Joseph Ratzinger - vor dem endgütligen Richter stehen


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(00:00:00) Ich werde ja nun bald vor dem endgültigen Richter meines Lebens stehen, so schreibt Benedikt XVI., Josef Ratzinger, in seinem Brief angesichts des Missbrauchsgutachtens für die Erzdiözese München und Freising am 20. Januar 2022. Das klingt sehr beeindruckend und sehr zu Herzen gehend. Ist es das auch? Paulus konnte am Ende seines Lebens sagen, II. Timotheus 4 Vers 7, und 8, voller Zuversicht, in dem vollen Bewusstsein, dass er den richtigen Kampf des Glaubens (00:01:01) gekämpft hat, dass er mit dem HERRN gelebt hat. Paulus war auch nicht fehlerlos, Paulus war auch nicht sündlos, aber er hat ein Leben mit dem HERRN geführt. Nun, was sagt Benedikt XVI., der mehrjährige Chef der Organisation der römisch-katholischen Kirche? Ich habe in diesen Tagen der Gewissenserforschung und Reflexion so viel Ermutigung, so viel Freundschaft und so viele Zeichen des Vertrauens erfahren dürfen. Ja, worum geht es da? Es geht um Missbrauch, der unter seiner Verantwortung in der Organisation in München und Freising geschehen ist. Und da sind manche erheblich in Anklage gekommen. Und jetzt hat er Gewissensforschung und Reflexion betrieben. Paulus sagt das auch, dass ein wichtiges Kennzeichen des Gläubigen ist, dass man selbst reflektiert. Er spricht von Verwaltern und sagt, dass sie treu sein müssen, erster Grund dafür. Dann Vers 3. Mir aber (00:02:01) ist es das geringste, dass ich von euch oder von einem menschlichen Tag beurteilt werde. Das heißt nicht, dass Paulus es egal war, was die anderen über ihn sagten oder dachten, aber das ist nicht das Entscheidende. Ich beurteile mich aber auch selbst nicht. Hat Paulus kein Selbstgericht betrieben? Natürlich hat er das. Aber er wusste, das ist am Ende auch nicht ausschlaggebend. Denn ich bin mir selbst nichts bewusst, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Er hatte wirklich ein freies Gewissen. Kann so Josef Ratzinger schreiben mit einem freien Gewissen im Blick auf das, was da geschehen ist? Der mich aber beurteilt, ist der Herr, sagt Paulus. So urteilt nicht irgendetwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Überlegungen der Herzen offenbaren wird. Und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott. Das Lob natürlich nur dann, wenn es Lob auch zu verteilen gibt. Also Gewissensforschung und Reflexion ist schon recht, aber das rechtfertigt mich nicht. Auch nicht an Josef Ratzinger. Was musste er denn da feststellen? Da kann er doch kaum sagen, viel Ermutigung angesichts dessen, (00:03:04) was unter seiner Führung, unter seiner Leitung da geschehen ist. Kann man da sich freuen über Freundschaft? Ist das nicht ein Beweis, dass man Dinge zudeckt, statt sie aufzudecken? Wir bitten den lebendigen Gott, schreibt er später, vor der Öffentlichkeit um Vergebung für unsere Schuld, ja für unsere große und übergroße Schuld. Das verbindet er mit den Feiern des Gottesdienstes, also Eucharastie, also in seinem Sinn auch dem Abendmahl, dem Brotbrechen. Das ist ja auch recht so, dass man persönlich 1. Korinther 11 in dieses Licht Gottes geht, vor dem Gedächtnismahl, vor dem Abendmahl. Aber wir sollen ständig in diesem Selbstgericht sein. Aber was ist das? Wir bitten um Vergebung für unsere Schuld. Das ist ja so ähnlich, wie Saul das getan hat. Der hat auch gesagt, ich habe gesündigt. Das ist ja kein wahres Sündenbekenntnis. Ein Sündenbekenntnis setzt ja voraus, dass