Alles gut! – wirklich?: Runter mit der Fassade!

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Warum sind wir eigentlich oft so unehrlich? Vielleicht spielen wir uns selbst auch manchmal etwas vor. Ganz bestimmt aber anderen. Natürlich gibt es viele Christen, die auf die Frage, „wie geht es dir?“, keine wirkliche Antwort erwarten. Dann müssten sie sich ja womöglich mit einer Not, mit einer Herausforderung beschäftigen und Hilfestellungen geben.

Wir haben auch nicht jedem unser Innerstes offenzulegen. Das wäre äußerst unweise. Denn viele können damit gar nicht umgehen! Wir selbst bei anderen womöglich auch nicht ...

Aber wir sollten nicht allen vorspielen, wie wunderbar es uns geht, wenn es uns gar nicht gut geht. Der Apostel sagt nicht von ungefähr im Blick auf unseren Körper und auch den geistlichen Leib, die Versammlung (Gemeinde) Gottes:

„Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit“ (1. Kor 12,26). Gott hat diese Empfindungen in unseren Körper hineingelegt! Und dafür sollten wir dankbar sein. Wenn wir Zahnschmerzen haben, dann tun nicht nur die Zähne weh, sondern der ganze Körper. So ist es auch bei Kopfschmerzen usw. Und wenn das Bein gebrochen ist, merkt das auch der restliche Teil unseres Körpers.

Das ist Last und Segen zugleich! Vorrecht und Verantwortung zugleich. Denn natürlich ist es nicht schön, wenn es meinem Bruder nicht gut geht. Aber wir sind als Glieder des einen Leibes so eng miteinander verbunden, dass wir uns eben eine Hilfe und gegenseitig ein Trost sein können, ja sollen.

Die Frage ist, ob mein Bruder genau dieses Gefühl bei mir hat: Wenn ich mich ihm öffne, dann weiß ich, dass ich trostreiche Worte bekomme. Oder muss er Angst haben, dass ich ihn verachte, dass ich kein Verständnis für seine Lebensumstände habe?

Umgekehrt – was haben wir davon, wenn wir unsere Fassaden aufrechterhalten? Gar nichts! Man wird uns nicht helfen (können), man wird im Allgemeinen an unseren Nöten vorbeigehen. Man wird uns und unsere Situation nicht beachten.

Besonders krass ist diese Verstellung in dem Fall von Isebel, als Jehu kam, um Gottes Gericht über sie auszudrücken. Bei ihr lesen wir, wie sie sich auch äußerlich geschminkt hat, um ganz mutig und kühn auszusehen. In Wirklichkeit zitterte sie vor Angst, denn ihr dürfte bewusst gewesen sein, wie es wirklich um sie stand (2. Kön 9,30).

Lasst uns nicht lächerliche Schlagworte wie „alles gut“ benutzen, wenn vieles das Gegenteil von gut ist. Und lasst uns an den Empfindungen unserer Mitgeschwister nicht achtlos vorbeigehen. Sie haben mehr verdient als eine nicht ernst gemeinte Frage: „Wie geht es dir?“

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