lässt uns dann nicht in hoffnungslosem Zustand zurück. Jesus Christus ist unser Sachwalter, der uns die Vergebung als wunderbares Ergebnis des Erlösungswerkes zeigt (1. Joh 2,1.2).
Krieg?! Was nun?
Wie sieht es nun im Land Israel aus? Die Antwort ist vielleicht überraschend: im Allgemeinen erträglich. Hör also nicht auf unwissende Kommentatoren, sondern frag diejenigen, die im Land leben oder regelmäßig dorthin reisen. Sie vertrauen ihrem Herrn, auch wenn sie natürlich wissen, dass das Leben in Gottes Hand ist. „Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue auf ihn“ (Ps 37,5) ist ihre Haltung bei solchen Fragen. Seltsam, dass wir oft denen mehr vertrauen, die nicht wirklich Bescheid wissen. Ist das im Glaubensleben nicht auch so? Warum hängen wir uns an diejenigen, die selbst im Leben straucheln, statt geistliche Christen als Vorbild zu nehmen und Gott in seinem Wort zu befragen? Es ist gut, aus Erfahrung klug zu werden.
Sind denn keine Gefahren mit einer Reise nach Israel verbunden? Im letzten März war ich im Norden des Landes unterwegs. Dort kennen wir einige christliche Zusammenkommen (Mt 18,20). Plötzlich fragte mich ein gläubiger Israeli: „Hast du die Rakete gehört, die gerade losgegangen ist?“
Tatsächlich hatte ich nichts davon wahrgenommen. Warum nicht? Weil ich kein Ohr dafür hatte und nicht geübt war und keine „Antenne“ für dieses Raketenabwehrsystem hatte. Ist das nicht im Glaubensleben oft ähnlich? Wenn wir nicht wachsam sind, hören und sehen wir Gefahren kaum. Wie gut, Mitgläubige zu haben, die auf diese Bedrohungen hinweisen!
Raketenlärm
Du brauchst dich aber nicht abschrecken zu lassen. Außer durch „Hören“ hatte ich mit Raketen dort noch nie zu tun. Doch solltest du auch nicht unvorbereitet solche Risikogebiete besuchen. Informiere dich an den richtigen Stellen bei Menschen, die sich auskennen. Genauso, wie ich im Blick auf das ewige Seelenheil nicht Philosophen oder Theologen befrage: Gott und sein Wort sind die richtigen „Ansprechpartner“ für diese Frage.
Es kommt immer auf eine nüchterne Beurteilungsbasis an. Die gibt es für uns bis heute: durch die Bibel und von solchen, die „infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen“ (Heb 5,14).
Mit anderen Worten: Du musst nicht auf die Entrückung und die anschließende Erscheinung des Herrn warten, um nach Israel zu reisen. Aber wenn du vorher nicht dorthin kommst, fehlt dir nichts Entscheidendes. Viel wichtiger als das Landen im „gelobten Land“ ist das Leben in Gemeinschaft mit dem „gelobten“ Herrn!
Schade
Eines möchte ich abschließend noch anmerken. Es ist schade, dass es in Israel unter Gläubigen eine Trennung gibt, die eigentlich überwunden sein sollte. Paulus spricht davon, dass die „Zwischenwand der Umzäunung“ (Eph 2,14) durch Christi Tod abgebrochen ist. Gläubige unterscheiden sich nicht mehr nach ihrer Herkunft von Juden oder Nationen. Aber gerade diese Trennung gibt es im Land noch.
Bis auf Ausnahmen bleiben „messianische Juden“unter sich. Sie meinen, dadurch eher unter Juden missionieren zu können. Aber sie verstehen nicht, dass es nur noch die eine Versammlung gibt, den einen Leib, der aus allen Erlösten heute besteht. Aber auch die gläubigen Nichtjuden tun sich oft schwer, frei mit den „jüdischen“ Gläubigen in örtlichen Zusammenkommen zusammenzuleben. Das behindert das wahre Zeugnis der „Einheit des Geistes“ (Eph 4,3).
Quelle: bibelpraxis.de/a8852.html
