Gottes Barmherzigkeit – die Reaktion des Volkes (V. 13-16)
In den Versen 13-16 stellt der Prophet die Barmherzigkeit vor, die Gott seinem Volk erwies. Zwei Punkte werden genannt, die sein barmherziges Handeln zum Ausdruck bringen:
- „Und ich möchte sie erlösen“ (Hos 7,13).
- „Und ich hatte ihre Arme „unterwiesen“ und „gestärkt“ (Hos 7,15; vgl. Ps 18,35).
Gott suchte das Volk von seinem Elend zu erlösen, in das ihre vielen Sünden sie gebracht hatte. Das war sein Verlangen. Zudem hatte Er Ephraims Arme gestärkt und unterwiesen. Er hatte dem Volk Kraft verliehen, das Böse und seine Feinde zu überwinden.
Wie jedoch reagierte das Volk auf die Barmherzigkeit Gottes? Das offenbaren die Verse 13-16 ebenfalls:
- „Sie sind von mir geflohen“ (V13).
- „Sie sind von mir abgefallen“ (V13).
- „Sie aber reden Lügen über mich“ (V13).
- „Sie weichen ab und wenden sich gegen mich“ (V14).
- „Sie ersinnen Böses gegen mich“ (V15) und
- „sie wenden sich um, doch nicht nach oben“ (V16).
Die Antwort des Volkes auf Gottes Barmherzigkeit war Abwendung, Falschheit, Unabhängigkeit, Feindschaft und Bosheit Ihm gegenüber. Ihr sündiges Verhalten richtete sich direkt gegen Gott.1
Ephraims Reaktion unter Zucht
Aufgrund dieses Verhaltens züchtigte Gott Ephraim. Die Zucht führte dazu, dass das Volk zu schreien begann: „Und sie schreien nicht zu mir in ihren Herzen, sondern sie heulen auf ihren Lagern“ (Hos 7,14). Das Volk schrie, aber es waren keine Herzensschreie. Sie schrien, aber nicht zu Gott, sondern zur Welt! Sie suchten Hilfe in Ägypten.2 Darum vergleicht der Prophet sie mit einem trügerischen Bogen, dessen Pfeile das Ziel verfehlen. Zugleich verurteilt er ihr Verhalten, das sie zu einem Gegenstand des Spotts im Land Ägypten machte (Hos 7,16).
Ephraim hatte Gott den Rücken zugekehrt. Sie waren von Ihm abgewichen und hatten sich gegen Ihn gewandt (Hos 7,14), während sie Böses gegen Ihn ersannen (Hos 7,15). Ihr Handeln offenbart, dass das Volk Gott nahezu vollständig aufgegeben hatte. Selbst unter Zucht suchten sie Ihn nicht. Ihre einzige Zuneigung galt der Welt, in der sie sich Hilfe versprachen, wo jedoch nur Spott auf sie wartete.
Jemand hat einmal gesagt: „Christen, die den Herrn gekannt und vielleicht eine Zeit lang mit Ihm gegangen sind, werden immer dem Spott der Welt begegnen, wenn sie ihrem Glauben untreu werden und die Freundschaft der Welt suchen.“
Henri Rossier merkt an: „Die Welt nimmt einen solchen (Glaubenden) nicht huldvoll auf, sondern verspottet ihn umso mehr, je entschiedener sein vorheriges Zeugnis gewesen war. Sie haben Gott und seinem Volk den Rücken gekehrt, aber ohne Achtung vor der Welt zu erlangen. Vielmehr werden sie bei ihr zum Gespött. Ein trüglicher Bogen wird zum Abfall geworfen. Die Welt will ihn nicht. Kann Gott ihn wollen?“3
Lasst uns Hilfe nicht in der Welt suchen, sondern bei Gott (Hos 7,7). Suchen wir Ihn (Hos 7,10). Er will helfen und heilen (Hos 7,1.13). Er ist der Allmächtige!
Ephraim offenbart die Gesinnung des Fleisches
Der Charakter des Volkes, das sich wie ein Feind gegen Gott stellte und Böses ersann, offenbart die Gesinnung des Fleisches. Dieses rebelliert offen gegen Ihn. Jeder Mensch – auch der Gläubige – trägt es in sich.4 Paulus schreibt: „Weil die Gesinnung des Fleisches Feindschaft ist gegen Gott, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie vermag es auch nicht“ (Röm 8,7). Das Fleisch vermag sich Gott nicht zu unterwerfen, geschweige denn, Ihm zu gefallen. Es wendet sich gegen Ihn.
Für den Gläubigen der Gnadenzeit gilt jedoch: „Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen“ (Gal 5,16). Gott gibt uns durch den Geist Kraft, ein Leben zu seiner Ehre und Verherrlichung zu führen. So müssen wir nicht nach dem Fleisch leben, das sich gegen Gott wendet und uns dazu bringen will, Ihn zu verunehren. Wir dürfen ein Leben führen, dass sich Ihm freiwillig unterwirft, um seinen Willen zu tun.
Fußnoten
- 1 Dabei gilt zu berücksichtigen, dass sich (letztlich) jede Sünde gegen Gott richtet, auch dann, wenn sie Menschen betrifft und unter Menschen vorkommt.
- 2 In Kapitel 8 spricht der Prophet davon, dass sie nach Ägypten zurückkehren würden (V. 13). Dabei gilt zu berücksichtigen, dass die Rückkehr eine bildliche Beschreibung ist und keine tatsächliche Rückkehr meint. Gemeint ist, dass Israel die Unterstützung dieses Landes suchte. Denselben Gedanken finden wir in Kapitel 9,3: „Ephraim wird nach Ägypten zurückkehren, und sie werden Unreines essen in Assyrien“. So ist die Rückkehr nach Ägypten nichts anderes, als die Beugung unter das Joch des Assyrers, das herbeigeführt wurde, weil das Volk Hilfe bei Ägypten gesucht hatte. Damit würde Assyrien der Vollstrecker des Gerichtes Gottes sein.
- 3 „Betrachtung über das Buch des Propheten Hosea“
- 4 Mit der Bekehrung bekommt jeder Glaubende eine neue Natur von Gott geschenkt (Joh 3,6.8). Das bedeutet jedoch nicht, dass das Fleisch, die alte Natur, infolgedessen nicht mehr vorhanden ist. Im Gegenteil. Es bleibt bis zum Ende unseres Lebens bzw. bis zum Zeitpunkt der Entrückung in uns. So ist jeder, der aus Gott geboren ist, im Besitz zweier Naturen („Geist“ und „Fleisch“).
Quelle: bibelpraxis.de/a8093.html