Das geistliche Grundnahrungsmittel: das Vaterunser?


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(00:00:00) Ist das Vater ein Grundnahrungsmittel der Gläubigen? Da sagte vor einiger Zeit ein Bischof der evangelischen Kirche. Er berichtete davon, dass er an manchem Sterbebett gesessen habe und erlebt habe, dass die Sterbenden eigentlich nicht mehr reagiert hätten. Wenn ich dann aber das Vater unserbetete, haben sie den Mund noch mitbewegt. Dieses Gebet sei ein Grundnahrungsmittel bis zum letzten Atemzug. Ist das wirklich so? Schauen wir uns einmal das sogenannte Vater unser an. Es ist ja Teil der sogenannten Bergpredigt, die der Herr Jesus gehalten hat. Wir wissen, dass diese drei Kapitel, Matthäus 5 bis 7, so genannt werden, aber aus den anderen Evangelien können wir entnehmen, dass diese Predigt des Herrn Jesus nicht an einem Stück gehalten worden ist, sondern dass, wie Matthäus das immer wieder tut in seinem Evangelium, er bestimmte Begebenheiten verschiedener Zeit zu einem jeweiligen Gesamtstück zusammenzieht, um entsprechend dem Auftrag, den Gott ihm gegeben hat, bestimmte Themen in seinem Evangelium (00:01:08) zu behandeln, die mit dem Herrn Jesus, dem König, dem Messias zu tun haben. Diese Bergpredigt ist sozusagen das Grundgesetz des Königreiches im tausendjährigen Reich, aber auch schon im Blick auf eine Zeit, wo der gläubige Überrest aus Juda noch verworfen sein wird und sie in Trauer sein wird, mit Tränen zu tun haben, das machen die sogenannten Glückseligpreisungen deutlich, werden bestimmte Grundsätze für das Leben inmitten des Königreiches der Himmel werden von dem Herrn Jesus hier vorgestellt. Und in dem Zuge spricht er auch über das Gebet. Er sagt in Matthäus 6, Abvers 5, dass wir nicht wie die Heuchler beten sollen, indem wir eben Gebete extra instrumentalisieren, indem wir Gebete in die Öffentlichkeit bringen, indem wir uns präsentieren als Beter, indem wir uns präsentieren als solche, die Gebete (00:02:06) sozusagen vorsprechen. Das taten eben die Pharisäer. Sie sprachen über ihre Gebete. So wie das heute auch manchmal ist, dass man das geradezu präsentiert, dass man Marketing macht für bestimmte Gebetsformen, Gebetshaltungen, Gebete. Und gerade das sollen wir nicht tun, sondern wir sollen in unsere Kammer gehen, wo niemand zuschauen kann. Wir sollen das also nicht irgendwie in die Öffentlichkeit zerren, die Art, die Länge und die Anzahl der Gebete oder derjenigen, die beten, sondern wir sollen das im Verborgenen machen, weil sonst unser Lohn schon dahin ist. Und dann fügt der Herr Jesus hinzu, in Matthäus 5, 6, 7 kann man das lesen, wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Nationen, denn sie meinen, um ihres vielen Redenswillen erhört zu werden. Da sehen wir ein Prinzip, dass wir nicht erhört werden, weil so und so viele beten, weil wir zu dieser oder jener Tages- oder Nachtzeit beten, weil wir so und so lange beten oder (00:03:04) weil wir die und die Formeln aufsprechen, sondern der Herr schaut auf unser Herz. Und das ist insofern von großer Bedeutung, als das Plappern gerade mit dem Vaterunser inzwischen einhergeht. Die Menschen reden es nach, wie eben diese Halbtoten, von denen dieser Bischof da gesprochen hat, ohne irgendwie mit Sinn und Verstand. Sie haben es eben auswendig gelernt und gerade das ist nicht Gebet. Gebet ist ja nicht, dass ich etwas aufspreche, weil ich es irgendwie auswendig kann, obwohl wir, natürlich ist es schön, wenn wir Gottes Wort kennen, auch auswendig können, sondern wir sollen diese Gebete sprechen aus unserer Herzenshaltung heraus und da kommt es eben nicht auf die einzelnen Worte an, die sollen ehrfürchtig sein vor dem Herrn, zu dem wir beten oder zu Gott, dem Vater, zu dem wir beten, aber es kommt nicht auf die