Zeichen und Wunder – gibt es sie noch?

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Zeichen und Wunder – was sie sind

Zeichen und Wunder sind übernatürliche Ereignisse, die über die Gesetzmäßigkeiten der Natur hinausgehen. Die Begriffe selbst werden in der Bibel verschiedentlich gebraucht. Manchmal wird von „Zeichen“ (Joh 2,11), manchmal von „Wundern“ (Mt 21,15) gesprochen. An einigen Stellen wird auch beides zusammen genannt: „Zeichen und Wunder“ (Apg 5,12).

Zwischen diesen beiden Ausdrücken gibt es allerdings einen Unterschied. Während ein Wunder ein übernatürliches Ereignis darstellt, das bei dem Zuschauer Erstaunen hervorruft und über sein Verständnis hinausgeht, stellt ein Zeichen mehr eine Ansprache an den Beobachter dar, durch das eine Wirkung in dessen Herz erzielt werden soll. Zwar ist ein Zeichen auch ein Wunder, jedoch verbunden mit dem Ziel, dem Beobachter eine Botschaft zu vermitteln und eine Reaktion in dessen Herz und Gewissen hervorzurufen.

Die Zeichen und Wunder Jesu und ihre Zielsetzung

Das finden wir beispielsweise bei den Zeichen, die der Herrn Jesus tat. Sie hatten den Zweck, das Herz des Beobachters zur Erkenntnis der Größe seiner Person zu führen (Joh 20,30.31). Gleichzeitig waren die Zeichen des Herrn mit Belehrungen verbunden, die Er daran anknüpfte. Damit haben sie auch einen belehrenden Charakter.

So speiste der Herr beispielsweise 5000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen. Das war das Zeichen, das Er vollbrachte (Joh 6,14). Auf dieses Zeichen hin folgte eine Belehrung. Darin erklärte Er dem Volk, dass Er als Person das wahrhaftige Brot aus dem Himmel sei (Joh 6,32). Wer dieses Brot nun essen würde, das heißt Ihn im Glauben annehmen würde, würde nicht mehr hungern, sondern in Ewigkeit leben (Joh 6,35.51). So benutzte der Herr ein materielles Zeichen, um anschließend in Verbindung damit eine geistliche Belehrung hinzuzufügen.

Diese und andere Zeichen hat Gott in der Bibel niederschreiben lassen, dass wir glauben, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes (Joh 20,31). Denn in allen Zeichen und Wundern handelte Er in übernatürlicher göttlicher Kraft, wodurch seine Herrlichkeit offenbart wurde (Joh 2,11).

Die Zeichen und Wunder der Apostel und deren Zielsetzung

Das Neue Testament teilt uns mit, dass auch durch die Hände der Apostel Zeichen und Wunder geschahen (Apg 5,12), sowie durch Gläubige, die Gott ebenfalls dazu autorisiert hatte (Apg 6,8; 8,6.7.13). So wurden durch die Hände der Apostel Kranke geheilt (Apg 5,15.16), besessene Menschen von ihrer Dämonie befreit (Mk 16,17) und so weiter.

Die Zielsetzung

  1. Die Zeichen und Wunder, die durch die Hände der Apostel geschahen, hatte Gott zu Beginn des Christentums gegeben, um einen ganz bestimmten Zweck damit zu verfolgen. Durch sie sollte das von Ihm eingeführte Christentum, das jetzt gänzlich neu war und gepredigt wurde, untermauert werden.
    Denn viele Jahrhunderte lang war das Judentum die von Gott gegebene „Form“. Doch nachdem der Herr Jesus das Werk vollbracht hatte, in den Himmel aufgefahren und in Folge dessen der Heilige Geist auf die Erde gesandt worden war, folgte eine einschneidende Veränderung. Jetzt begann das Christentum (Apg 2,1-4). Um nun zu unterstreichen, dass es wirklich von Gott kam und dieser es auch unter den Menschen verkündigen ließ, geschahen diese bestätigenden Zeichen und Wunder durch die Hände der Apostel. Dadurch wurde unterstrichen, dass es sich tatsächlich um eine von Gott gegebene Sache handelte. Da die Versammlung zu dieser Zeit in einem guten inneren und äußeren Zustand war, konnte Gott auch so mächtig wirken und das Neue mit Zeichen und Wundern untermauern.
  1. Doch nicht nur das Christentum war neu. Neu war auch, dass Christus verherrlicht zur Rechten Gottes sitzt. Die Juden hatten Ihn verworfen und gekreuzigt. Doch Gott hatte seinen „heiligen Knecht“ auferweckt und Ihm den Platz größter Ehre gegeben – zu seiner Rechten (Mk 16,19). So ließ Gott die Zeichen und Wunder durch den von den Menschen zwar verworfenen, aber den von Gott hoch erhobenen „heiligen Knecht Gottes“ auch geschehen, um den Namen seines Sohnes auf der Erde vor den Menschen zu verherrlichen und zu ehren, die Ihn verworfen hatten (vgl. Apg 4,30).

Der Stellenwert des Wortes Gottes

Dennoch macht die Bibel deutlich, dass nicht die Zeichen und Wunder im Mittelpunkt stehen sollten, sondern das Wort Gottes, das verkündigt wurde. Die Zeichen geschahen, wie wir gesehen haben, nur zur Unterstreichung der gepredigten Wahrheit, durch die Gott in der Anfangszeit des Christentums mitzeugte (Heb 2,4).

