Der englische Hofmaler Sir James Thornhill (1675-1734) hat die Kuppel der St-Paul’s-Kathedrale in London mit acht großen Gemälden geschmückt, die Szenen aus dem Leben des Apostels Paulus darstellen. Einmal hatte er gerade einen Abschnitt vollendet und trat etwas zurück, um das Bild zu betrachten. Dabei kam er so nahe an den Rand des Gerüstes, dass er in Gefahr war, in die Tiefe zu stürzen.
Sein Freund erkannte die Gefährlichkeit der Situation. Aber er wollte Thornhill nicht durch eine zugerufene Warnung gefährden. Stattdessen warf er geistesgegenwärtig einen mit Farbe getränkten Pinsel gegen das Kunstwerk. Wütend sprang der Maler nach vorn, um sein Werk zu retten. Sein Freund aber rief ihm zu: „Gott sei Dank! Ich habe das Bild verdorben, aber den Maler gerettet.“ Jetzt erst wurde Thornhill bewusst, in welcher Gefahr er geschwebt hatte. Er dankte seinem Freund von Herzen, dass er ihn vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.
Wenn Pläne im Leben fehlschlagen oder wenn etwas, was wir zustande gebracht haben, verdorben wird, fragen sich manche: „Wie kann Gott das zulassen, wenn Er doch Liebe ist?“ Oder: „Warum muss gerade ich so bestraft werden, während es anderen, die schlechter sind als ich, blendend geht?“ Und doch zeigt sich Gottes Liebe auch in solchen Ereignissen: Er will den Menschen vom Rand des ewigen Verderbens wegziehen und für die Herrlichkeit erretten. Und wenn Er uns einmal etwas wegnimmt, dann nur, weil Er uns umso reicher beschenken will. – Um das verstehen und bejahen zu können, müssen wir lernen, die Situation aus seiner ewigen Perspektive zu sehen.
Quelle: bibelpraxis.de/a8331.html