Einleitung & Thema
Dieses Buch von Martin Grabe umfasst 96 gut lesbare Seiten und kostet 10,95 Euro. Grabe behandelt nacheinander,
- wie die Gesellschaft mit dem Thema Homosexualität und mit schwulen Menschen umgegangen ist.
- wie Christen den gesellschaftlichen Trends hinterhergelaufen sind.
- was man aus therapeutischer Sicht (in der Hohen Mark – so der Eindruck) zum Thema „Homosexualität“ zu sagen hat.
- was Gottes Wort aus Sicht Dr. Grabes zum Thema gleichgeschlechtlicher Verkehr sagt.
- inwieweit die Behandlung dieses Themas die Schöpfungsordnung Gottes tangiert.
- wie sich die christliche Gemeinde zu diesem Thema gestellt hat bzw. stellen sollte.
- warum Christen nicht bereit sind, Homosexualität als christliche Tugend anzuerkennen, obwohl sie eigentlich verstanden haben, dass sie es ist.
- warum der Autor selbst das tut, was er den Christen im zweiten Kapitel vorwirft: nur einem gesellschaftlichen Trend hinterherzulaufen in ihren Auffassungen und öffentlichen Bekenntnissen.
Fragen, die sich stellen
Fragen wir uns zunächst: Gibt es gesellschaftliche Trends, also Trends in einer Gesellschaft, die unter der Herrschaft des Gottes dieser Welt (Satan) steht, die nach oben gehen, die positiv sind?
Für uns als Christen ist sicher nicht bedeutsam, wie diese Gesellschaft mit diesem Thema umgeht. Entscheidend ist vielmehr, was Gott dazu zu sagen hat. Es ist bemerkenswert, dass für Grabe seine therapeutische Sicht Vorrang hat. Ja, er nennt Gottes Wort als Grundlage der Beurteilung. Aber wer dieses vierte Kapitel sorgfältig liest, muss feststellen, dass die Bibelauslegung der therapeutischen Auffassung Grabes folgt, nicht umgekehrt. Wer diese Reihenfolge wählt, mag in der Psychotherapie kurzzeitig bestimmte „Erfolge“ verzeichnen. Sie führen allerdings nicht zu Gott und seinem Wort.
Im Folgenden gehe ich auf einige Beispiele der Argumentation Grabes in diesem Buch ein. Sie stehen exemplarisch für manche anderen Hinweise in diesem Buch.
Das Problem dieses Buches
10/11: „Wer in Bezug auf die eigenen homoerotischen Anteile stark von unbewussten Abwehrmaßnahmen bestimmt wird, hat hier ein großes Problem.“
Das heißt, weil man selbst (angeblich) irgendwie auch homosexuell empfinde (homoerotische Anteile habe), es aber aus kulturellen, pädagogischen oder sonstigen Gründen verurteilt, spricht man stark gegen Homosexualität. Ist diese Vorstellung nachvollziehbar und haltbar? Dieses „Modell“ Grabes ist in dem Sinn abwegig und steht im Widerspruch zu Gottes Wort, als man mit derselben Begründung (es geht um „moralische“ Handlungen; siehe die Hinweise zu Gottes Wort weiter unten) gegen einen Dieb sein würde, weil man ja (angeblich) entsprechende Anteile selbst in sich trägt, oder gegen einen Hurer usw., weil man also selbst auch ein bisschen Hurer sei. Ist deshalb die Ablehnung dieser Sünden falsch, wie Grabe im Blick auf Homosexualität postuliert? Natürlich nicht!
16: Der Autor beschreibt positiv die emanzipatorische Bewegung und die politische Lobbyarbeit, die dazu führt, dass Christen, die sich nach wie vor nach biblischem Muster positionieren und ein homosexuelles Leben „Sünde“ nennen, als „homophob“ dargestellt werden.
Haben therapeutische Gedanken Priorität?