spezielle Wortwahl. Es kommt nicht auf eine bestimmte Sprache an, in der wir so eine religiöse, heilige Sprache oder was das sprechen, sondern es kommt auf unser Herz an. Also nicht plappern, gerade das ist das Vaterunser geworden, ein Plappern, ein Nachplappern, ohne (00:04:05) dass man eine Beziehung zu dem Herrn hat, spricht man das dann nach. Schauen wir auf die Inhalte. Betet ihr nun so, unser Vater, der du bist, in den Himmeln. Ist das typisch christlich? Der Vater ist doch in den Himmeln. Ja, das ist wahr, aber wir sind auch in den Himmeln. Epheser 2 macht ganz deutlich, dass die Erlösten in Christus mitsitzen in den himmlischen Örtern. Hier aber spricht der Herr Jesus von Gläubigen, die auf der Erde sind, im Unterschied zu dem, der im Himmel ist. Der Vater ist im Himmel, sie sind auf der Erde. Das ist aber gar nicht die typisch christliche Haltung. Die typisch christliche Haltung oder der Charakter ist, dass wir jetzt schon in den himmlischen Örtern mitsitzen in Christus. Also das zeigt, diese Ansprache, die an sich uns nicht so fremd ist, ist aber gar nicht das typisch christliche. Also wenn es das Grundnahrungsmittel eines Christen ist, dann ist der Christ von seiner Grundnahrung im Himmel. Da genießt er die himmlischen Segnungen. Das ist seine Nahrung und da ist das Vaterunser eher eine Distanz zu dem Himmel. (00:05:04) Geheiligt werde dein Name. Das ist schon recht. Wir wollen, dass der Name Gottes als das gesehen wird, was er ist, der heilige Gott. Dein Reich, dein Königreich komme, darauf freuen wir uns auch. Unbedingt freuen wir uns darauf, aber freuen wir uns nicht viel mehr auf die Entrückung. Ist das nicht die christliche Hoffnung, dass wir auf sein Wiederkommen zur Entrückung warten? Das wird in diesem Vaterunser überhaupt nicht erwähnt. Das, was eigentlich typisch christlich ist, davon ist keine Rede. Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auch auf der Erde. Ja, darauf freuen wir uns auch, wenn das einmal wirklich ausgeführt wird. Wenn im tausendjährigen Reich der Wille Gottes, der Wille des Vaters nicht nur sein Wille ist, sondern wenn er hier auf dieser Erde durch die Person des Herrn Jesus ausgeführt wird. Natürlich darf das auch heute unser Gebet sein, dass möglichst viele nach diesem Willen Gottes handeln, auch wenn wir wissen, dass die Welt im Bösen liegt, dass die Welt auch nicht reformierbar ist, auch die religiöse Welt übrigens nicht, und dass dieser Zustand also gar nicht erreicht wird und erreicht werden kann. (00:06:03) Trotzdem freuen wir uns natürlich, wenn sein Wille geschieht. Das sind die Bitten, die mit Gott, mit dem Herrn Jesus zu tun haben. Ist das typisch christlich? Wo ist die Rede davon, dass der Herr Jesus am Kreuz von Golgatha gestorben ist? Kein Wort davon. Das ist Grundnahrungsmittel, wenn ich das in aller Ehrfurcht sagen darf. Dass wir täglich dafür danken, dass der Jesus am Kreuz von Golgatha für uns gestorben ist. Wo finden wir hier einen Hinweis auf den Erlöser überhaupt, auf den Herrn Jesus? Kein Wort davon. Das ist aber doch das typisch christliche, dass wir Gott danken für den Sohn, den er gegeben hat, dass wir ihm danken, dass wir mit dem Herrn Jesus verbunden sind, dass wir mit ihm untrennbar verbunden sind, dass wir ihn jetzt schon im Himmel sehen dürfen, weil wir ja selber in Christus, in den himmlischen Örtern mitsitzen. Kein Wort von dem verherrlichten Christus, kein Wort von dem leidenden Christus, kein Wort von der Versammlung Gottes, die verbunden ist mit dem Herrn Jesus. Das ist typisch christlich, das gibt es zu keiner anderen Zeit, aber in der heutigen Zeit. Wollen wir dafür nicht danken, dass wir Teil des Leibes Christi, des Hauses Gottes sind, (00:07:05) des Leibes Christi, der mit dem verherrlichten Haupt Christus