Sein – sein wollen?

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„Hinter der Werbung steht vielfach die Überlegung, dass jeder Mensch eigentlich zwei sind: einer, der er ist, und einer, der er sein will“, sagte einmal William Feather, ein amerikanischer Werbefachmann (*1942).

Es ist interessant, wie die Werbung die Unzufriedenheit des natürlichen Menschen auszunutzen weiß. Leider müssen wir als Gläubige zugeben, dass diese Unzufriedenheit sich nicht auf ungläubige Menschen beschränkt, sondern auch bei uns keinen Halt macht.

Der Apostel Paulus schreibt an Timotheus: „Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen“ (1. Tim 6,8). Leider beschränkt sich unser nicht daran genügen lassen nicht auf Nahrung und Bedeckung. Unser Aussehen ist uns oft derart wichtig, dass wir Stunden um Stunden und Aktivitäten um Aktivitäten und Mittel um Mittel investieren, um uns besser aussehen zu lassen.

Und was für einen Eindruck wollen wir oft bei anderen Menschen – auch Gläubigen – erwecken? Grenzt das nicht oft an Heuchelei?

Der kanadische Bibelausleger Leslie M. Grant hat einmal schön herausgearbeitet, dass Rahel, die Frau Jakobs, genau für das steht, was der Gläubige sein möchte. Und so lange sie lebte, war dies das Merkmal von Jakob. Erst, als Rahel starb und Jakob gewissermaßen mit dem zufrieden war, was er war, ging es wieder aufwärts in seinem Glaubensleben. Leider findet die Werbung auch in unserem Leben eine sehr offene Tür in dieser Hinsicht vor. Wollen wir mit größerer Wachsamkeit diese Tür vor Augen haben?

ÜBRIGENS: Es gibt auch im geistlichen Bereich „Werbung“. Wie viele krumme Bibelausleger, christliche YouTuber finden den Weg in unsere Herzen, weil sie etwas bedienen, was wir (womöglich emotional oder in unseren Träumen) gerne sein wollen, hören wollen, lieben wollen, schaffen wollen. Und wir merken nicht, wie wir auf diese Weise massiv manipuliert werden. Wollen wir auch da lernen, wachsamer zu werden? Von den Beröern wird gesagt: „Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich so verhielte“ (Apg 17,11). Ein nützlicher Hinweis auch für uns.

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