So hat das Wort Gottes im Vergleich zu den Zeichen und Wundern einen weitaus höheren Stellenwert. Denn allein durch das Wort Gottes und den Heiligen Geist kann der Mensch zum Glauben geführt und von neuem geboren werden (Joh 3,5). Das bestätigt Paulus in seinem Brief an die Römer: „Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Röm 10,17).

Die Quelle der Zeichen und Wunder

Die durch die Apostel geschehenen Zeichen und Wunder in der Anfangszeit des Christentums fanden ihre Kraft nicht in ihnen selbst. Die Kraft dazu lag außerhalb von ihnen. Sie kam von Gott. Diesen wichtigen Grundsatz stellt die Bibel an mehreren Stellen vor.

So schreibt Lukas in der Apostelgeschichte, dass Zeichen und Wunder durch den Namen des heiligen Knechtes Jesu geschahen (Apg 4,30). Paulus wiederum schreibt von Zeichen und Wundern, die in der Kraft des Geistes Gottes gewirkt wurden  (Röm 15,19). Aus beiden Stellen geht hervor, dass die Kraftquelle zu diesen Zeichen und Wundern allein in Gott liegt. Die Apostel waren lediglich die „Werkzeuge“, durch die Gott sie geschehen ließ.

Die Adressaten der Zeichen und Wunder

Wenn Zeichen und Wunder durch die Hände der Apostel geschahen, dann waren sie in erster Linie für Ungläubige bestimmt. Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, spricht beispielsweise von „dem Volk“ (Apg 5,12). Damit ist das ungläubige Volk der Juden gemeint. Diesen Grundsatz finden wir auch an anderer Stelle wieder, wenn es um das Sprechen von fremden Sprachen geht. Im ersten Korintherbrief schreibt Paulus: „Daher sind die Sprachen zu einem Zeichen, nicht den Glaubenden, sondern den Ungläubigen“ (1. Kor 14,22). Es geht bei der Ausübung von Zeichen und Wundern also um Ungläubige – nicht um Gläubige. Sie waren die Adressaten.

Deshalb hatte Paulus die Gnadengabe der Wunderheilungen auch im Allgemeinen nicht bei Gläubigen eingesetzt (Ausnahme: Eutuchus, Apg 20). Im Gegenteil, Epaphroditus, ein gläubiger Mann, der eine Gabe an Paulus überbringen sollte, war bei seinem Dienst schwer erkrankt. So schwer, dass er an der Schwelle des Todes stand (Phil 2,25-30). Trotzdem heilte Paulus ihn nicht, sondern vertraute auf Gott und dessen Barmherzigkeit, die ihn schließlich auch wiederherstellte.

Zeichen und Wunder – gibt es sie noch?

In gewisser Hinsicht gibt es auch heute noch göttliche Wunder. Jede Bekehrung eines Menschen oder jede Geburt eines Kindes ist ein unerklärbares Wunder. Allerdings sind das keine Zeichen und Wunder mehr wie sie zu Anfang des Christentums existierten. Diese gibt es heute nicht mehr. Auch nicht als Gnadengabe, wie wir sie noch im ersten Korintherbrief finden (1. Kor 12,9.10). Gott hatte sie zu Anfang des Christentums gegeben, dann aber aufhören lassen. Das finden wir auch in Bezug auf die Sprachen (1. Kor 13,8). Heute ist das christliche Haus, äußerlich betrachtet, in Verfall geraten und entspricht weitgehend nicht mehr den Gedanken Gottes. Würden also heute noch große Zeichen und Wunder geschehen, würde Gott damit den Verfall der Christenheit billigen. Das ist sicherlich nicht seine Absicht.

Den Gedanken, dass alle Gläubigen Zeichen und Wunder tun könnten, wenn sie nur genug Glauben haben, kennt die Bibel ebenfalls nicht.

Wenn Menschen heute dennoch mit Wunderheilungen werben, dann geschieht das nicht mehr in der Kraft des Geistes Gottes (Röm 15,19). Es ist im besten Fall menschliche Verführung, nicht selten sogar eine Macht der Finsternis, die wohl hinter diesen Dingen steckt. Daher ist es wichtig, als Christ Abstand von solchen Praktiken zu nehmen und keine Verbindungen damit einzugehen.

Kein Nachteil ohne Zeichen und Wunder

Wie wir gesehen haben, gab Gott Zeichen und Wunder nur zu Beginn des Christentums, um die verkündigte Wahrheit des Christentums, das gänzlich neu eingeführt worden war, zu unterstreichen und seinen Sohn zu ehren. Später sind diese bestätigenden Zeichen und Wunder zu ihrem Ende gekommen. Heute benötigen wir sie nicht mehr. Wir befinden uns am Ende der christlichen Zeitepoche, in einer Zeit des Niedergangs, in der Gott äußerlich nicht mehr durch große Zeichen und Wunder wirkt, um womöglich dadurch den Niedergang noch zu sanktionieren. Dennoch haben wir keinen nennenswerten Nachteil. Im Gegenteil. Wir besitzen das vollständig offenbarte Wort Gottes. Auf das dürfen wir uns stützen und unser Vertrauen darauf setzen. Darin liegt unser Segen.

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