23-25: Auf diesen Seiten zeigt sich, dass das Vorgehen Grabes in seinem Buch, zuerst eine therapeutische Haltung zu beschreiben, bevor man auf Gottes Wort schaut, letztlich in eine Sackgasse führen muss. Denn was soll der Maßstab des Urteils für einen Christen sein, wenn nicht Gottes Wort? Natürlich hat der Leser längst gemerkt, dass Grabe das Wort Gottes in seinem therapeutischen Sinn auslegt. Aber wer auf Basis von Gottes Wort zu der Überzeugung gerät, dass gelebte Homosexualität Sünde ist, wie ebenso Diebstahl und Hurerei (bzw. gelebte Homosexualität im Begriff „Hurerei“ eingeschlossen), der wird natürlich Grabes Aussage nicht zustimmen, dass Therapien in die Irre gehen, die helfen wollen, homosexuell lebenden Menschen ein Leben in praktischer Gemeinschaft mit Gott zu ermöglichen, indem sie sich von der Homosexualität lösen.
Zu diesem Problem gehört auch, dass Dr. Grabe Homosexualität zu einer „Persönlichkeitsausprägung“ macht, „die tief im Wesen eines Menschen verankert ist und damit ebenso wenig änderbar ist wie Heterosexualität“ (S. 24-25). Das ist ein Trick, den man durchschauen muss. Wenn etwas zur Persönlichkeit gehört, kann man dagegen ja nichts machen. Man ist dafür nicht verantwortlich und entzieht ein solches Phänomen der Kategorie „Sünde“ und Veränderbarkeit. Dass dies nicht mit Gottes Wort übereinstimmt, sehen wir später. Hier reicht es, darauf hinzuweisen, dass psychotherapeutische Modelle im christlichen Bereich immer wieder auf atheistische Modelle zurückgehen, die ihren Ursprung bei Freud, Rodgers, Jung usw. haben. Dann ergänzt man etwas Christliches, Gott etc., und meint, auf diese Weise hätte man ein christliches Modell gebaut. Das Gegenteil ist der Fall. Gott hat unser sündiges Fleisch auch nicht reformiert, sondern uns zu einer neuen Schöpfung gemacht, von Neuem geboren. Was aus dem Fleisch ist, ist und bleibt Fleisch, selbst wenn man ihm einen neuen Anstrich gibt (Joh 3).
25-26: Koinzidenzen sind keine Kausalitäten. Bei Beobachtungen aus Zwillingsstudien handelt es sich in der Regel zunächst um (mögliche) Koinzidenzen, die erst einmal ausgewertet werden müssen. Das scheint Martin Grabe zu übersehen. Wie oft ist uns schon aus der Evolutions-„Forschung“ mitgeteilt worden: „Inzwischen weiß man ...“ (S. 25) – jedenfalls, wenn man der entsprechenden Weltanschauung folgt, dann weiß (und glaubt ...) man.
27: Der Autor geht auf das Gewissen ein und spricht von allen möglichen Einflussfaktoren auf das Gewissen: Umgebung, Reaktionen anderer, Meinungen, Kultur, Schule, Erziehung. Dass das Wort Gottes Einfluss auf das Gewissen haben könnte, wird anscheinend nicht einmal erwogen.
Wut
29: Wut wird als Mittel der Therapie aktiv eingesetzt, weil „erst das ihm die Kraft gibt, als Erwachsener endlich etwas zu ändern“. Dabei sagt uns Gottes Wort ausdrücklich, dass Wut ein Merkmal des alten Menschen und damit des sündigen Fleisches ist (Eph 3,21; Kol 3,8). Ein Christ sollte daher mit Wut nichts mehr zu tun haben. Es ist somit böse, jemandem Wut als Therapie vorzuschlagen.
30: „In unsrer Gesellschaft gibt es immer noch viel mehr Gründe, Homosexualität abzuwehren als Heterosexualität.“ Was ist seltsam daran, dass man eher ein Verhalten ablehnt, dass selbst der Autor an anderer Stelle als unnatürlich bezeichnet (nach Gottes Wort)? Was will uns der Autor mit dieser Aussage sagen: Sollen wir jetzt auch noch Heterosexualität ablehnen?
32: Noch immer befinden wir uns in dem therapeutischen Abschnitt. „Es ist kein sinnvolles Therapieanliegen, diese inzwischen oft jahrzehntelang gewohnten, subjektiv als Halt gebend und positiv empfundenen [homosexuellen] Neigungen noch zu verändern, zumal sie ja mit konkreten gewachsenen Freundschaften und Beziehungen verbunden sind.“ Mit anderen Worten: Selbst wenn die Bibel (deren Aussagen ja noch immer nicht in diesem Abschnitt behandelt werden) eine solche Neigung „Sünde“ nennt, kann es nach Grabe kein sinnvolles Therapieanliegen sein, Betroffene auf einen Weg in Trennung von Sünde zu bringen und zu begleiten. In diesem Zusammenhang kommt wieder der bereits zuvor gezeigte „Trick“, dass man eine homosexuelle Orientierung als „in der Regel in der Persönlichkeit eines Menschen verankert“ bezeichnet und damit außerhalb des Zugangs von Therapie definiert.