man die Sünden auch konkret nennt (00:04:01) und nicht allgemein von Schuld, meinetwegen auch übergroßer Schuld spricht. Der Herr vergibt mir, wenn ich mich ehrlich von ihm durchschauen lasse und so wirklich zur Änderung meiner selbst bereit bin. Ist es so, dass ich mich wirklich in das Licht Gottes stelle? Das kann man bei diesem Brief eigentlich kaum sagen. Man kann auch wohl kaum erkennen, dass da konkrete Bekenntnisse sind. Ja, Schmerz drückte aus über Vergehen und Fehler, die in meinen Amtszeiten an den betreffenden Orten geschehen sind. Die Opfer von sexuellem Missbrauch haben ein tiefes Mitgefühl und ich bedauere jeden einzelnen Fall. Bekennt er auch jeden einzelnen Fall? Müssen wir nicht, wenn wir bekennen, auch konkret bekennen, was verkehrt ist, was wir an Sünde begangen haben gegenüber dem Herrn? Natürlich wissen wir, dass die Vergebung der Sünden ein für alle Mal geschehen ist, als wir uns bekehrt haben. Manchmal hat man hier den Eindruck, dass die Sündenvergebung (00:05:03) wieder neu geschehen muss. So ist das ja auch in der Lehre der katholischen Kirche, dass man nur dann Vergebung hat, wenn man dann auch jetzt wieder neu die Sünde bekannt, die konkret vorgefallen ist im Leben eines Gläubigen, wenn er denn gläubig ist in dieser Kirche. Aber es geht doch darum, dass ein bekehrter Mensch die Sünden vergeben bekommen hat und dass er frei ist in seinem Gewissen, was die Ewigkeit betrifft, dass er aber nicht frei ist, was sein Glaubensleben betrifft, wenn da Dinge vorkommen. Und was ist das für ein Bekenntnis, dass in meiner Verantwortung das geschehen ist? Was sagt denn Gottes Wort? Tut dem Bösen von euch selbst hinaus, 1. Korinther 5, 13. Wenn solche Dinge wie Kindesmissbrauch geschehen, da kann ich nicht einfach ein persönliches oder allgemeines Sündenbekenntnis haben. Da haben wir eine Verantwortung als örtliches Zusammenkommen, einen solchen Sünder, einen solchen Bösen hinauszutun. Der mag gläubig sein, aber in diesem Augenblick ist er identifiziert, eins gemacht mit der Sünde, die er begangen hat. (00:06:04) Ist das ein sündiger Zustand? Und da müssen wir handeln. Ansonsten sind und bleiben wir schuldig. Da müssen wir einen solchen ausschließen aus der Gemeinschaft. Und dass so jemand natürlich dann in dieser Situation keine Seelsorge weiter tun kann und so weiter, das ist ja völlig klar. Und wer das tut, der macht sich ganz persönlich schuldig und er macht sich dann auch das örtliche Zusammenkommen, die örtliche Zahl der Menschen, die da zusammenkommen, macht sich absolut schuldig. Kann man sich so aus der Verantwortung ziehen, indem man einfach davon spricht, es gibt Verantwortung und in meiner Zeit ist das passiert. Aber wer ist denn dann persönlich dafür verantwortlich? Ja, es klingt gut. Ich werde ja nun bald vor dem endgültigen Richter meines Lebens stehen. Auch wenn ich beim Rückblick auf mein langes Leben viel Grund zum Erschrecken zur Angst habe. Ja, zum Erschrecken vielleicht nicht, aber natürlich müssen wir bekennen, müssen wir leider bekennen, dass so viel Falsches in unserem Leben gewesen ist. Aber das ist wieder (00:07:02) so pauschal. Wenn möchte Gott ein konkretes Bekenntnis in unserem Leben haben? So bin ich doch, schreibt er weiter, furen Mutes, weil ich fest darauf vertraue, dass der Herr nicht nur der gerechte Richter ist, sondern zugleich der Freund und Bruder, der mein Ungenügen schon selbst durchlitten hat. Worauf mag er sich da beziehen? Erstens finden wir nicht, dass der Richter