Der Prophet Hosea (31) - Hosea 13,9-15: Ephraims Niedergang folgt Gottes Gericht

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II: Ephraims Niedergang folgt Gottes Gericht (V. 9-15)

Die Verse 9-15 bilden einen neuen Abschnitt. Darin nennt der Prophet drei nennenswerte Punkte, die die vielen Vorwürfe gegenüber der Untreue des Volkes und die zahlreichen Gerichtsankündigungen beschließen:

  1. den Grund für den Niedergang in Israel (V. 9-13);
  2. die rettende Allmacht Gottes (V. 14.15a);
  3. Israels gerechte Strafe (V. 15b).

1.) Grund des Niedergangs (V. 9-13)

In den vergangenen Kapiteln hatte der Prophet mehrfach Ursachen genannt, die zum Niedergang im Volk führten. Kurz vor Ende seines Buches ergänzt Hosea die ,,Liste", um weiteres Fehlverhalten offenbar zu machen. Diesmal sind es Eigenwille und Opposition: „Es hat dich zugrunde gerichtet, Israel, dass du gegen mich, gegen deine Hilfe, bist“ (Hos 13,9). Gott hatte dem Volk vielfach Hilfe und Rettung verschafft. Ob in Ägypten, in der Wüste oder im Land Kanaan. Trotz der zahlreichen Zuwendungen Gottes nahm Ephraim eine eigenwillige und oppositionelle Haltung ein, indem es Könige erwählte, um sie an die Stelle der Regierung des HERRN zu setzen. Unter ihrer Herrschaft erhofften sie sich Schutz und Hilfe, die keiner der Könige ihnen jedoch zusichern konnte. Deshalb lässt Gott sie fragen: „Wo ist nun dein König, dass er dich rette in allen deinen Städten, und wo deine Richter, von denen du sagtest: Gib mir einen König und Fürsten“ (Hos 13,10)?

Das Erschreckende: Bereits Jahrhunderte zuvor prägte dasselbe Verhaltensmuster das Volk, als es in den Tagen Samuels König Saul forderte. Auch er ersetzte die Regierung des HERRN. Bereits da zeichnete sich ab, dass Israel den Nationen gleichgestellt sein wollte, die ebenfalls Könige und Fürsten einsetzten. Das Verlangen nach einem König offenbart das Aufgeben des lebendigen Gottes. Es ist der Ruf nach Unabhängigkeit. 

Wie in den Tagen Sauls erfüllte Gott ihre Forderung und gab ihnen einen König: „Ich gab dir einen König in meinem Zorn und nahm ihn weg in meinem Grimm“ (Hos 13,11). Noch einmal macht der Prophet deutlich: Rettung und Hilfe vermochten sie dem Volk zu keiner Zeit zu verschaffen. Im Gegenteil: „Dahin ist Samaria und sein König“ (Hos 10,7). Viele der Könige, insbesondere diejenigen, die nach Sekarja folgten, wurden durch Gottes Grimm hinweggenommen. Sie starben eines gewaltsamen Todes. Dazu zählte auch der letzte im Nordreich amtierende König Hosea.

Die Bilanz

Die Verse 9-11 sind schlichtweg eine Offenbarung der Gesinnung des Volkes, die durch drei bemerkenswerte Kennzeichen geprägt war:

  • Eigenwille;
  • Auflehnung (Opposition);
  • Unabhängigkeit.

Sie trug maßgeblich dazu bei, das nicht nur die politische Lage instabil wurde, die am Ende zum nationalen Zusammenbruch des Landes führte, sondern Israel auch dem Niedergang verfiel, sodass wiederholt Gericht angekündigt wird, auf das Hosea in Vers 15 zu sprechen kommt. Es war ein Leben und Handeln ohne Gott.

Henri I. Ironside merkt an: „Es könnte durchaus häufig der Fall sein, dass Gott seinen Kindern – wenn ihr Herz von Ihm abgewandt ist – das gibt, was sie begehren. Er gibt ihnen ihr Verlangen, aber er sendet „Magerkeit in ihre Seelen“ (Ps 106,15). …und es könnte sein, dass wir dann Jahre erleben, in denen wir die Torheit bedauern, nicht all unsere Angelegenheiten in seine Hände gelegt zu haben.“1

Die Schuld Ephraims

In Vers 12 kommt der Prophet von der Gesinnung Ephraims auf dessen Schuld zu sprechen: „Die Ungerechtigkeit Ephraims ist zusammengebunden, aufbewahrt seine Sünde“ (Hos 13,12). Die Aussage nimmt Bezug auf einen alten Brauch im Orientalischen Raum, bei dem Geld oder Wertsachen in einen Bündel eingebunden und irgendwo verborgen wurden (aus Gründen der Sicherheit). Dementsprechend würde der HERR dafür sorgen, dass ihre Sünden nicht in Vergessenheit gerieten, sondern auf den Tag der Strafe wie in einem Bündel aufbewahrt blieben, um nicht „verloren“ zu gehen (vgl. 5. Mo 32,34; Hiob 14,17; 1. Sam 25,29).