Im Alten Testament
36 ff.: Jetzt kommen wir zu den Bibelstellen, die sich mit Homosexualität beschäftigen. Zunächst einmal fällt auf, dass 1. Mose 19 (V. 4.5) übergangen wird. Vielleicht wegen der Abscheu, die dieser Abschnitt bis heute bei vielen hinterlässt. Vor allem ist und bleibt in Gottes Wort „Sodom“ ein Synonym für Gottes Gericht über Israel und für Hurerei. Das letzte Mal wird Sodom bezeichnenderweise in Judas 7 erwähnt.
Mo 18,22; 20,13: Dr. Grabe behauptet als erstes Argument dagegen, diese Verse auf allgemeines homosexuelles Verhalten anzuwenden, in Israel ginge es praktisch immer um verheiratete Männer. Daher meine Gott nicht das, was da steht: „Und bei einem Mann sollst du nicht liegen, wie man bei einer Frau liegt: Es ist ein Gräuel.“ Sondern Gott meine eigentlich: „Als verheirateter Mann sollst du nicht bei einem Mann liegen.“
In der zweiten Stelle steht: „Und wenn ein Mann bei einem Mann liegt, wie man bei einer Frau liegt, so haben beide einen Gräuel verübt; sie sollen gewiss getötet werden, ihr Blut ist auf ihnen.“ Mit anderen Worten, wenn der Autor konsequent wäre, würde er schreiben: „Und wenn ein verheirateter Mann bei einem Mann liegt, wie man als verheirateter Mann bei einer nicht mit ihm verheirateten Frau liegt [als ob das nicht im Gesetz genauso verurteilt würde!], so haben beide einen Gräuel verübt.“ Es zeigt, wie abwegig diese Auslegung ist, die etwas in den Text hineinlegt, was in beiden Kapiteln bzw. im Umfeld beider Verse überhaupt nicht steht. Gott engt weder durch diese Sätze noch durch den Kontext auf verheiratete Männer (oder Frauen) ein.
Mit anderen Worten: Die Theorie, die Dr. Martin Grabe angesichts seiner Überzeugungen für richtig hält, wird in Gottes Wort hineingelegt, obwohl sie überhaupt keine Grundlage darin findet, auch nicht im Kontext. Es ist ein Verbiegen des Wortes Gottes. Damit nimmt man der klaren und gut verständlichen Aussage des Wortes Gottes die moralische Kraft (ein Kind, das diese Stellen liest, käme nie auf eine solche Verdrehung [siehe zu diesem Ausdruck Grabes Kommentar weiter unten]).
Das zweite Argument gegen eine Anwendung dieser Verse auf uns Christen ist, dass das Gesetz für uns keine Geltung habe (S. 39). Ist das wahr? Dürfen wir also die Ehe brechen, andere töten, Götzenbilder aufstellen, stehlen usw.? Auf diese Idee käme gewiss auch der Autor des Buches nicht. Genau das aber wäre die Konsequenz seiner Auslegung. Grabe übersieht, dass wir zwar nicht „unter Gesetz“ stehen, um zu Gott zu kommen, dass sich aber die moralischen Grundsätze, die Gott dem Volk Israel im Alten Testament vorgestellt hat und die sich im Gesetz teilweise offenbaren, auch in neutestamentlicher Zeit nicht geändert haben (1. Pet 1,13-16). Und die Sexualitäts-Moral ist keine Frage von Persönlichkeit in Gottes Wort, sondern von (un)moralischem Handeln.
