Hat der Mensch einen freien Willen? Oder ist er determiniert?


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(00:00:00) Vor einiger Zeit las ich einen hochinteressanten Artikel in einer Tageszeitung über die Frage, ob der Mensch einen freien Willen hat. Sind also unsere Gedanken vorbestimmt oder sind sie frei wie ein Vogel? Sind wir gefangen in einer Vorbestimmtheit oder sind wir frei? Der Eindruck, dass Menschen autonome, bewusste Entscheidungen treffen, ist anscheinend schwer mit der Annahme zu vereinbaren, dass die Denkprozesse im Gehirn vollständig durch physikalische Gesetze erklärt werden können, also anscheinend oder angeblich oder angabegemäß ursächlich determiniert sind. Dabei rate ich allerdings immer zu großer Vorsicht, warum oder in welcher Hinsicht. Nun, wenn die Wissenschaft, die Medizin heute in der Lage ist, bildgebende Verfahren anzufertigen, welche Gehirnareale betroffen sind, wenn dieses oder jenes in unserem Handeln passiert, dann heißt das natürlich nicht, dass das im Gehirn ursächlich ist. Das heißt schon gar nicht, dass es bestimmt ist von dem Gehirn aus, sondern es heißt (00:01:06) nur, dass es eine gewisse Koexistenz gibt. Und was jetzt der auslösende Faktor ist, übrigens auch bei Krankheiten, kann dadurch überhaupt nicht festgelegt werden. Man kann nur feststellen, dass bestimmte Bewegungen, bestimmte Fehler, dass sie auch im Gehirn sich widerspiegeln. Aber ob das von da aus geht oder nicht, ob das die Ursache ist oder nicht, das kann man bislang jedenfalls nicht beschreiben. Ja, Philosophen haben sich diesem Thema des freien Willens immer wieder genähert. Die einen finden, dass sich ein freier Wille gut mit der Vorbestimmtheit allen Geschehens vereinbaren lässt. Andere dagegen sind der Meinung, dass sich ein freier Wille und Vorbestimmtheit widersprechen. Kann man ja auch verstehen. In der Philosophie herrscht kein Konsens, deshalb wendet man sich dann der Naturwissenschaft zu und hofft, dass man in der Naturwissenschaft, in der Physik und so weiter, dass man da irgendwie (00:02:01) eine Antwort findet. Und das ist tatsächlich interessant, dass ein amerikanischer Physiologe, nämlich Benjamin Libet, im Jahr 1979 ein Experiment zum freien Willen gemacht hat, das auch sehr bekannt geworden ist. Er hat nämlich versucht herauszufinden, wann genau, wann exakt Menschen eine Entscheidung darüber treffen, eine bestimmte Bewegung auszuführen. Das heißt, die Frage war, ob der Zeitpunkt der Entscheidung vor dem Zeitpunkt der Muskelbewegung lag. Und bei dem Experiment stellte man tatsächlich heraus, noch bevor wir uns bei einer Entscheidung bewusst sind, dass wir etwas tun wollen, hat bereits die Bewegung stattgefunden. Nun gibt es bei diesem Experiment ein gewisses Problem und auch die Interpretation dieses Experiments ist deshalb problematisch, weil die Probanden selber sagen mussten, wann sie sich für eine Bewegung, die dann stattgefunden hat, entschieden haben. Und das ist natürlich jetzt sehr subjektiv, ob man das als einen objektiven Maßstab dann (00:03:04) werten kann, ist die Frage. Insofern kann uns weder die Physik noch die Philosophie eine Antwort auf diese Frage geben. Es gibt übrigens noch eine bemerkenswerte Schlussfolgerung, die man überdenken muss. Die besteht nämlich darin, dass wenn es keinen freien Willen gäbe, die Frage der Schuldfähigkeit zum Beispiel vor Gericht natürlich neu behandelt werden müsste. Nun, wir müssen unter ethischen, unter moralischen Gesichtspunkten auch Folgendes bedenken, jedenfalls macht Gottes Wort das klar. Wenn ich keinen freien Willen habe, bin ich trotzdem als Person verantwortlich für mein Handeln. Selbst wenn es keinen freien Willen gäbe, wenn dieser determiniert wäre, bin ich eine Person, die moralisch für mein Handeln verantwortlich ist. Das macht übrigens deutlich, dass Determination natürlich nicht im absoluten Sinn im Blick auf jede einzelne Handlung so verstanden werden kann, jedenfalls spricht Gottes Wort nicht (00:04:01) in dieser Weise. Gottes Wort spricht durchaus davon, dass wir nicht frei sind. Der Apostel Paulus zum Beispiel in Römer 3 schreibt in den Versen 10 und 11, da ist kein gerechter, auch nicht einer, da ist keiner, der verständlich ist, da ist keiner, der Gott sucht. Das macht deutlich, dass das ein universelles Ergebnis ist, der Betrachtung der Menschheit, die der Apostel dann auch begründet, dass es keinen Menschen gibt, der dies oder jenes tut, nämlich in diesem Fall Gott