Sich etwas (konkret: die DDR) zurückwünschen, was es so nie gegeben hat


Transkript der Audiodatei

Hinweis: Der folgende Text ist ein computer-generiertes Transkript der Audiodatei. Vereinzelt kann die Spracherkennung fehlerhaft sein.
(00:00:00) Ein Artikel hat vor einiger Zeit meine Aufmerksamkeit erregt. Er war überschrieben mit, ein Teil der ostdeutschen Bevölkerung wünscht sich eine DDR zurück, die es nie gab. Da ist in der Neuen Zürcher Zeitung ein Interview mit Ilko Sascha Kowalczuk geführt worden, der in der DDR aufgewachsen ist und als Historiker auch diese Zeit erforscht hat. Er wurde gefragt, oder ihm wurde gesagt, Am 7. Oktober 2024, vor 75 Jahren, also im Jahr 1949, wurde die DDR gegründet. Hat das in Deutschland jemand gefeiert? Und die Antwort war bemerkenswerterweise ja. Es gab anscheinend in Berlin eine Veranstaltung, die mit Egon Krenz, das ist der letzte Generalsekretär der SED, gefeiert worden ist. Und dazu sagt Kowalczuk, Krenz hielt eine geschichtsrevisionistische Rede und wurde bejubelt. Ein relevanter Teil der ostdeutschen Bevölkerung wünscht sich eine DDR zurück, die es nie gab. (00:01:01) Es gibt wohl eine Umfrage, eine Erhebung der Universität Leipzig, die zeigt, dass 10% der unter 30-jährigen Ostdeutschen, die also nie die DDR erlebt haben, als Bürger der DDR empfinden, also heute noch die Meinung haben, dass sie lebten oder sie empfänden, sie hätten eine Gefühlsempfindungswelt wie in der DDR. Sie haben das Land nie erlebt, aber es erscheint ihnen als eine Art sozialistischer Komödiantens-Stadel. Mit sozialer Sicherheit, allerdings ohne Stasi, Mauer und Mauertote. Ich komme gleich auf diesen Punkt noch mal zurück. Interessant ist, dass es Ulbricht anscheinend geschafft hat, nach dem Mauerbau, wo also praktisch die Freiheiten aufgehört haben, noch mehr aufgehört haben in diesem Stadt, gegen den Widerstand des Parteiapparats und auch seines Nachfolgers Erich Honecker, Reformen durchzuführen, die eben dazu geführt haben, dass von 1962 bis 65 die SED wohl eine vergleichsweise große Akzeptanz (00:02:06) unter der Mitbevölkerung, unter der Bevölkerung besessen hat. Also man sperrte die Leute hinter einen Stacheldraht und bewirkte gleichzeitig eine Entspannung, die eben dazu führte, dass in diesem Jahr, sagen wir 1963, auch der Vorsprung der Bundesrepublik Deutschland und anderer westlicher Staaten gegenüber der DDR vergleichsweise gering war. Die Ausstattung mit Kühlschränken, Radiogeräten in Ost- und Westdeutschland war zu dieser Zeit anscheinend vergleichbar. Sogar was die Qualität und das Design betrifft. Und erst später hat sich das geändert. Das zeigt übrigens auch, man muss immer aufpassen in dem Rückblick, und gerade wir, die wir das praktisch gar nicht erlebt haben, oder jedenfalls nur als Jugendliche, da ist alles schlecht gewesen. Das ist eben nicht so. Auch unser Blick kann getrübt sein. Und wir können auch da eine Erinnerung haben an Dinge, die so gar nicht gewesen sind, jedenfalls nicht nur gewesen sind. (00:03:02) Es war eben nicht alles schlecht. Nun, ich komme zurück, dass sich ein Teil der ostdeutschen Bevölkerung etwas wünscht, was es nie gegeben hat. Das erinnert natürlich an das, was wir in Gottes Wort lesen. Denken wir an 2. Mose 16. In 2. Mose 16 finden wir das Volk Israel gerade aus Ägypten heraus erlöst. Sie waren gerade durch Gott, durch seine mächtige Hand, befreit worden von der Herrschaft des ägyptischen Pharao, der ja ein Vorbild auf den Teufel ist, der Gott