Im Neuen Testament
Wie Martin Grabe schreibt, gibt es auch im Neuen Testament Stellen, die sich mit dem Thema Homosexualität beschäftigen. Allein schon durch den Ausdruck „Hurerei“ wird jede homosexuelle Handlung eingeschlossen. Warum? Homosexueller Verkehr wird in 3. Mose 18 und in 3. Mose 20 in einem Atemzug mit andere Formen der Hurerei und des Ehebruchs eingereiht. Im Neuen Testament sehen wir, dass in Judas 7 die Sünde der Homosexualität von Sodom als besondere Form der Hurerei benannt wird (anderem Fleisch [als dem von Gott dem Mann gegebenen] nachgehen, Jud 7). Vor diesem Hintergrund übersieht der Autor offenbar, dass die Hinweise in Apostelgeschichte 15,20.29 gerade nicht ein Argument für seine Position sind, sondern seine Überzeugung als unbiblisch entlarven. Gelebte Homosexualität IST Hurerei, weil sie sexuellen Verkehr außerhalb der (von Gott gestifteten und gelehrten) Ehe darstellt.
1. Kor 6,9.10 (1. Tim 1,8-11): Weichlinge und Knabenschänder. Nachdem Martin Grabe zunächst auf viele moderne Bibelübersetzer verweist, die in dem letzten Begriff eine pädophile Handlung sehen und das als gegeben und maßgebend beschreibt, gibt er dann fast in einer Art Anhang zu, dass es „durchaus eine fachlich-theologische Diskussion“ (S. 41) darüber gibt, wie die beiden griechischen Ausdrücke wirklich zu verstehen seien. Er gibt also zu, dass „aller Wahrscheinlichkeit nach damit Männer gemeint sind, die ... sich also im Rahmen homosexueller Prostitution zur Verfügung stellen.“ Woher auf einmal die Prostitution kommt, die er in diesen Text hineinlegt, um ihn nicht auf allgemeine Homosexualität anwendbar zu machen, bleibt Geheimnis des Autors. Vermutlich denkt er wieder im kulturellen und nicht im sprachlichen Sinn und legt seine Kulturvorstellung der damaligen Zeit in die vom Geist Gottes und nicht vom Zeitgeist inspirierten Worte des Apostels hinein. Wie im Alten Testament legt Grabe fest, dass es um heterosexuell verheiratete Männer geht, die dies tun (obwohl Paulus in dem ganzen Abschnitt überhaupt keinen solchen Rahmen benennt).
Nein, eine nicht von der historisch-kritischen Methode vereinnahmte Bibelauslegung macht deutlich, dass hier Begriffe verwendet werden, die sich der homosexuellen Praxis von zwei Seiten nähern: einer eher passiven Person, mit der etwas passiert (Weichlinge), und einer aktiven Person, die mit einem anderen Mann (der Grundbegriff enthält keinen Hinweis auf Knaben oder Jungen, sondern meint einfach: männlich) sexuellen Verkehr hat. Weder Zusammenhang noch die Begriffe weisen auf verheiratete Männer, auf Prostitution oder Pädophilie hin (wobei letztere durchaus eingeschlossen sein mag).
Damit haben wir bereits zwei Bibelstellen (1. Kor 6; 1. Tim 1), die Gottes Urteil über Menschen nennen, die homosexuell leben: Solche haben keinen Zugang zum Reich Gottes (1. Kor 6) und stehen unter dem Gerichtsurteil des Gesetzes (1. Tim 1).
Römer 1
Röm 1,24-28: Dann folgt noch die wichtige Stelle in Römer 1. Wie Dr. Martin Grabe mit Recht schreibt, hat sich der Mensch vom Schöpfer-Gott abgewendet und sich selbst einen eigenen Gott geschaffen. Genau das haben wir heute vor uns: Alles, was mit der Evolution zu tun hat, ist nicht einfach Atheismus, sondern eine neue, eigene Religion ohne den einen, wahren Gott. Man hat sich ein eigenes Bild von Gott gemacht. Grabe meint nun, dass die anschließenden Verse (24 ff.) keine grundsätzliche Aussage zur Homosexualität formulieren, sondern bedeuteten, dass Gott den Menschen sich selbst überlässt. Ist das so? Nein, der Abschnitt lehrt das Gegenteil! Der Autor gibt auch ein Wort an, das Paulus jetzt dreimal verwendet: dahingegeben. Aber statt es als das zu nehmen was es ist: eine aktive Gerichtshandlung Gottes, deutet er es passiv: sich selbst überlassen. Was aber steht im Text?
- V. 24.25: Gott hat sie als Gericht und Strafe dahingegeben, ihre Leiber in Unreinheit nach den Begierden ihrer Herzen zu schänden, anstatt eine Beziehung zu Gott zu leben.
Homosexualität statt Gottesbeziehung – eine Schändung des eigenen Körpers! - V. 26.27: Gott hat sie als Gericht und Strafe dahingegeben, Männer mit Männern und Frauen mit Frauen widernatürlich Schande zu treiben.