unser Freund genannt wird. Ja, wir haben, darauf spielt er dann an, einen Anwalt im Himmel, Paraklet, das ist den Sachwalter. Er ist Johannes 2, das ist der Herr Jesus. Wenn wir gesündigt haben, dann ist er als Anwalt tätig, um uns das Bewusstsein dieser Sünde überhaupt erst vor das Gewissen zu stillen, damit wir diese Sünde konkret bekennen und lassen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass wenn wir im Himmel ankommen, er unser Paraklet wäre, unser Sachwalter. Davon ist da keine Rede. Ja, wenn wir vor dem Richterstuhl des Christus, 2. Korinther 5 Vers 10 erscheinen werden, da wird unser ganzes Leben offenbar. Da wird uns der Herr zeigen, wie er uns in seiner (00:08:03) Liebe, in seiner Fürsorge, in seiner Gnade geleitet hat, trotz unseres großen Versagens. Er ist für uns gestorben. Meint er das damit, dass der Herr sein Ungenügen selbst durchlitten hat? Ja, am Kreuz von Golgatha, da hat er Jesus für unsere Sünden, ist er gestorben. Ungenügen ist so ein Posch, so ein fast verniedlichendes Wort für Sünde. Sind wir noch bereit, konkret Sünde mit Namen zu benennen? Ja, der Herr sagt zu Johannes am Anfang der Offenbarung, nachdem Johannes ihn gesehen hat, den Herrn Jesus in dieser richterlichen herrlichen Gestalt, fürchte dich nicht, ich bin es. Aber da war Johannes nicht irgendwie als jemand, der schuldig war, der jetzt eine Sünde begangen hat, sondern Johannes hatte ein Bewusstsein, was das heißt, richterliche Herrlichkeit. So hat er den Herrn vorher noch nie gesehen. Und das soll uns auch bewusst sein. Sünde ist nicht egal. Nochmal, wir brauchen keine Angst vor dem Herrn, vor Gott zu haben. Er ist der Retter von uns, er ist unser Herr. Aber wir sollen schon ein Bewusstsein haben, was das für eine heilige, für eine feierliche Sache ist, dass er der Richter ist, als der Sohn des Menschen inmitten (00:09:04) der sieben Leuchter der Versammlung, der Versammlungen, der örtlichen Versammlung tätig ist, um uns zu prüfen, um uns auf den richtigen Weg wieder zu führen, zurückzuführen. Wir sehen also dieser Schreiben auf den ersten Blick irgendwie beeindruckend, ein so alter Mann, der sich vor dem Richter stehen sieht, der davon spricht, dass er vor dem endgültigen Richter seines Lebens steht. Nun, wir kommen nicht ins Gericht, wenn wir an den Jesus glauben. Wenn wir es unserer Sünden bekannt haben, dann sagt der Herr Jesus ausdrücklich in Johannes 5, dass wir nicht ins Gericht kommen. Und doch ist dieser Augenblick feierlich. Und angesichts dieser Feierlichkeit sollten wir jetzt unser Leben beurteilen in dem Licht Gottes, sollten jetzt konkret ihm und wo nötig Menschen das bekennen, wo wir gesündigt haben, eben nicht irgendwelche Ungenauigkeiten oder wie er das hier nennt, Ungenügen, sondern Sünden. Wir müssen sie konkret benennen und auch dem Herrn gegenüber und dann wird er vergeben. Nun, (00:10:02) er ist immer vergebungsbereit. Wir brauchen also nicht um Vergebung zu flehen, weil er vergibt, auch im Blick auf unser Leben hier, die persönliche Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus. Lasst uns dieses Bewusstsein haben. Lasst uns nicht in irgendwelche Pauschalitäten uns ausflüchten, sondern lasst uns konkret mit dem Herrn leben, da wo wir falsch liegen, da wo wir gesündigt haben. Da wollen wir das ihm bekennen und dann dürfen wir in vollem Vertrauen, in voller Sicherheit unser Leben weitergehen, dass er uns segnen wird, wo immer wir mit ihm gehen.
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