Wehen über Ephraim

Wegen ihres sündigen Verhaltens und ihrer Schuld würden Wehen auf Ephraim kommen, wie auf eine Gebärende: „Wehen einer Gebärenden werden ihn ankommen“ (Hos 13,13). Das Bild der Wehen der Mutter beschreiben die Schmerzen, unter denen das Volk im Gericht leiden würde (vgl. Hos 7,2). Zugleich wird Ephraim, da es nicht zu Gott umkehren wollte, mit einem törichten Sohn verglichen, der, wenn die Zeit des Geburtsvorgangs gekommen ist, diesen verzögert und so Leben von Mutter und Kind in Gefahr bringt (vgl. 2. Kön 19,3; Jes 37,3).

Mutter und Kind stehen hier symbolisch für eine Person: für Israel. Daraus erklärt sich auch der Übergang von den Wehen der Mutter zu dem Verhalten des Kindes. Gott möchte dem Volk mit dieser Symbolik vorhalten, dass es selbst unter dem schmerzhaften Strafgericht (Wehen der Mutter) mit seiner Umkehr zögert (unweiser Sohn tritt nicht in den Durchbruch ein). Es bleibt störrisch und eigenwillig in seiner Sünde und verharrt darin.

2.) Die rettende Allmacht Gottes (V. 14.15a)

Trotz des Verharrens in der Sünde wird Gott seinen Plan mit Israel erfüllen. Er wird es von der Gewalt des Scheols erlösen und vom Tod befreien (V. 14). Eine eigenartige Formulierung. Hosea will Folgendes zum Ausdruck bringen: So wie diejenigen tot sind, die sich in der Gewalt des Scheols befinden, ist Israel geistlich tot. Es besitzt kein Leben aus Gott. Dennoch wird Gott das Volk aus seinem „Todesschlaf“ erretten und sie auferwecken. Er wird es national und geistlich wiederherstellen (vgl. Hes 37; Hos 6,2). Diese Wiederherstellung ist übrigens die Erfüllung der Worte des Propheten Jesaja: „Den Tod verschlingt er für immer; … und die Schmach seines Volkes wird er wegnehmen von der ganzen Erde“ (Jes 25,8). Die Auferweckung des Volkes wird ausschließlich ein Werk der Gnade sein, die ihnen Hoffnung auf Leben verspricht.

Die Verheißung an Israel – ihre künftige Erlösung und Befreiung aus dem Tod - ist zugleich ein verborgener Hinweis auf das Werk des Herrn Jesus und seiner Auferstehung (vgl. Hos 6,2). Auf dessen Grundlage wird das Volk auferweckt und befreit werden.

A.C. Gaebelein merkt an: „Es ist vorgekommen, dass man diese Stelle hinsichtlich der Lehre von der Wiederherstellung der Gottlosen gebraucht hat. Dies ist unzulässig. Sie hat nichts mit den gottlos Gestorbenen und ihrer Zukunft zu tun, sondern gilt ausschließlich für die Wiederherstellung Israels“.2

3.) Israels gerechte Strafe (V. 15b)

Die Verse 15 und Kapitel 14,1 beschreiben ein letztes Mal in diesem Buch Gericht. Der Prophet vergleicht es mit einem Ostwind, dem stärksten aller Winde. In voller Wucht würde die assyrische Weltmacht („Ostwind“) über Israel hereinbrechen und die zehn Stämme gefangen nach Assyrien wegführen. Mit der Deportation des Volkes im Jahre 722/721 vor Christus erfüllte sich die Prophezeiung, durch die Gott die Sünde des Volkes heimsuchte, weil es nicht bereit war, Buße zu tun und sich zu beugen.

Fußnoten

  • 1 Notes On The Minor Prophets
  • 2 Gaebelein´s Concise Commentary on the Whole Bible
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