Homosexualität statt Heterosexualität – mit schlimmen gesundheitlichen Schäden (Geist, Seele, Körper) für sich. - V. 28-31: Gott hat sich als Gericht und Strafe dahingegeben, um von jeder Form der Unmoral erfüllt zu sein und das zu tun, was ungeziemend ist.
Homosexualität statt sinnhaftes Leben – eine völlige Zweckentfremdung ihres Körpers. - Schlussfolgerung: Gottes gerechte Verurteilung dieser Menschen. Sie wissen, dass es falsch ist und tun es dennoch und haben sogar noch Freude
Das ist interessanterweise genau der Vorwurf Grabes an diejenigen, die ein klares Urteil über Homosexualität nach der Schrift haben: Sie wüssten es besser, würden aber nicht nach ihren eigentlichen [fleischlichen] Überzeugungen handeln (Kap. 7 des Buches). Nein, Gott sagt es genau umgekehrt: Selbst ungläubige Menschen wissen letztlich, dass homosexuelles Leben Sünde ist, dennoch haben sie Freude daran. Ja, sie rühmen sich dessen, was Paulus ein Gericht Gottes nennt. Und das Tragische: Sogenannte christliche Therapeuten sprechen und handeln nicht nur unbiblisch, sondern unterstützen ungläubige und gläubige Menschen auf einem Weg, der das Gericht und die Zucht Gottes offenbart.
Wie Dr. Grabe auf die Idee kommt, in Römer 1 a) Prostitution und b) verheiratete Männern zu verorten, bleibt sein Geheimnis. Paulus jedenfalls sagt davon jedenfalls kein Wort. Er offenbart die Abscheulichkeit der Handlung in den Augen Gottes, dass Männer mit Männern und Frauen mit Frauen sexuelle Kontakte wahrnehmen. Wer in Gottesfurcht leben möchte, sollte diese Haltung und Sichtweise bewahren. Alles andere ist letztlich Ungehorsam und Rebellion gegen Gott und sein Wort.
Vor diesem Hintergrund ist folgender Satz (S. 46) eine Leugnung dessen, was Paulus hier tut: „Es geht Paulus im Römerbrief nicht darum, sich über Menschen zu erheben oder sie zu verurteilen.“ Natürlich erhebt sich Paulus nicht über Menschen – was für ein Strohmann-Argument. Das behauptet eben auch niemand. Aber der Apostel verurteilt dieses (sexuelle) Verhalten der Heiden aufs Schärfste. Sie sind sogar Gottes Gericht! Wie tragisch, wenn wir Christen so leben oder es sogar als Gottes Freiheit bezeichnen! Dann sind wir schlimmer als Heiden, die überhaupt keinen Bezug zu Gott haben.
Ein Trick in der Argumentation ist auch, solche Verse einfach auf Prostitution oder (S. 46-47) auf eine promiskuitive Lebensweise zu beziehen. Ja, beides ist böse. Es ist eben genauso Sünde wie eine homosexuelle Lebensweise, die Paulus in diesen Versen beschreibt. Aber nochmal: Weder Prostitution noch Promiskuität werden hier erwähnt oder angedeutet.
Genauso verfehlt ist die Aussage auf S. 47: „Zu dieser Frage einer homosexuellen Partnerschaft wird deshalb [weil damals angeblich unbekannt, was schlicht falsch ist, wie Gerrit Hohage vor Jahren schon gezeigt hat] auch nirgends in der Bibel etwas gesagt.“ Es gibt ein Wort, Hurerei (Unzucht), das im Alten Testament mindestens neunmal und im Neuen Testament mindestens 25 Mal vorkommt. Das ist außerehelicher Verkehr. Darin sind sowohl heterosexuelle wie homosexuelle Kontakte eingeschlossen, die außerhalb der Ehe stattfinden. Da Gott nach 1. Mose 1 und 2 sowie Matthäus 19 und manchen anderen Stellen die Ehe nur für eine Beziehung von Mann und Frau geschaffen hat, ist homosexueller Verkehr immer Hurerei: ausnahmslos. Das heißt: Gottes Wort spricht von homosexuellen Beziehungen.
