„Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird den Nationen das Recht kundtun. Er wird nicht schreien und nicht rufen und seine Stimme nicht hören lassen auf der Straße. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen; er wird der Wahrheit gemäß das Recht kundtun“ (Jes 42,1-3).
Eine Weissagung von Christus
Diese Stelle wird in Matthäus 12,16-21 eindeutig auf unseren Herrn angewandt: „Und er gebot ihnen ernstlich, ihn nicht offenbar zu machen, damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist, der spricht: „Siehe, mein Knecht, den ich erwählt habe, mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen gefunden hat; ich werde meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Nationen Gericht ankündigen. Er wird nicht streiten noch schreien, noch wird jemand seine Stimme auf den Straßen hören; ein geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen, und einen glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis er das Gericht zum Sieg führt; und auf seinen Namen werden die Nationen hoffen.“
Wo auch immer das geringste Anzeichen für den Wunsch des Herzens, sich Gott zuzuwenden, vorhanden ist, belebt und ermutigt Er es und führt es schließlich in die volle Gewissheit des Glaubens. Diese Dinge kennzeichneten das Wirken des Herrn auf der Erde.
Zwei falsche Extreme
Wie sehr unterscheidet sich das von uns! Wir neigen dazu, extrem zu werden.
- Manche von uns sprechen nicht gerne mit jemandem über seine Seele. In dieser Hinsicht meiden wir die persönliche Arbeit an und mit suchenden Menschen. Wir achten nicht darauf, was Leute sagen, empfinden oder tun, sondern predigen sie zu vom Podium aus.
- Andere neigen dazu, sehr aufdringlich und selbstherrlich zu sein und viele Dinge zu tun, die kaum mit der christlichen Kultur übereinstimmen, die wir zeigen sollten.
In der Heilsarmee – eine echte Hilfe für mich!
Dieser Abschnitt hat mir sehr geholfen, als ich ein junger Mann war. Ich begann meinen Dienst als Offizier der Heilsarmee. Vor 60 Jahren war die Heilsarmee eine mächtige Kraft für das Gute in diesem Land. Wir marschierten in den Straßen von San Francisco in Prozessionen von über 1.000 Menschen, mit zwei oder drei Blaskapellen. Wir gewannen Hunderte von Seelen für Christus. Aber leider entfernte sich die Organisation nach und nach von der Suche nach Seelen. ...
Gesetzlicher Zwang: Ich muss Zeugnis ablegen!
Ich persönlich stand damals so sehr unter der Macht von Gesetzlichkeit, dass ich mich schuldig fühlte, wenn ich in einer Straßenbahn fuhr, ohne sofort aufzustehen, um Zeugnis abzulegen. Sobald wir eine Bahnstation verließen, stand ich auf und sagte: „Freunde, ich möchte Zeugnis für Jesus Christus ablegen und euch erzählen, wie Gott mich gerettet hat.“ Dann kam der Schaffner und sagte: „Setzen Sie sich. Wir haben Sie nicht gebeten, hierher zu kommen, um einen Gottesdienst zu halten!“
Dann war ich ziemlich unhöflich zu ihm und sagte: „Gut, ich setze mich, wenn Sie es sagen, aber Sie werden sich vor dem Richterstuhl Gottes dafür verantworten müssen, dass Sie diese Menschen daran gehindert haben, das Evangelium zu hören.“
Das Gleiche tat ich in einem Fernzug. Sobald wir den Bahnhof verlassen hatten, stellte ich mich den Fahrgästen gegenüber und begann, Zeugnis zu geben. Ich hatte das Gefühl, dass ich es tun musste, sonst wäre ich für ihre Seelen verantwortlich. Mir war nicht klar, dass dies unhöflich war.
Mein Lernprozess: Ich muss nicht!
Das letzte Mal, als ich auf diese Weise in einem Zug aufstand, hatte ich gerade angefangen, als ein römisch-katholischer Priester aufsprang und sagte: „Was ist das? Was soll das? Muss ich mich in diesem Zug beleidigen lassen? Muss ich in einem protestantischen Gottesdienst sitzen? Rufen Sie den Schaffner!“ Der Schaffner kam und sagte: „Junger Mann, das können Sie nicht tun! Sie haben kein Recht, sich in die Religion anderer Leute einzumischen, wenn Sie in einem Eisenbahnzug fahren.“ Und so musste ich mich hinsetzen.
Das alles beunruhigte mich. Der Teufel versucht entweder, dich zum Schweigen zu bringen, oder er lässt dich glauben, du müsstest tun, was unvernünftig ist. Was mich schließlich von meinem Zwang befreite und mir zeigte, dass es eine Art goldene Mitte zwischen Gleichgültigkeit und Unhöflichkeit gibt, war genau diese Stelle in Jesaja und Matthäus.
Die Sanftmut und Ansprechbarkeit Jesu
Was steht dort über den Herrn? „Er wird nicht streiten noch schreien, noch wird jemand seine Stimme auf den Straßen hören.“ Er verrichtete seinen Dienst hier für Gott auf eine so ruhige, stille Weise. Wenn Menschen zu ihm kamen und wissen wollten, wie sie das ewige Leben erlangen, wie sie gerettet werden können, war Er immer bereit, ihnen zu antworten und zu helfen. Er suchte die Verlorenen, wie die Frau am Brunnen von Sichar, aber man fand Ihn nie bei irgendetwas Ungestümem oder Ungehobelten. Er war wirklich „Gottes Gentleman“.
Als ich diesen Ausdruck zum ersten Mal auf Ihn angewendet sah, war ich ziemlich erschrocken. Vor einigen Jahren nahm ich in London einen kleinen Band in die Hand, eine alte Weltgeschichte, die Anfang der Jahre um 1.600 veröffentlicht worden war. Als ich zu den Tagen des Römischen Reiches und Augustus Cäsar kam, hieß es: „Zu seiner Zeit wurde in Bethlehem in Judäa dieser edle Herr geboren: Jesus Christus.“ Als ich darüber nachdachte, überlegte ich aber, warum sollte dieser Beiname nicht auf Ihn angewendet werden?
Was ist ein Gentleman? Ein sanftmütiger (= gentle) Mann (= man), ein gütiger Mann. Jesus war all das – immer sanftmütig und gnädig. Selbst wenn Er die Sünde streng zurechtwies, tat Er nie etwas, das erregt war oder Ihn ungehobelt erscheinen ließ.
Entnommen aus: Kommentar zum Propheten Jesaja, Kapitel 42.
Quelle: bibelpraxis.de/a6968.html