sucht, Gott ehrt, ein Leben führt in der Verherrlichung Gottes. Nicht ein einziger, doch es gab einen Christus, der aber eben durch seine Natur von allen anderen unterschieden ist, weil er Gott und Mensch in einer Person ist, weil er nicht durch einen Menschen gezeugt worden ist. Also wir finden eine Determination, dass es keinen Menschen gibt, der Gott sucht, dass es keinen Menschen gibt, der gerecht lebt, dass es keinen Menschen gibt, der ein Leben führt, das der Herrlichkeit Gottes entspricht. Und das verstehen wir auch in Verbindung mit dem, was dann in Hebräer 2 ausdrücklich (00:05:07) gesagt wird. Da sagt der Schreiber nämlich in Vers 15, ich beginne mal in Vers 14, Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er, Christus, in gleicher Weise daran teilgenommen, damit er durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel. Und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren, nämlich der Knechtschaft des Teufels und der Sünde. Das heißt, wir finden wir in der Tat, dass der Mensch in diesem Sinn keinen freien Willen hat, dass er der Knechtschaft des Teufels durch die Sünde, durch den Sündenfall unterworfen ist und gar nicht frei ist. Der Mensch meint ja heute, er wäre frei, aber er ist nicht frei. Er tut so, als ob er frei wäre, als ob er tun und lassen kann, was er will und ist aber gar nicht frei. Und in diesem Sinn schreibt auch der Apostel Paulus in Römer 6 in Vers 16 und 17, (00:06:14) Das heißt, wir waren alle, alle Menschen waren ausnahmslos, bis auf den Herrn Jesus, nochmal, der ist natürlich separat zu sehen, waren Sklaven der Sünde, waren Sklaven der Ungerechtigkeit, waren Sklaven des Teufels und in diesem Sinne waren wir nicht frei. Aber Paulus drückt das hochinteressant aus, dass ihr euch darstellt, dass wem ihr euch darstellt als Sklaven, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorcht, entweder der Sünde zum Tod oder des Gehorsams zur Gerechtigkeit. Das heißt, der Apostel macht schon deutlich, dass wir selber verantwortlich sind, wem wir uns darstellen. Wir können uns also nicht herausreden, dass wir Sklaven von diesem oder jenem sind, sondern wir stellen uns dem als Sklaven dar. Und de facto ist natürlich ein Ungläubiger nicht frei. Er kann nicht Gott verherrlichen, er kann nicht das Gute tun. In diesem Sinn ist er determiniert. (00:07:01) Aber wenn Gott zur Buße aufruft, dann können wir umgehen, dann können wir Buße tun, dann können wir auch wirklich den Worten des Herrn folgen, bekenne deine Sünden und tue Buße und nimm Jesus als Retter an. Dass wir im Nachhinein feststellen, dass auch das nur durch Gottes Wirken der Fall gewesen ist, ist wahr. Aber Gott ruft uns nicht zu etwas auf, wozu wir nicht in der Lage sind, was wir nicht tun können. Wir müssen wollen. Also einerseits sind wir determiniert, wir sind Sklaven der Sünde, wir sind Sklaven Satans gewesen als natürliche Menschen. Andererseits aber zeigt Gott uns, dass wir umkehren können. Wir müssen wollen. Also insofern kann sich keiner von uns herausreden, dass er dies oder jenes nicht tun könnte. Wenn wir uns dem Willen Gottes unterstellen, dann können wir das. Abgesehen davon, was unser Leben betrifft, sind wir natürlich nicht determiniert. Der Apostel Paulus schreibt in 1. Korinther 7 Vers 39, besonderer Zusammenhang geht es um Heirat. (00:08:01) Wenn der Mann entschlafen ist, wenn man also Witwe in dem Fall ist, so ist sie frei sich zu verheiraten mit wem sie will, nur im Herrn. Das heißt, das ist jetzt auch kein total unabhängiger freier Wille, aber es ist ein Wille, den Gott akzeptiert, dass er dem Menschen einen Willen gegeben hat und dass er entscheiden kann, hier in dem Fall die Ehe, allerdings in bestimmten Rahmenbedingungen, nämlich im Herrn. Das heißt, wir wollen uns nicht verstecken hinter einer Determination, aber wollen schon erkennen, dass der Mensch, der sündige Mensch, der natürliche Mensch nicht frei ist, einfach frei ist in dem, was er tut, was er denkt, was er macht, sondern dass er abhängig ist von einer Sklaverei, nämlich Satans, aber dass er daran nicht gebunden ist. Gott ruft auf zu Bose und jeder, der ihn, den Herrn Jesus, als Retter annimmt, der kommt frei von dieser Sklaverei und ist dann freiwillig ein Sklave der Gerechtigkeit, ein Sklave Jesu Christi, ein Sklave Gottes, jemand, der Gott verherrlichen möchte. Und ich wünsche dir, dass du das in deinem Leben wirklich erlebt hast.
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