dieser Welt, der Fürst dieses Zeitlaufs. Und da heißt es in 2. Mose 16 Vers 3, die Kinder Israel sprachen zu Mose, zu Aaron, wären wir doch im Land Ägypten durch die Hand des Herrn gestorben, als wir bei den Fleischtöpfen saßen, als wir Brot aßen bis zur Sättigung. Denn ihr habt uns in diese Wüste herausgeführt, um diese ganze Versammlung vor Hunger sterben zu lassen. Ob sie wirklich regelrechten Hunger schon erlitten haben, (00:04:01) kann man ja gar nicht sagen. Ich jedenfalls kenne keinen Hunger. Ob man das nach so wenigen Tagen dann auch behaupten kann. Aber jedenfalls haben sie eine Rückerinnerung an einen Ägypten, den es zu sie, jedenfalls sie da standen, nicht gegeben hat. Fleischtöpfe, was haben sie denn an Fleischtöpfen gehabt? Tag für Tag mussten sie Ziegel brennen und dann nach einer gewissen Zeit noch mehr machen und haben das nicht geschafft, sie hatten überhaupt keine Zeit zu essen. Also eine Erinnerung an etwas, was es so nicht gab. 4. Mose 11 bestätigt das noch einmal, das ist natürlich deutlich später. Da heißt es in Versen 4 und 5, und das Mischvolk, das in ihrer Mitte war, wurde lüstern. Und auch die Kinder Israel weinten wieder rum und sprachen, Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Wir erinnern uns an die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, an die Gurken und die Melonen und den Lauch und die Zwiebeln und den Knoblauch. Und nun ist unsere Seele dürr, gar nichts ist da, nur auf das Mann sehen unsere Augen. Und das, 4. Mose 20 oder 21, haben sie ja dann auch verachtet und regelrecht verschmäht. (00:05:01) Woran erinnerten sie sich? Sie erinnerten sich an etwas, was es so nicht gegeben hat. Mal abgesehen davon, dass man von Fisch und von Melonen und Lauch und Zwiebeln und Knoblauch überhaupt nicht satt werden kann, haben sie eine Rückerinnerung an ein Ägypten, das es so nicht gab. Und so ist das auch bei uns, diese Gefahr. Und das lerne ich aus diesem Interview, aus dieser Tatsache. Man wünscht sich eine DDR zurück, die es nie gab. Wir verfremden und wir beschönigen das, was an Schlechtem in früherer Zeit war, und meinen, das war alles besser. Sagt nicht auch Salomo, der weise Prediger, in Prediger 7 Vers 10, sprich nicht, wie kommt es, dass die früheren Tage besser waren als diese? Denn nicht aus Weisheit fragst du danach. Nicht, dass er sagt, dass das nicht zum Teil der Fall sein kann. Aber es ist ein verfremdeter, es ist ein irreführender Blick zu meinen, früher war alles besser. Wie ist das mit der Unmoral? Die ist ja so furchtbar heute, früher war alles besser. Ja, schau doch heute mal nach Korinth. Schau doch mal in das Alte Testament, (00:06:02) wo Kinder ins Feuer als Opfer gegeben worden sind. Ist das besser als das, was wir heute haben? Ja, heute ist eine furchtbare Unmoral. Aber dass jetzt gerade in vielen Ländern Menschen geopfert werden, ins Feuer als Opfer Gott gebracht werden. Es gibt in heidnischen Religionen, in Afrikas mag es das noch geben. Aber das ist doch nicht der allgemeine Zustand. Wie ist das denn mit den Trennungen? Es ist ja so furchtbar heute, es ist eine Trennung nach der anderen. Ja, es ist traurig. Wünscht Gott Trennungen? Ja, er zeigt uns in Gottes Wort, dass die Absonderung von Bösen notfalls in Verbindung mit einer Trennung, um sich von dem Bösen eben wegzureinigen, dass das Gottes Weg zur Einheit ist. Aber an sich möchte Gott keine Trennungen. Er hat doch das Volk Gottes heute gegeben, die Versammlung als eine Perle, als