Am: Do, 25. Juli 2024
Jetzt ist die sogenannte Wende schon 30 Jahre her. Aber Untersuchungen und Umfragen bescheinigen, dass damit die Unterschiede und Differenzen zwischen West und Ost, Ost und West keineswegs überwunden sind. Wie sieht das inmitten der Gläubigen aus?
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(00:00:00)
Immer wieder ist davon zu hören, dass es nach wie vor Unterschiede gibt zwischen solchen,
die in Westdeutschland wohnen und solchen, die in Ostdeutschland wohnen, zwischen solchen,
die ehemals zur DDR gehörten und solchen, die zur damaligen BAD, Bundesrepublik Deutschland,
gehörten.
Vor mehr als 30 Jahren kam es ja zum Ende der DDR, aber die Auswirkungen ihrer Existenz
sind eben bis heute erlebbar, spürbar, erfahrbar.
Deshalb gibt es immer noch Forschungsprojekte, die sich damit auseinandersetzen.
Und natürlich kann man, wie in der Gesellschaft, viele in Westdeutschland sagen, wie kann das
noch irgendwie eine Bedeutung haben, wie soll das noch irgendwie Auswirkungen haben, kann
man sich auf diesen Standpunkt stellen und an der Realität weit vorbeigehen.
Vielleicht ist das die Haltung, ist das der Gedanke von vielen, die in Westdeutschland
leben und in Westdeutschland aufgewachsen sind.
Einerseits findet man ja, dass viele Menschen aus Ostdeutschland nach Westdeutschland gezogen
sind, weil sie sich dort eine bessere Zukunft erhoffen. (00:01:01)
Und doch, sagen wir durch Sprache oder durch andere Dinge, fällt dann der Unterschied immer
wieder auf, aber besonders natürlich bei denen, die in Ostdeutschland wohnen.
Und ich glaube, wir müssen einfach nüchtern zugeben, dass das inmitten von Gläubigen
auch kein Unterschied ist, dass wir auch als Gläubige diese Unterscheidung nach wie vor
haben, ob wir das gut finden oder nicht, ob wir uns dessen immer bewusst sind oder
nicht.
Jedenfalls fühlen in Ostdeutschland viele, dass sie anders sind, dass sie anders betrachtet
werden und vor allen Dingen, dass von oben herab auf sie gesehen wird.
Und wir müssen uns fragen als solche, die in Westdeutschland wohnen oder auch aus Westdeutschland
kommen, inwiefern wir verantwortlich sind, mitverantwortlich dafür.
Wir können ja viele sagen, man kann sagen, da gibt es doch keine Unterschiede, aber woher
kommen sie dann?
Ist das nur ein Gefühl auf einer Seite?
In vielen Fällen ist das eben nicht so.
Das hat mit unserer Gesinnung zu tun. (00:02:02)
In Philippa 2 spricht der Apostel Paulus intensiv über die Gesinnungsfragen.
Da sagt er in Philippa 2, wenn es nun irgendeine Ermunterung gibt in Christus, wenn irgendein
Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn irgendeine innerliche Gefühle
und Erbarmungen, so erfüllt meine Freude, dass ihr gleichgesinnt seid, dieselbe Liebe
habend, einmütig, eines Sinnes, nichts aus Streitsucht oder eitlem Rumtun, sondern in
der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst.
Fragen wir uns beide Seiten.
Ist das Realität?
Sind wir wirklich solche, die Einmütigkeit suchen?
Sind wir solche, die eben nichts aus Besserwisserei tun, sondern sind wir solche, die wirklich
ein Miteinander suchen, egal woher man kommt, egal wie alt man ist, egal was man für eine
Ausbildung hat, egal was man für eine persönliche Situation hat, auch von Besitz und so weiter. (00:03:03)
Sind wir wirklich solche, die in Westdeutschland wohnen, solche, die in Ostdeutschland, die
wirklich die Einmütigkeit suchen oder suchen wir gerade, dass wir uns besser fühlen in
Westdeutschland oder dass wir eine Aggression ausbilden und unseren Herzen gegen solche
aus Westdeutschland, dass wir das unterfüttern mit Vorwürfen, die vielleicht in der Vergangenheit
sogar eine gewisse Berechtigung haben oder hatten, aber die in dieser Form, mit der wir
eigentlich gar nichts zu tun haben, aber die wir benutzen, um solche Klüfte weiter fortbestehen
zu lassen.
Natürlich denken wir an solches Auftreten wie das von einem Diotrephes, 3. Johannes 9.
Ich schrieb etwas an die Versammlung, aber Diotrephes, der gern unter Ihnen der Erste
sein will, nimmt uns nicht an.
So etwas gibt es hier natürlich am Ort, darum geht es dem Apostel Johannes, aber sowas kann
es natürlich auch in dem Miteinander geben, dass solche, die, ich spreche jetzt von dem (00:04:01)
Auftreten, zum Beispiel in Westdeutschland wohnen, aus Westdeutschland kommen, sich als
die Besserwessis fühlen oder jedenfalls in ihrem Auftreten erweisen.
Dass sie so auftreten, als ob sie die Dinge besser beurteilen können.
