Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 171
„Gott ist Liebe“, heißt es zweimal in der Bibel. Beide Male schreibt Johannes in seinem ersten Brief davon (Kapitel 4, Verse 8 und 16). Dieser biblischen Aussage widmet Papst Benedikt XVI. seine erste Enzyklika. „In einer Welt, in der mit dem Namen Gottes bisweilen die Rache oder gar die Pflicht zu Hass und Gewalt verbunden wird, ist dies eine Botschaft von hoher Aktualität“, schreibt der deutsche Papst Joseph Ratzinger darin.
An dieser Stelle soll keine ausführliche Besprechung dieser Enzyklika vorgenommen werden. Es geht mir um eine einzelne Aussage, die auf Seite 13 dieses 61-seitigen Werkes zu finden ist. Dort heißt es:
Weltliche Liebe - göttliche Liebe
„Am Anfang stand die Frage, ... ob die uns von der Bibel und der Überlieferung der Kirche verkündete Botschaft über die Liebe mit der allgemein menschlichen Liebeserfahrung etwas zu tun habe oder ihr vielleicht gar entgegengesetzt sei. Dabei begegneten uns die beiden Grundwörter Eros als Darstellung der ,,weltlichen“ Liebe und Agape als Ausdruck für die im Glauben gründende und von ihm geformte Liebe. Beide werden häufig auch als ,,aufsteigende“ und ,,absteigende“ Liebe einander entgegengestellt; verwandt damit sind andere Einteilungen wie etwa die Unterscheidung in begehrende und schenkende Liebe ... In der philosophischen und theologischen Diskussion sind diese Unterscheidungen oft zu Gegensätzen hochgesteigert worden: Christlich sei die absteigende, schenkende Liebe, die Agape; die nichtchristliche, besonders die griechische Kultur sei dagegen von der aufsteigenden, begehrenden Liebe, dem Eros geprägt.“
Meine Frage lautet schlicht: Ist die körperliche Liebe eine „weltliche“ Liebe, die sich in der Bibel von der göttlichen Liebe unterscheidet, also in einem Gegensatz dazu steht? Und weiter: Ist die körperliche Liebe eine begehrende, im Gegensatz zur göttlichen, schenkenden Liebe?
Die Bibel: Körperliche Liebe muss göttlich geprägt sein.
Die Bibel gibt selbst die Antwort! Zum Beispiel im Epheserbrief, Kapitel 5, Vers 25: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung (Gemeinde, Kirche) geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.“ Was beinhaltet diese Liebe - im Grundtext steht agapeo - eigentlich? Sie beinhaltet die Liebe auf geistig/geistlicher Ebene, auf der seelischen und auch auf der körperlichen. Natürlich dürfen wir die Liebe unseres Ehepartners genießen. Aber zu lieben bedeutet nie, an keiner stelle: begehren, aufsteigend. Lieben heißt immer: geben, den anderen erfüllen, dem anderen Gutes tun, die (wahren) Wünsche, Bedürfnisse des anderen erkennen und stillen suchen.
Die körperliche Liebe ist vom Grundsatz und Wesen her nicht anders als die Liebe, die von Gott ist. Allerdings kann die körperliche Liebe nur dann von uns nach diesem Grundsatz verwirklicht werden, wenn die göttliche Liebe in unsere Herzen ausgegossen worden ist (Römer, Kapitel 5, Vers 5). Nur wer von Neuem geboren ist, wer Jesus Christus als seinen persönlichen Retter angenommen hat, ist in der Lage, seinen Ehepartner wirklich zu lieben, das heißt ihm alles zu geben, ihn wirklich glücklich machen.
Nehmende Liebe - das gibt es nicht
Nehmende Liebe ist ein Widerspruch in sich selbst. Liebe nimmt nicht, begehrt nicht, sondern gibt. Immer. Vielleicht müssen wir uns das öfter sagen (lassen). Aber es macht glücklich zu schenken. Und oftmals ist die Antwort auf diese Liebe genauso beglückend. Aber das ist dann wieder ein anderes Thema.
Quelle: bibelpraxis.de/a636.html