eine Ganzheit, als eine Einheit. Wir sollen die Einheit des Geistes bewahren, im Band des Friedens, Epheser 4 Vers 3. Also Gott möchte keine Trennungen. Das ist eine ganz traurige Angelegenheit. Aber ist das etwas Neues? Wenn nicht schon in Korinth diese Spaltung, und spricht der Apostel Paulus nicht im Neuen Testament mehrfach (00:07:02) von diesen Sektierereien, von Sekten, die sich bilden, für alle möglichen Gruppierungen, sei es um Personen, oder sei es um Themen, die überhöht werden, die nicht alle notwendigerweise böse und verkehrt sein müssen, aber die einen Stellenwert bekommen, den Gottes Wort ihnen nicht beimisst. Das ist nicht etwas ganz Neues. Und gab es früher auch diese Trennungen? Ja, es gab die katholische Kirche als die allgemeine Kirche. Über ein Jahrtausend gab es sie. Aber auch da gab es ständig Abspaltungen. Es ist also nicht so, dass wir hier mit einem total gänzlich neuen Phänomen zu tun haben. Denke nicht, dass früher alles besser war, dass früher alles schöner war. Ja, wie ist das mit der geistlichen Höhe? Es ist doch alles so verflacht, so alles im Niedergang. Ja, das muss man sagen. Es ist ein solcher Niedergang. Aber war früher alles so viel besser? Wenn ich nach Korinth schaue, was ist denn da für ein Zustand gewesen? Das ist doch moralisch und auch technisch, moralisch und auch theologisch, auch von der Lehre her, ein furchtbarer Zustand gewesen. Wenn ich an Galatien denke, was der Apostel Paulus dort schreibt, (00:08:01) auch an 2. Korinther 3, diese falschen Lehrer, das, was wir heute natürlich in Masse haben, dass das Gesetz und die Gnade miteinander vermischt werden, dass wir eben nicht eine Belehrung haben, wo deutlich wird, dass die Stellung des Gläubigen allein aus Gnaden ist und allein auf der Gnade beruht, sondern dass man versucht, irgendwie gesetzliche Elemente, du musst dies und jenes tun, damit du ein guter Christ bist, damit du von Gott angenommen wirst, wie das vermischt wird eben mit der Gnade. Das ist doch nicht etwas Neues. Das finden wir in Galatien, das finden wir in 2. Korinther 3, das finden wir in der damaligen Zeit auch. Lasst uns also nicht töricht sein und uns etwas zurückwünschen, was es so nie gegeben hat. Wie ist das mit Autorität? Ja, man wünschte sich, dass diese falschen Autoritäten abgeworfen werden. So hat man heute manchmal den Eindruck in gewissen Bewegungen. Und merkt dann gar nicht, dass man sich eine neue Autorität beschafft, die manchmal viel, viel schlimmer ist, viel, viel stärker ist (00:09:03) als das, was früher war. Zunächst gewünscht, denken wir an Ulbricht, der auch das Land absperrte, aber ein gutes Gefühl damit verbannt. So kann man heute ein gutes Gefühl haben, wenn man alte Zöpfe abschneidet, wenn man alte Autoritäten wegtut und man merkt gar nicht, dass man mit einer viel finstereren, einer viel heftigeren Autorität sich auf einmal wiederfindet. Ist das nicht eine Vergesslichkeit, mit der wir zu tun haben, dass das Schlechte von früher ignoriert wird? Und wir so den Eindruck haben, alles geht im Bach runter. Ja, vielleicht in dieser Massivität kann es sein, dass das so früher nicht gewesen ist. Aber auch da muss man vorsichtig sein, revisionistisch denkt. Wie ist das mit unseren Pseudoerinnerungen? 