Umgekehrt kann ich natürlich auch ein Minderwertigkeitskomplex entwickeln, dass ich vielleicht aus der
Erfahrung, dass dann Gläubige, Brüder vielleicht aus Westdeutschland kamen und die Dinge dann
gerade gerückt haben, wie sie meinten, weil sie meinten, sie hätten dann Durchblick,
mir einen solchen Eindruck hinterließen, dass ich in ihrer Sicht irgendwie nichts wert
bin, dass ich das nicht alleine auf die Reihe kriege oder dass wir es nicht alleine auf
die Reihe bekommen am Ort in Ostdeutschland und dadurch kann sich eine gewisse Minderwertigkeit
entwickeln, die ich dann versuche, aber in eine Aggression, in eine scharfe Beurteilung
und Verurteilung umzubauen.
Haben wir nicht auf allen möglichen Ebenen auch gerade solch ein Sachverhalt, wo wir (00:05:04)
unterschiedlich empfinden, wo wir unterschiedlich herangehen, wo wir unterschiedlich handeln
und der eine vielleicht gegen den anderen denkt, der eine über den anderen denkt, der
eine sich über den anderen stellt?
Gibt es das nicht auch heute noch?
Vielleicht im Blick auf Aussehen, vielleicht im Blick auf Sprache, vielleicht sogar eine
spöttische Bemerkung über einen Sprachstil, über einen Slang, über einen Akzent, der
sich bis heute gehalten hat, ein Lustigmachen dadurch, dass man etwas nachahmt, vielleicht
auch im Blick auf Besitz, auf Ausbildung.
Wir dürfen nicht vergessen, dass viele Gläubige in Ostdeutschland, weil sie eben nicht mit
in der Partei waren, nicht studieren konnten, bestimmte Ausbildungswege nicht gehen konnten
und das natürlich eine Familie auch längerfristig prägt.
Auch die Meinung, wie gesagt, dass manche in Westdeutschland vielleicht meinen oder
meinten, aber vielleicht immer noch meinen, da müssen wir mal helfen, da müssen wir (00:06:01)
ihnen mal klar sagen, wo es lang geht, wie es richtig geht.
Das führt natürlich zu einem Zwiespalt und der Apostel Paulus zeigt in 1. Korinther
12, dass das nicht der Fall sein darf.
In Korinth gab es auch, gab es Reiche und Arme, gab es Gebildete und Nichtgebildete,
gab es solche, die Familien hatten und die keine hatten, gab es solche, die reich waren
und die arm waren und in jeder Hinsicht gab es da Unterschiede und das zeigt er ihnen
in einer wunderbaren Weise, 1. Korinther 12 Vers 20, nun aber sind der Glieder zwar viele
der Leib, aber es ist einer, wir gehören zusammen, Erlöste gehören zusammen, wir bilden
nicht irgendwie eigene Gruppen oder Gruppierungen oder Parteiungen, sondern da ist ein Leib,
alle Erlösten.
Das Auge aber kann nicht zu der Hand sagen, ich benötige dich nicht, da kann kein Wessi
zu einem Ossi sagen, ich brauche dich nicht und kein Ossi zum Wessi, ich will dich nicht,
ich brauche dich auch nicht oder wiederum das Haupt zu den Füßen, ich benötige euch
nicht, sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig. (00:07:01)
Und jetzt ist natürlich dann leicht die Möglichkeit, dass man meint, der andere, das sei der Schwächere.
Nein, solch ein Gedanken wollen wir gar nicht zulassen, sondern, Vers 24, Gott hat den Leib
zusammengefügt, indem er dem Mangelhafteren reichlicher Ehre gegeben hat, damit keine
Spaltung in dem Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten.
Das ist ja das, was uns der Körper, der menschliche Körper zeigt, als Anschauungsmaterial für
die Versammlung und Gemeinde Gottes, dass es viele Glieder gibt und nur in einem guten
Zusammenwirken, das ist in dem gesunden Körper der Fall, gibt es auch ein gutes Ergebnis.
In dem Moment, wo mein Finger gegen meinen Arm, mein Fuß gegen meinen Leib oder was Bauch
erhandeln würde, würde nichts mehr funktionieren und deshalb ist es so wichtig, dass wir uns
aufeinander einlassen, deshalb ist es so wichtig, dass wir miteinander vorangehen, dass wir
nicht meinen, wir werden besser oder schlechter, wir werden weiter oder nicht so weit, dass
wir nicht die Unterschiede groß machen, es gibt natürlich Unterschiede, die gibt (00:08:04)
es aber überall, die gibt es im Westen wie im Osten, die gibt es zwischen dem Westen
zu dem Osten, die gibt es zwischen einzelnen Ländern, diese Unterschiede gibt es, aber
sie machen in dem Leib Christi, in unserem Miteinander, machen sie nichts aus, sie dürfen
nichts ausmachen, sie sollen nichts ausmachen und deshalb müssen wir alle unser Denken
auch in dieser Hinsicht lernen umzustellen, auch 30 Jahre nach dieser Zeit.
Also wir wollen nicht so tun, als ob es die Unterschiede nicht gab oder nicht gibt, aber
wir wollen uns nicht damit zufrieden geben, sondern wir wollen versuchen, uns neu zu orientieren
in einem guten Miteinander, in einem Füreinander, in einem Gebet füreinander, in einer Gesinnung,
wir wollen uns helfen dabei, falls wir dagegen vorgehen, wir wollen den Mut haben, das anzusprechen
und wollen so gemeinsam miteinander zur Ehre des Herrn, zu seiner Verherrlichung leben
und damit auch ein glückliches Leben miteinander haben, egal wo wir leben, wo wir wohnen.