
Doch schon bald regte sich Widerstand und die Feinde Judas erwirkten schließlich sogar ein Bauverbot beim König (Esra 4). Damit kam der Tempelbau für eine Zeit zum Erliegen.
Aber es war Gottes Wunsch, dass der Tempel wieder aufgebaut wird. Deshalb schickte Er zwei Propheten zum Volk, um sie zum Weiterbauen zu ermutigen, nämlich Haggai und den noch eher jungen Sacharja (vgl. Esra 5,1; Sach 2,8a).
Während Haggai konkrete Punkte im Leben des Volkes anspricht, sieht Sacharja zunächst in einer Reihe von Nachtgesichten verschiedene Aspekte des Handelns Gottes mit seinem Volk in der Zukunft. Zum Abschluss dieser Serie von Nachtgesichten hat Gott noch einen besonderen Auftrag an Sacharja (nachzulesen in Sacharja 6,9-15):
Nimm Silber und Gold!
Er soll zu einigen Juden gehen, die aus Babel zurückgekehrt sind, um Silber und Gold von ihnen zu nehmen. Daraus sollte er eine prächtige Krone machen und sie dem damaligen Hohenpriester Josua aufsetzen. Dazu erhält Sacharja eine wunderbare Prophezeiung über den Herrn Jesus als Messias, der in Zukunft König und Priester in einer Person sein wird und so sein Volk in Frieden regiert (V. 12.13).
Diesen Blick in die Zukunft verbindet Gott dann mit der Situation des Volkes damals. Aus Vers 14 kann man schließen, dass Sacharja die Krone schließlich wieder vom Kopf Josuas herunternehmen musste. Offensichtlich war die Zeit noch nicht gekommen, in der der Messias herrscht.
Eine goldene Krone in der Tempelruine?
Aber Sacharja sollte die Krone nicht einfach wieder mitnehmen, sondern in den Tempel legen, und das ist – wenn auch nicht auf den ersten Blick – wirklich ermutigend. Den Grund für diese Anweisung finden wir in Vers 14: Gott wollte damit an die Männer erinnern, die die Materialien für diese Krone gestiftet hatten. Das war vielleicht etwas, was viele angesichts der besonderen „Krönung“ Josuas schon wieder vergessen hatten, aber Gott hatte es nicht vergessen. Bis heute nimmt Er Kenntnis von allem, was wir für Ihn tun - selbst wenn es sonst keiner bemerkt (s. Heb 6,10; Mt 10,42)!
Ein weiterer Punkt ist auffällig: Es heißt hier einfach, dass die Krone „im Tempel“ sein sollte. Aber der Tempel war zu diesem Zeitpunkt – im zweiten Regierungsjahr Darius‘ (Sach 1,7) – nur eine unfertige Baustelle, die ein offensichtliches Zeugnis der Schwachheit dieser kleinen Menge von Rückkehrern war. Bis zur Fertigstellung des Tempels würde es letztlich noch fast vier Jahre dauern (vgl. Esra 6,15).
Was für eine Ermutigung, dass Gott die Krone trotzdem in diesen Baustellen-Tempel bringen ließ! Dort erinnerte sie die Israeliten tagtäglich daran, dass eines Tages der Messias, der rechtmäßige Herrscher, kommen würde. Sacharja hatte in seinen Worten über Ihn zweimal angekündigt, dass Er selbst den Tempel bauen würde (Sach 6,12b.13a). Wenn die Juden nun an diesem Tempel weiterbauten, arbeiteten sie an derselben Sache, an der ihr Messias in Zukunft „arbeiten“ würde1!
Am Tag großer Schwachheit: Schau auf den kommenden Herrn!
Wir Christen warten nicht auf den Herrn Jesus als Messias, der hier auf der Erde die Herrschaft antreten wird, sondern auf sein Kommen zur Entrückung der Gläubigen. Aber es kann uns – genau wie dem Volk Israel damals – leicht passieren, dass wir heute vermeintlich nur den „Tag kleiner Dinge“ sehen, wie es in Sacharja 4,10 heißt. Allerdings fordert uns Gott im gleichen Vers dazu auf, auch solche Tage nicht zu verachten.
Was wir heute für Gott tun, mag schwach und unvollkommen sein. Aber der Herr schätzt auch das vermeintlich Kleine wert und wird es zu einem guten Ende führen. Serubbabel, dem damaligen Statthalter Jerusalems, wurde versichert, dass er den Tempel vollenden würde (Sach 4,9). Wir haben ebenso die Zusage, dass Gott das, was Er mit uns begonnen hat, zum Ziel führen wird (Phil 1,6).
Die Juden warteten damals darauf, dass ihr Messias zu ihnen kommen würde. Wir werden dann schon mit unserem Herrn vereint sein, wenn Er in Herrlichkeit erscheinen wird (2. Thes 1,7.10, Kol 3,4). Der Blick in die Zukunft (wenn der Herr Jesus wiederkommt und sein Lohn mit Ihm, Off 22,12!) motiviert uns, trotz aller Schwachheit nicht aufzugeben, sondern auf den „Baustellen“ unseres Lebens weiterzuarbeiten – sei es in der Schule, im Beruf, in der Familie oder in anderen Arbeitsfeldern, in die der Herr uns gestellt hat.
Es ist letztlich nicht unsere, sondern „seine Baustelle“. Und was in seinen Händen ist, das wird Er auch vollenden.
Fußnoten
- 1 Natürlich wird der Herr in Zukunft nicht genau diesen Tempel bauen, sondern den, den Hesekiel angekündigt hat (Hesekiel 40-48). Aber in Gottes Augen ist es letztlich ein und dasselbe Haus: „dieses Haus“ (Hag 2,7.9).
Quelle: bibelpraxis.de/a8468.html