75 Jahre Feier und man stützt sich sozusagen auf etwas, was es so nie gegeben hat. Können wir uns nicht auch auf Löcher stützen? (00:10:01) Können wir nicht eine Erinnerung haben, die so gar nicht wahr ist an alles, was besser war? Was ist denn der Maßstab für uns? Für uns muss doch das Wort Gottes der Maßstab sein, nicht Gefühle. Nicht das, was ich gut empfinde, was ich gut fühle. Das ist jetzt gut und darauf stütze ich mich. Das ist eine große Gefahr heute, dass die Gefühle eine überstärkte, eine übersteuerte Größe sind, in der Beurteilung auch von Dingen. Ist unsere Erinnerung nicht oft sehr, sehr wankelhaft? Wenn man da mal genau nachfragt, ja, woran erinnerst du dich? Da merkt man, so ist das doch gar nicht gewesen. Worauf stützen wir uns? Auf Gefühle, auf Erinnerungen, auf Überzeugungen, die wir haben? Oder stützen wir uns auf Gottes Wort? Darum geht es. Gefühle, auf die frühere Zeit, wirft Licht auf Christus und wirft Licht auf das, was Wahrheit ist und das, was wahr ist, was Gott möchte, dass wir praktizieren. Lasst uns nicht einer Zeit zurückwünschen, die es so auch nicht gab. Lasst uns nicht etwas zurückwünschen, was jedenfalls anders gewesen ist, als das, was auch Gottes Wort als vorbildhaft bringt. (00:11:03) Lasst uns in der heutigen Zeit mit dem Herrn leben. Lasst uns das Licht des Wortes Gottes auf die heutige Zeit scheinen. Lasst uns keinen verklärten Blick auf die heutige, noch auf die frühere Zeit haben, sondern lasst uns die Zeit, die Gott uns gibt, nutzen, um für ihn zu leben, persönlich und gemeinsam. Dann können wir wie Daniel in einer Zeit der Finsternis Licht ausstrahlen, persönlich und auch gemeinschaftlich. Und das wird zur Ehre des Herrn sein und das wird uns auch nützlich sein. Das wird auch uns innerlich glücklich machen. Nicht der Blick nach hinten, sondern der Blick nach vorne und nach oben.
Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Der Pentateuch Manuel Seibel Gottes Wort beginnt für uns mit den fünf Büchern Mose. Sie gehören zusammen und sind von Mose geschrieben worden. Der Feind hat mithilfe sogenannter "Theologen" versucht, diese Tatsache anzugreifen. Aber wir halten daran fest, weil wir an Gott ... Podcast anhören
Kirche im Niedergang - Religion im Aufwind Manuel Seibel Kirchen werden leer und leerer. Dabei gibt es einen fast unstillbaren Hunger nach Religiosität. Und die äußert sich darin, dass alles Mögliche inzwischen zu einem Gott gemacht wird. Auch wir als Gläubige stehen in Gefahr, unsere "Götter" zu ... Podcast anhören
Gleichgesinnt, demütig, zu den Niedrigen halten (Röm 12,16) Manuel Seibel Die demütige Gesinnung des Herrn sollte uns immer ein Vorbild sein. Wie schwer tun wir uns damit, Ihn darin nachzuahmen! Er hielt sich zu den Niedrigen - uns sind die Bekannten und Großen gerade gut genug ... Podcast anhören
Warum ist Israel so anziehend? (das Buch Josua) Manuel Seibel Das Volk Israel ist bereit, Kriege auf sich zu nehmen, um das Land Kanaan zu besitzen. Warum ist dieses Land Israel so anziehend? Wenn man sich die gewaltige Energie anschaut, die für die Einnahme nötig ist, muss dieser Staat wirklich attraktiv ... Video ansehen
Glaube und Politik(er) - das Beispiel des Nürnberger Kirchentags 2023 Manuel Seibel Kirche und Gläubige - das passt zusammmen. Kirchtag und Politiker inzwischen auch. Und wir machen mit und vermischen, was nicht zusammenpasst. Podcast anhören
Christus - der wahre Mordokai (Est 3,2) Manuel Seibel Mordokai war kein Jude, sondern ein Benjaminit. Zugleich ist er ein Vorbild auf den Herrn Jesus und seine Herrlichkeit. Er zeigt wie Christus, dass er nicht bereit war, sich vor einem bösen Menschen, der ein Vorbild von Satan ist, niederzuwerfen. ... Podcast anhören