Christus baut seine Versammlung (2) – wie sieht Christi Bauwerk aus?

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Das göttliche Bauwerk: Die Versammlung

,,Aber auch ich sage dir: du bist Petrus; und auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen" (Mt 16,18).

In diesem Vers spricht der Herr Jesus über seine Versammlung, die Er im Begriff steht zu bauen. Acht wichtige Punkte schauen wir uns an:

  1. Der Architekt: Die Offenbarung des Herrn Jesus beginnt mit den Worten: „Aber auch ich sage dir…“. Damit stellt der Herr Jesus sich auf dieselbe Stufe wie der Vater. Er spricht hier nicht als Messias, sondern als Sohn des lebendigen Gottes, der vollkommen eins mit dem Vater ist (Joh 10,30). Aus dieser göttlichen Autorität und Machtvollkommenheit heraus redet Er über seine Versammlung. So beginnt Er, den Schleier der Ewigkeit zu lüften, der im Alten Testament über der Versammlung lag, um erste Wahrheiten über sie zu offenbaren.
  2. Das Baumaterial: „Du bist Petrus“. Als erstes deutet Er nun an, aus welchem Baumaterial das göttliche Bauwerk bestehen sollte. Damals mag es noch willkürlich geklungen haben, als der Herr Jesus zu Simon sagte: „Du wirst Kephas heißen“ (Joh 1,42).1 Hier wird nun deutlich, dass darin eine Botschaft enthalten ist: Der Name Petrus (gr. petros) bedeutet „Stück eines Felsens“ oder einfach „Stein“. Petrus greift das Thema in seinem ersten Brief auf und spricht dort von lebendigen Steinen (1. Pet 2,5). Darunter sind Menschen zu verstehen, die Christus im Glauben angenommen und Leben empfangen haben, das der Sohn des lebendigen Gottes ihnen mitgeteilt hat. Mit diesen „lebendigen Steinen“ – und keinen anderen – baut Christus sein Haus.
    Petrus bekam einen neuen Namen. Sein ursprünglicher Name Simon, den sein Vater ihm bei Geburt gegeben hatte und der für seinen natürlichen Zustand steht, musste geändert werden. Daraus lernen wir, dass wir von Natur aus keinen Platz am Haus Gottes haben und der Versammlung nicht hinzugefügt werden können. Dazu bedurfte es etwas Neues. Der natürliche Mensch muss von neuem geboren werden. Ohne ewiges Leben zu besitzen, ist es unmöglich, ein Stein am Haus Gottes zu sein.
    Die Namensänderung von Petrus unterstreicht zudem die Autorität, mit der der Herr Jesus hier spricht. Denn nur große Machthaber haben das Recht, Namen zu verändern (vgl. Dan 1,7).
  1. Das Fundament: Die Stabilität eines Hauses hängt besonders vom Fundament ab. Wenn das nicht stimmt, droht das Bauwerk einzustürzen (vgl. Mt 7,24.25).
    Das Fundament der Versammlung ist ein Fels: „und auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen“. Dieser Fels ist Christus, nicht Petrus (vgl. 1. Kor 3,11; 10,4). Allerdings ruht die Versammlung nicht auf Christus als Messias, sondern auf Ihm als Sohn des lebendigen Gottes.
    Dass Petrus nicht der Fels sein kann, machen folgende Punkte deutlich:
  • Die Erwähnungen des Felsens in der Bibel. An zahlreichen Stellen wird Gott als „Fels“ bezeichnet oder darauf Bezug genommen (5. Mo 32,4; Ps 18,32; Jes 44,8; 1. Kor 10,4).
  • Die unterschiedlichen Worte im Griechischen: „Petros“ und „Petra“. Beide klingen zwar ähnlich, unterscheiden sich jedoch voneinander. Wenn der Herr Jesus von dem Fundament seiner Versammlung spricht, spricht Er ausdrücklich von einem Felsen (gr. Petra) und eben nicht von einem Stein (gr. Petros).
  • Das Demonstrativpronomen „diesen“. Wenn Petrus der Fels wäre, dann müsste es heißen: „Du bist Petrus; und auf dir werde ich meine Versammlung bauen“. Doch gerade davon spricht der Herr Jesus nicht. Im Gegenteil. Durch die grammatikalische Konstruktion des vorangestellten Pronomens „diesen“ (im Grundtext), sagt der Herr Jesus, dass die Versammlung auf diesen, eben auf den Sohn des lebendigen Gottes gebaut wird. Um dies zu untermauern, fügt er hinzu: auf diesen „Felsen“ und nicht: auf diesen „Stein“, wie Petrus einer war.
  1. Der Baumeister: „Ich werde bauen“. Der Sohn selbst baut seine Versammlung. Es ist wahr, dass wir Menschen ebenfalls am Haus Gottes bauen (vgl. 1. Kor 3). Doch um diese Seite geht es hier nicht. Hier ist es der Sohn, der die Wohnstätte Gottes souverän aufrichtet. Daher ist der Bau vollkommen. Es gibt keinen Mangel, der ausgebessert werden müsste. Was der Sohn tut, tut Er in Vollkommenheit, in Perfektion.
  2. Die Bauzeit: Jedes Bauwerk unterliegt einer Bauzeit. Das gilt auch für die Versammlung. Als der Herr Jesus diese Worte sprach, konnte der Bau offensichtlich noch nicht beginnen. Deshalb sagte Er: „Ich werde bauen“. Er sprach von einem späteren Zeitpunkt. Warum? Es gab mindestens drei Voraussetzungen, die noch nicht erfüllt waren, die für den Bau jedoch entscheidend sind:
  1. Zunächst musste der Herr Jesus sterben, um seine Versammlung zu erwerben (Apg 20,28; vgl. Mt 16,21).
  2. Er müsste auferstehen und in den Himmel fahren, denn die Versammlung ist mit dem Himmel verbunden (himmlische Berufung).
  3. Es war nötig, dass der Heilige Geist auf die Erde kam, durch den die Versammlung ihren Anfang nehmen würde – jedenfalls der Zeit nach (Apg 2,1-4).
    Nachdem zu Pfingsten alle drei Voraussetzungen erfüllt waren, begann der Herr Jesus zu bauen. Abgeschlossen wird der „Bau“ sein, wenn der letzte Stein (dem jederzeit vollständigen Bau) hinzugefügt werden wird. Dann wird Christus die Versammlung in seine Herrlichkeit aufnehmen.
    Dass mit dem Bauen der Versammlung etwas ganz Neues geschaffen werden würde, zeigt, dass die Versammlung keine geistliche Fortsetzung Israels ist, sondern etwas völlig Neues darstellt – eine neue Schöpfung.
  1. Der Eigentümer: Christus ist nicht nur Architekt, Fundament und Baumeister. Er ist auch der Eigentümer seiner Versammlung. Sie gehört Ihm. Er hat sie durch sein Blut erworben (Apg 20,28). Deshalb spricht Er von „seiner“ Versammlung. An manchen Stellen des Wortes Gottes lesen wir dagegen von der Versammlung „Gottes“ (1. Kor 1,2). Das ist jedoch kein Widerspruch zu der Aussage des Herrn Jesus im Matthäusevangelium. Denn der Herr Jesus ist Gott.2
  2. Das Bauwerk: Das Bauwerk nennt Christus „Versammlung“ (gr. Ekklesia, Herausgerufene). Im Neuen Testament wird der Ausdruck als solcher mit unterschiedlichen Bedeutungen genannt. Stephanus spricht in seiner großen Rede von der „Versammlung in der Wüste“ (Apg 7,38). Diese Gemeinschaft beschreibt eine jüdische Versammlung. In Ephesus finden wir später eine heidnische Versammlung, die in Verwirrung war (Apg 19,32). Beide Beispiele haben jedoch nichts mit der Versammlung zu tun, die der Herr Jesus baut. „Seine“ Versammlung besteht aus Menschen, die aus der Welt herausgerufen und zu einer neuen Einheit zusammengeführt worden sind. Dazu zählen sowohl Juden als Heiden, alle, die in der Zeit der Gnade Christus im Glauben angenommen haben und mit dem Heiligen Geist versiegelt worden sind (Eph 1,13). Sie alle zusammen bilden „die Versammlung“.
    Die Versammlung wird in Matthäus 16 in ihrem ewigen Aspekt gesehen, bestehend aus allen Erlösten vom Tag der Pfingsten an bis zur Entrückung. Dagegen finden wir sie in Matthäus 18 in ihrem örtlichen Aspekt.
  1. Die Sicherheit: „Und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen“. Die Pforten stehen symbolisch für den Sitz von Verwaltung und Regierung. Damit weist der Herr Jesus auf denjenigen hin, der Regent des Hades und des Todes ist. Das ist der Teufel (Heb 2,14). Wenn er auch viel Unheil anrichtet, so kann er die Versammlung nicht überwältigen. Der Garant für die Sicherheit der Versammlung ist der Herr Jesus selbst, der Sohn des lebendigen Gottes, auf den die Versammlung gegründet ist.