im Himmel verbunden ist, untrennbar verbunden ist? Wo ist ein Wort davon, was eine typisch christliche Segnung ist, die es nie nachher geben wird und auch nie vorher gegeben hat, nämlich, dass der Geist Gottes in uns wohnt? Das ist typisch christlich, dass Gott als Person hier auf dieser Erde wohnt, in jedem Einzelnen persönlich, also in denjenigen, die an den Herrn Jesus glauben, sein Werk, und auch in uns gemeinschaftlich in der Versammlung, in der Gemeinde Gottes, kein Wort in der Berg predigt. Dann heißt es weiter, was das praktische Leben betrifft, unser nötiges Brot gibt uns heute. Das ist etwas, was wir unbedingt beten, ist nicht typisch christlich, das konnten alttestamentlich Gläubige werden, der wird der Überrest in künftiger Zeit genauso beten, aber das dürfen wir und das ist schon wertvoll, dass wir uns wirklich in bewusster Abhängigkeit von ihm sehen. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben. Unbedingt soll das unsere Haltung sein, dass wenn wir gesündigt haben, der Vater uns vergibt, (00:08:06) nicht in Blick auf die Ewigkeit, das ist mit der Bekehrung ein für alle Mal geschehen, aber doch im Blick auf ein Leben in Gemeinschaft mit ihm, auch in diesem Bewusstsein, dass wir selbst denen, die uns gegenüber schuldig sind, dass wir ihnen gegenüber entsprechend handeln. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns von dem Bösen. Nun, wir wissen aus Jakobus 1, dass Gott uns nie in eine Versuchung zum Sündigen führt, aber wir dürfen natürlich von ihm erbitten, dass wir nicht in Prüfungen kommen, die über unser Vermögen sind, obwohl Gott uns das durch den Apostel Paulus ausdrücklich zugesagt hat. Also wir merken diese Hinweise zu den Bitten, die sind nicht christlich im eigentlichen Sinn, die sind im tiefsten Sinn, sind sie nicht verbunden mit der heutigen Zeit, deshalb das Vaterunser, das ist ein Gebetsmuster, nicht nachzusprechen, das hat Gott nie, hat (00:09:02) der Jesus nie gewollt und auch nie gefordert, das wird allein schon dadurch deutlich, dass das Lukas-Evangelium dieses Vaterunser in einer anderen Form weitergibt und das macht deutlich, es ging dem Herrn nie darum, dass wir das einfach nachsprechen, dass wir das Wortwörtlich aufhören, wie das heute viele Christen tun. Also das ist falsch, zweitens ist es nicht typisch christlich, es ist gerade nicht typisch christlich, sondern die typischen Merkmale, die wahres Christentum beinhalten, die Person des Herrn Jesus, der Leidende, der gestorbene Christus, der verherrlichte Christus, seine Verbindung mit der Versammlung, mit der Gemeinde Gottes und auch die Tatsache, dass der Geist Gottes auf der Erde sind, werden nicht erwähnt. Was nehmen wir denn für eine Schlussfolgerung daraus? Dieses Gebet gibt uns schon Hinweise, erstens, dass man Gott an die erste Stelle setzt in unserem Gebet, zweitens, dass wir über persönliche Bitten auch mit dem Vater, mit dem Herrn Jesus sprechen können, aber wir wollen nicht etwas nachplappern, wir wollen dieses Gebet schon gar nicht nachsprechen, weil dieses Gebet nicht für Christen im tiefsten Sinne gedacht ist, aber wir wollen frei zu dem Herrn Jesus beten, zu Gott, unserem Vater beten. (00:10:01) Wir sind Kinder Gottes, wir dürfen zu dem Vater beten, mit voller Freimütigkeit, mit voller Dankbarkeit und wir wollen aber das in das Gebet bringen, was typisch christlich ist. Liest ihr dazu mal den Schluss von Epheser 1 und den Schluss von Epheser 3 durch, das ist typisch christlich und die Frage ist, ob diese Art von Gebeten uns wirklich mehr und mehr kennzeichnet. Ich wünsche ich dir und mir, dass das wirklich Inhalt unserer Gebete ist, was christlich ist, was von dem verherrlichten Christus für uns heute vorgesehen ist.
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