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Papst Benedikt XVI. und Hans Küng trafen sich

Heute wurde auf einmal bekannt, dass sich am vergangenen Wochenende Papst Benedikt XVI. und der vom Vatikan 1979 gemaßregelten Tübinger Theologe Hans Küng im Vatikan getroffen haben. Von 1966 bis 1969 waren beide gleichzeitig an der Universität in Tübingen als Theologen tätig und verstanden sich offenbar prächtig. Relativ rasch gingen ihre Karrierewege dann jedoch auseinander. Während Küng als Rebelle galt, gehörte Ratzinger, der jetzige sogenannte Papst, zu den sich dann eher konservativ entwickelnden Theologen.

1979 wurde Küng von dem damals noch jungen sogenannten Papst Johannes Paul II. die Lehrerlaubnis für das römische Lehramt entzogen. 1983 trafen Küng und Ratzinger noch einmal aufeinander. Aber insgesamt verhärteten sich die Fronten zwischen beiden Seiten zunehmend. Jetzt plötzlich empfing Benedikt XVI. Hans Küng. Die Atmosphäre des Gesprächs zwischen dem 77-jährigen Küng und dem ein Jahr älteren Ratzinger sei „ermunternd, sehr konstruktiv und sogar freundlich“ verlaufen, hießt es aus dem Vatikan. Es sei klar gewesen, dass die strittigen Punkte ausgeklammert waren.

Aus Angst Themen ausklammern?

Verhalten wir uns als Christen nicht oft genauso? Wir klammern ganz bewusst die Themen aus, die Konfliktstoff in sich bergen, um ja keinen Streit auszulösen. Natürlich gilt für uns alle: „Ich ermahne euch nun ..., mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe, euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens“ (Epheserbrief, Kapitel 4, Verse 2 und 3).

Und in Bezug auf das „Streiten“ wird uns zugerufen: „Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist“ (2. Timotheusbrief, Kapitel 2, Verse 24 und 25).

Nichts aussparen - aber keinen Streit suchen!

Natürlich sollen wir keinen Streit heraufbeschwören, wenn wir uns mit Christen treffen, von denen wir wissen, dass sie einen anderen kirchlichen Weg gehen als wir selbst. Und natürlich sollen wir, wenn wir auf Christen treffen, die wir noch nicht kennen, keinen Vorschlaghammer herausholen, um auf sie einzudreschen. Aber wie oft reden wir um den heißen Brei herum, nur um eine Kontroverse aus dem Weg zu gehen, und, um nicht klar Stellung zu beziehen.

Stellen wie Epheser 4 machen ganz deutlich, auf welche Weise wir miteinander umgehen sollen - auch mit Andersdenkenden, was den kirchlichen Weg betrifft. Und wir haben genug Anlass, uns unseres eigenen niedrigen geistlichen Zustandes zu schämen! Aber der Herr Jesus kann von uns erwarten, dass wir uns zu Ihm und zu seiner Versammlung (Gemeinde, Kirche) bekennen - und zwar mit Entschiedenheit.

Oder schämen wir uns?

Ist es nicht oft so, dass wir uns dieses gemeinsamen kirchlichen Weges der Gläubigen schämen? Dabei ist die Versammlung das Höchste, was es auf dieser Erde gibt. Aus Matthäus 13 wissen wir, dass der Herr Jesus gerade für diese Versammlung - für die eine, Ihm so kostbare Perle - sein Leben in den Tod gegeben hat. Wie sollte uns diese Versammlung und ihr konkreter, praktischer kirchlicher Weg auf der Erde wichtig sein.

Wir dürfen uns ein Beispiel an Aquila und Prisca nehmen. Da kam ein außerordentlich begabter Mann zu ihnen - Apollos. Er predigte mit großer Freimütigkeit. Und doch war er nicht „auf der Höhe der Zeit“, auf der Höhe der Belehrung. Was taten Prisca und Aquila dann? Ließen sie ihn einfach gewähren, redeten sie um den heißen Brei herum, ließen sie alles auf sich beruhen? Nein! „Als aber Priszilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus“ (Apostelgeschichte, Kapitel 18, Vers 26).

Beispielhaft: Aquila und Priszilla

Daran dürfen wir uns ein Beispiel nehmen! In der richtigen Gesinnung, aber in klarer Sprache, dürfen wir einander helfen. Und nicht selten muss auch uns in dieser Weise geholfen werden ...

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