Ausklang

In Matthäus 16 wird uns die Versammlung nach dem ewigen Ratschluss Gottes gezeigt, in dem alle Gläubigen der Gnadenzeit inbegriffen sind. Christus ist der Baumeister. Bei Ihm gibt es keinen Mangel. Jede Handlung ist vollkommen. Sich mit dieser Seite der Versammlung zu befassen, erbaut.

Eingangs haben wir gesehen, dass es auch eine andere Seite der Versammlung gibt. Diese finden wir in 1. Korinther 3. Dort sind es Menschen, die am Haus Gottes bauen. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Bau mangelbehaftet. Wenn wir uns damit beschäftigen, werden wir schnell entmutigt. Denn dort gibt es Versagen. Deshalb wollen wir lernen, in ausgewogener Weise die eine wie die andere Seite ins Auge zu fassen.

Dabei halten wir fest: Christus wird das Ziel mit seiner Versammlung sicher erreichen. Er wird sie verherrlicht darstellen (Eph 5,27), dass sie in ihrer ganzen Schönheit und Vollkommenheit gesehen und bewundert werden wird: „Und sie hatte die Herrlichkeit Gottes“ (Off 21,11).

Fußnoten

  • 1 Kephas: Aramäisch: Stein.
  • 2 Wenn der Herr Jesus Eigentümer der Versammlung ist, dann ist Er auch derjenige, der die Ordnung in diesem Haus bestimmt. Diese gilt es jederzeit aufrechtzuerhalten. Das hat mit der Seite unserer Verantwortung zu tun, die hier allerdings nicht im Vordergrund steht.
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Artikelreihe: Das Haus Gottes (Mt 16)

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