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Durch den Sieg Jesu über Satan in der Wüste wurde der Starke „gebunden“, nicht „vernichtet“. Er hatte somit am Ende noch einmal die Gelegenheit, Christus anzugreifen und zu erproben. Nachdem er „eine Zeit von ihm gewichen“ war (Lk 4,13), kehrte er wieder zurück, aber in einer anderen Gestalt: Er war derjenige, der die Macht des Todes hatte, um die Seele des Menschen zu erschrecken. Ein gewaltiger Gedanke! Diese Macht ließ er in ihrer ganzen schrecklichen Intensität auf den Geist Christi im Garten Gethsemane einwirken.

Wir können unmöglich die Szene in jenem Garten betrachten, ohne zu spüren, dass der Geist unseres gesegneten Herrn etwas durchmachte, was Er nie zuvor erlebt hatte. Es ist offensichtlich, dass Satan die Erlaubnis erhielt, in ganz besonderer Weise vor Ihn zu treten und in einzigartiger Weise Macht auszuüben, um Ihn, wenn möglich, abzuschrecken. So sagt Christus in Johannes 14,30: „Es kommt der Fürst dieser Welt und hat nichts in mir.“ Und nach Lukas 22,53 sagt Er zu den Hohenpriestern und Hauptleuten des Tempels: „Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber, mit Schwertern und Stöcken? Als ich täglich bei euch im Tempel war, habt ihr die Hände nicht gegen mich ausgestreckt; aber dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis.“

Es ist also offensichtlich, dass die Zeit zwischen dem letzten Abendessen und dem Kreuz durch Merkmale gekennzeichnet war, die sich von jeder früheren Etappe der wunderbaren Geschichte unseres Herrn unterscheiden. „Dies ist eure Stunde.“ Und weiter: „die Macht der Finsternis“. Der Fürst dieser Welt kam gegen den zweiten Menschen, bewaffnet mit all der Macht, mit der die Sünde des ersten Menschen ihn ausgestattet hatte. Er brachte die ganze Kraft und den ganzen Schrecken des Todes, das gerechte Gericht Gottes; gegen den Geist Jesu ins Spiel.

Jesus wurde mit all dem in ganzer Wucht und in furchtbarer Intensität konfrontiert. Daher hören wir solche Worte wie diese: „Meine Seele ist sehr betrübt, bis zum Tod“. Und weiter lesen wir: „Und als er in ringendem Kampf war, betete er heftiger. Und sein Schweiß wurde wie große Blutstropfen, die auf die Erde herabfielen.“

Mit einem Wort: Derjenige, der es unternahm, sein Volk zu erlösen, seinen Gliedern das ewige Leben zu schenken, den Willen und den Ratschluss Gottes zu vollenden, musste alle Folgen des menschlichen Zustands auf sich nehmen. Es gab kein Entrinnen vor ihnen. Er ist durch sie alle hindurchgegangen; aber Er ist allein durch sie hindurchgegangen, denn wer außer Ihm selbst hätte das tun können? Er, die wahre Arche, musste allein in den dunklen und furchtbaren Strom des Todes gehen, um seinem Volk einen Weg zu bahnen, damit es trockenen Fußes hinübergehen konnte. Er war allein in der schrecklichen Grube und dem schlammigen Lehm, damit wir einmal mit Ihm auf dem Felsen stehen können. Er hat sich das neue Lied allein verdient, das Er inmitten der Versammlung nun singen kann.

Aber unser Herr begegnete nicht nur der ganzen Macht Satans als dem Fürsten dieser Welt, der ganzen Macht des Todes als dem gerechten Gericht Gottes, der ganzen Gewalt und bitteren Feindschaft des gefallenen Menschen: Es gab etwas, das weit über all das hinausging.

Als der Mensch und auch Satan, die Erde und die Hölle ihr Äußerstes getan hatten, blieb eine Region der Dunkelheit und undurchdringlichen Finsternis übrig, die der Geist des Gesegneten durchqueren musste und in die der menschliche Gedanke unmöglich eindringen kann. Wir können nur an der Grenze stehen und mit gesenktem Haupt in der tiefen Stille unsagbarer Anbetung dem lauten und furcherregenden Schrei lauschen, der von dort ausgeht, begleitet von den Worten: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – Worte, die nicht einmal die Ewigkeit aussprechen kann.

Hier müssen wir innehalten und demjenigen, der all dies durchgemacht hat, um uns das Leben zu schenken, noch einmal ewiges und allgemeines Lob, Huldigung und Anbetung bringen. Mögen unsere Herzen Ihn anbeten! Mögen unsere Lippen Ihn loben! Möge unser Leben Ihn verherrlichen! Er allein ist würdig. Möge seine Liebe uns dazu bringen, nicht für uns selbst zu leben, sondern für den, der für uns gestorben und auferstanden ist und uns das Leben in der Auferstehung geschenkt hat.

Entnommen aus: Short Papers 7

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Artikelreihe: Der zweite Mensch

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