Schöpfungsordnung Gottes
In seinem Kapitel über die Schöpfungsordnung Gottes (ab S. 49) wird es dann schlimm. Zunächst einmal diese Aussage: „Die Aussage Jesu ist [in Mt 10,29]: Es passiert nichts, aber auch gar nichts auf der Welt, ohne dass Gott darüber entscheidet.“ Gerade für einen christlichen Seelsorger und Therapeuten ist dieser Satz unverantwortlich. Was sollten Menschen sagen, die sexuell missbraucht worden sind: Gott hat also entschieden, dass ich missbraucht werde!? Nein, schon Adam machte Gott für seine Sünde verantwortlich (Du hast mir doch diese Frau gegeben!). Wir können für unsere Sünden nicht Gott verantwortlich machen. Dafür ist der Mensch höchstpersönlich und allein verantwortlich.
Jetzt die trickreiche Schlussfolgerung von Grabe: Gott entscheidet ja über alles, also auch über meine homosexuelle Neigung. Nein, der Sündenfall hatte Folgen für die Schöpfung und auch für uns (z. B. Röm 5 und 8). Zudem lesen wir in Gottes Wort an keiner Stelle, dass sündige Neigungen wie Hurerei, Habsucht, Homosexualität von Gott gegeben seien. Nein, unser Herz ist verfinstert und bringt jede Form der Schlechtigkeit hervor – auch solche moralischen Verfehlungen. Dafür Gott verantwortlich zu machen, ist regelrecht Blasphemie! Das gilt auch dafür, Psalm 139,14 auf die homosexuelle Lebensweise eines Menschen anzuwenden.
Interessanterweise spricht Grabe im Anschluss durchaus von dem Sündenfall. Aber natürlich kann er Homosexualität nicht darunter fassen, sonst müsste er sich ja konsequenterweise davon distanzieren ...
Fehlbare Vorbilder
Ein weiterer Trick des Autors besteht darin, das Versagen von in vielerlei Hinsicht vorbildlichen Menschen wie Abraham, David usw. als Beweis zu sehen, dass Gott also gar keine Einehe wollte. Sonst könnten diese Männer ja keine Vorbilder sein. Also müsse es auch nicht die Ehe von Mann und Frau sein – alles wird beliebig. Das passt zum heutigen Zeitgeist. Mit Gottes Wort hat das nichts zu tun. Gott lobt nicht das Fehlverhalten von Abraham und David, sondern tadelt es. Beide Männern mussten die traurigen Folgen ihres Fehlverhaltens unter Gottes Zucht erleben – auch das Volk Israel insgesamt. Gott steht weiter zu seiner Schöpfungsordnung (und der Herr Jesus hat das im Neuen Testament auch ausdrücklich betont – Mt 19). Dazu gehört, dass Gott nur die Ehe von Mann und Frau anerkennt.
Auf S. 58 kommt ein interessanter Punkt. Obwohl Grabe zuvor die Anwendung des Gesetzes auf uns abgelehnt hat (S. 37), führt er es jetzt auf einmal wieder ein. Denn es ist das Gesetz, das sagt, dass ein Mensch sich selbst lieben soll (S. 59). Nein, das ist falsch! Nicht einmal das Gesetz fordert uns dazu auf. Es wird nur als Vergleich benutzt. Aber es ist eben moderne Psychotherapie, dass man sich selbst lieben solle ... Und da passt es, dass wir auch „unsere Homosexualität“ annehmen und uns so selbst lieben sollen. Was eine Verdrehung von dem, was Gottes Wort uns wirklich zu diesen Themengebieten sagt. Vergessen wir bei diesen „Ratschlägen“ nie: Wenn sie Gottes Wort widersprechen, stimmt etwas nicht mit unserer Auslegung.
