Lesezeit: 3 Min.
© Alte/freundschaft.jpg

„Die Süßigkeit eines Freundes kommt aus dem Rat der Seele. Verlass nicht deinen Freund und deines Vaters Freund … Eisen wird scharf durch Eisen, und ein Mann schärft das Angesicht des anderen“ (Spr 27,9.10.17).


Jemand hat einmal gesagt: Freunde sind jene seltenen Menschen, die einen fragen, wie es einem geht, und dann auch die Antwort abwarten. Das ist großartig. Es sind Menschen, denen an uns liegt – und uns liegt an ihnen. Denn eine Freundschaft ist nicht einseitig, sondern gegenseitig.


Ein Freund redet nicht einfach daher. Er spricht überlegt. Aber er öffnet sich auch, um vertrauensvoll und vertraulich zu reden. Er gibt, wenn er Ratschläge erteilt, immer etwas von sich selbst preis. Denn offen ausgesprochene Ratschläge machen einen selbst angreifbar. Von echten Freunden wird ein solches Vertrauen jedoch belohnt.

Wir haben Freunde nötig

Wir alle haben Freunde nötig. Denn wir brauchen Ratschläge, wir brauchen ein Korrektiv in unserem Leben – auch in unserem geistlichen Leben! Es bleibt auch wahr, dass „Eisen durch Eisen scharf“ wird. Wenn man alleine über manche Dinge nachdenkt – auch in der Ehe –, so besieht man Fragen doch in der Regel nur von einer bestimmten Seite. Ein Freund hat jedoch einen anderen, ergänzenden Blickwinkel, den er mit einbringen kann. Und zuweilen ist es so, dass ein solch neuer Blickwinkel auch zu anderen Einsichten führt.

Daher wird durch einen Freund das Verständnis „angespitzt“. Man durchdenkt Vorstellungen und Lebenswege stärker – und man ist in der Lage, Schwachstellen der eigenen Überlegungen zumindest klarer zu sehen oder ihnen sogar zu begegnen. Aber auch dazu ist es nötig, dass man gegenseitiges Vertrauen hat. Das ist das Kennzeichen von Freunden. Wenn sie sich vielleicht auch länger nicht gesehen haben, so verstehen sie sich doch auf Anhieb wieder. Und sie sind in der Lage, auch einmal kritische Worte weiterzugeben.

Freunde können sich auch Kritik sagen

„Treu gemeint sind die Wunden dessen, der liebt“ (Spr 27,6). Freunde haben sich immer etwas zu sagen. Aber es sind eben keine schmeichlerischen Worte, die sie austauschen. Sie können sich auch klar die Meinung sagen, wenn es um bestimmte Fragen und Punkte geht. Ihr gutes Verhältnis wird von solchen unterschiedlichen Standpunkten nicht getrübt. Im Gegenteil, da man versucht, die Kritik des anderen gut zu verstehen, vertieft sich das Verhältnis sogar.

Eine Freundschaft ist daher auch in der Lage, Wunden auszuhalten. Wunden tun immer weh. Da sind Freundschaften keine Ausnahmen. Aber wenn es sich um wirkliche Freunde handelt, weiß man, dass diese Wunden aus Liebe entstehen. Diesen Beweggrund wird man bei einem Freund immer unterstellen. Daraus schließt man, dass es nötig ist, einmal über bestimmte Dinge neu und stärker nachzudenken.

Freunde wie David und Jonathan

Wir alle brauchen Freunde – Freunde in der Not und Freunde in guten Zeiten. Solche Freundschaften sind auch in der Lage, manche schwierige Zeit auszuhalten. Das sehen wir an der Freundschaft zwischen David und Jonathan. Aber solche Beziehungen benötigen „Investitionen“. Das sind Zeit, Energie und Ausdauer.

Wer echte und tiefe Freunde hat – davon kann man nicht zehn parallel haben, weil man so viel Energie und Zeit gar nicht aufbringen kann –, der wünscht auch anderen, dass sie etwas von dieser Freude erleben.

© Alte/freundschaft.jpg
Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Anregungen für Verlobte (10) – ist eine "Freundschaft" vorher angesagt? Manuel Seibel In Schulen, Unis und unter Kollegen ist es normal: Man geht miteinander. Artikel lesen
Buchempfehlungen (Verlobung, Freundschaft, Ehe) (FMN) Das "Folge mir nach" - Themenheft soll ein wenig Orientierung und Denkanstöße zu den großen Themenfeldern Freundschaft, Verlobung und Ehe geben. Das Heft hat dieses Mal schon mehr Seiten als normalerweise, aber dennoch gibt es noch viele Lücken. ... Artikel lesen
Besondere Beziehungen zwischen Dienern Manuel Seibel „Ich habe keinen Gleichgesinnten … Ihr kennt aber seine Bewährung, dass er, wie ein Kind dem Vater, mit mir gedient hat an dem Evangelium“ (Phil 2,20.22). Artikel lesen
Warum sind wir nicht willens, eine Entwicklung nach unten als solche anzuerkennen - das Beispiel Greta Thunbergs warnt uns! Manuel Seibel Immer wieder stellt man fest, dass sich Entwicklungen im Leben eines Menschen abzeichnen, absehen lassen. Dennoch halten wir am "guten Bild" fest, selbst wenn es eigentlich nicht mehr "haltbar" ist. Wie kommt so etwas zustande? Podcast anhören
Wie gehen wir in der Ehe miteinander um? Manuel Seibel Eine Ehe ist kein Selbstläufer! Wir müssen in sie investieren, täglich neu! Ein wichtiger Punkt ist dabei, wie wir in der Ehe miteinander umgehen. Die Hinweise Gottes, wie Er die Ehe von Adam und Eva, von Mann und Frau, gestiftet hat (1. Mo 2), ... Video ansehen
Gemütliches Beisammensein Manuel Seibel „Wenn jemand von den Ungläubigen euch einlädt, und ihr wollt hingehen, so eßt alles, was euch vorgesetzt wird, ohne zu untersuchen um des Gewissens willen" (1. Korinther 10,27). Artikel lesen