Selbstbeschreibung
Ein letzter Punkt zu einem Abschnitt auf S. 81. Grabe schreibt: „Es gibt natürlich auch wütende Abwehr: dass Menschen nicht im Geringsten von ihrer Überzeugung abweichen wollen. Und wer daran rüttelt, ist ihr Feind. Im christlichen Bereich ist er dann ein Verführer, ihm wird unterstellt, dass er ‚das Wort Gottes verdreht‘, und andere werden vor ihm gewarnt.“
Besser kann man die Lage nicht beschreiben. Im Gegensatz zu dem Autor arbeiten wir nicht mit Wut – für ihn ist das ja ein Mittel der Therapie. Nein, Wut wollen wir abgelegt haben. Aber ein heiliger Lebenswandelt verträgt sich weder mit böser Lehre noch mit dem, der sie bringt. Wenn jemand das, was Gottes Wort einen Gräuel und eine Sünde gegen den eigenen Körper nennt (1. Kor 6,18), als positiv und ein Geschenk Gottes bezeichnet, können wir so jemand nur als einen Verführer und falschen Lehrer bezeichnen. So jemand verdreht das Wort Gottes. Grabe hat recht: So sehen wir das und sind nicht bereit, die Wahrheit des Wortes Gottes aufzugeben. Es mag – wie er es von sich selbst sagt – dem Zeitgeist besser angepasst sein, wenn man heute homosexuelle Lebensweise als akzeptabel oder sogar gut bezeichnet. Aber wie sagt Gott selbst: „Wehe denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse; die Finsternis zu Licht machen und Licht zu Finsternis; die Bitteres zu Süßem machen und Süßes zu Bitterem!“ (Jes 5,20). Dabei wollen wir bleiben, auch im 21. Jahrhundert.
Fazit
Das Grundübel dieses Buches ist, dass Seelsorge die lehrmäßige Behandlung bestimmt und nicht umgekehrt. Damit zählen nicht Gottes, sondern menschliche Gedanken. Wer sich ein bisschen mit moderner Therapie beschäftigt hat, auch mit der von Christen, wird leider feststellen, dass oft atheistische Modelle mit „Gott“ angereichert werden. Dann heißt es: Jetzt haben wir ein theistisches Modell. Das aber ist ein großer Irrtum. Denn Gott ist nicht Ergänzung, sondern Ausgangspunkt jeder Seelsorge, die auf Gottes Wort basiert und zielführend sein soll. Sie geht nicht von Modellen aus, sondern von Gott und seinem Wort.
Parallel zu diesem Problem ist, dass für Grabe kulturelle Erklärungen alttestamentlicher Aussagen seine Auslegung bestimmen. Nicht das Prinzip von 2. Petrus 1, 20.21 wird angewandt, sondern eine historisch-kritische Methode, die bibelkritisch ist und von Gottes Gedanken wegführt.
Ein Haupttrick, um Homosexualität einer Veränderung zu entziehen, besteht in diesem Buch darin, Homosexualität einfach als Persönlichkeitsmerkmal zu definieren. Eine Persönlichkeit kann man kaum ändern, sie sei von Gott gegeben. Sie entzieht sich therapeutischem Handeln und muss dann „per Definition“ Ergebnis des Schöpferhandelns Gottes sein. Grabe übersieht, dass ein Dieb mit demselben Argument kommen könnte, auch ein Mörder, ein Raucher usw. Es handelt sich jeweils um moralisches Handeln, das nach Gottes Wort dem alten Menschen zugeordnet wird. Was sagt der Apostel dazu: „Dies nun sage und bezeuge ich im Herrn, dass ihr fortan nicht wandelt, wie auch die Nationen wandeln, in Eitelkeit ihres Sinnes, verfinstert am Verstand, entfremdet dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens, die, da sie alle Empfindung verloren, sich selbst der Ausschweifung hingegeben haben, um alle Unreinheit mit Gier auszuüben“ (Eph 4,17-19). Es sind Handlungen, die dem ersten Adam entsprechen und durch die Neuschöpfung Gottes ausgezogen worden sind.
Schlussfolgerungen
Diese Beschreibungen machen deutlich, dass
- dieses Buch nicht in Übereinstimmung mit Gottes Wort
- die Argumentation des Autors in Übereinstimmung steht mit dem, wie diese Welt argumentiert (Röm 12,2) – es ist ihre Denkart!
- man nicht mehr raten kann, sich einer therapeutischen Behandlung in der Hohen Mark auszusetzen. Hier geht es nicht um eine Detailfrage, sondern um die Herausforderung, was für (un/biblische) Prinzipien in der Therapie angewendet werden bzw. wie man mit sündigen Neigungen umgeht. Wir müssen davon ausgehen, dass der Chefarzt einer psychotherapeutischen Einrichtung die Behandlung dort nach seinen Überzeugungen ausrichtet. Das, was uns dieses Buch dazu anbietet, muss man nach Gottes Wort als „böse“ bezeichnen. Es unterstützt eine Lebensweise, die Gott „Gräuel“ nennt.
Quelle: bibelpraxis.de/a8303.html