Nahas und Jabes 4 (1. Sam 11)

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Samuel Ridout

Wie Jabin einst überwunden worden war, so war auch Ammon während der Richterzeit von Jephta vollständig besiegt worden. Und doch finden wir ihn hier, wie er seine Macht mit der ganzen Kraft der frühen Tage wieder geltend macht. All dies bedarf kaum einer Erklärung, wenn es um die geistliche Anwendung geht. Wir wissen nur zu gut, wie alte falsche Lehren wieder aufleben können. Es genügt nicht, sie einmal überwunden zu haben. Sie müssen immer unter den Füßen des Volkes Gottes gehalten werden, oder sie werden sich schnell wieder durchsetzen und Verwüstung und Zerstörung bringen. In der heutigen Zeit sind sehr viele der gotteslästerlichen Lehren, die unter dem Namen der christlichen Wahrheit vertreten und gelehrt werden, die Wiederbelebung alter Irrlehren, die scheinbar vor Jahrhunderten ausgerottet wurden. Dies zeigt eine immerwährende Aktivität in Dingen des Bösen, der eine immerwährende Kraft des Glaubens entgegengesetzt werden muss, die weit größer ist als das Böse, dem sie sich entgegenstellt.

Nahas ist in seinen Forderungen an die Männer von Jabes-Gilead eigentlich derart unverschämt, dass er bei ihnen dann, wenn noch irgendwie eine gewisse Art von Männlichkeit in ihnen schlummern sollte diese erwecken müsste. Aber davon scheint es nichts mehr zu geben. Zudem gibt er sich nicht mit ihrer Unterwerfung zufrieden. Er will ihnen das Augenlicht rauben, indem er ihnen das rechte Auge nimmt, um Schande auf das ganze Volk Israel zu bringen. So sehen wir den Stolz, der sich nicht mit einem kleinen Triumph zufrieden gibt, sondern sich gegen die gesamte Masse des Volkes Gottes auflehnt. Und genau auf diese Weise überschätzt sich Satan. Es scheint, dass er in all den Jahrhunderten seiner Erfahrung und mit all der Kraft seiner List nie gelernt hat, die Bosheit zu beherrschen, die doch das stärkste Merkmal seines Charakters ist.

Es ist vorgeschlagen worden, dass das rechte Auge vom Glauben und das linke von der Vernunft spricht. Das ist alles andere als ein Hirngespinst, sondern scheint tatsächlich der Sinn dieser Stelle zu sein. Das rechte Auge ist der Ort des Vorrangs und der Wichtigkeit, und sicherlich steht der Glaube über der Vernunft. Dennoch hat die Vernunft auch in den Dingen Gottes ihren Platz. Sie wird uns nicht vorenthalten, aber dort, wo sie unter der Kontrolle des Glaubens steht, kann die Vernunft ihre ganze Kraft entfalten, ohne Gefahr zu laufen, uns in die Irre zu führen.

Die Herausforderung des Nahas besteht somit darin, dass der Glaube geopfert werden soll. Das, von dem sie wissen, dass es die Wahrheit Gottes ist, soll aufgegeben werden, und dies soll zu einer Schmach für das ganze Volk Gottes werden. Ist dies nicht der Fall? Wo immer der Glaube gezwungen wird, seine Augen zu verschließen, ist das eine Schande für die Heiligen Gottes in der ganzen Welt. Ach, wie viel gibt es, was uns die Schamesröte in die Wangen treibt, wenn wir sehen, wie viel Schande wir schon auf uns gebracht haben!

 

John Gill

Jabes-Gilead lag in der Nähe der Ammoniter und gehörte zu dem Land, das sie zur Zeit Land, das diese zur Zeit Jephtas beansprucht hatten, was sie nun wiederholen und mit Gewalt zu erobern suchten. ... Alle Männer von Jabes-Gilead sagten zu Nahas: „Mach einen Bund mit uns!“ Sie wollten seine Verbündeten und Bundesgenossen sein, in Frieden und Freundschaft mit ihm leben und ihre Religion und ihre Freiheiten genießen, unter bestimmten Bedingungen, die sie bereit waren zu erfüllen. Das war der Sinn aller oder wenigstens des größten Teils von ihnen. Was für ein erbärmlicher Geist zeigte sich so bei ihnen, dass sie sich nicht wehrten, sondern sobald sie belagert wurden, eine Kapitulation anstrebten. Dies entsprang zweifellos dem Gefühl ihrer Schwäche, nicht lange durchhalten zu können, und aus der Befürchtung, dass ihnen ihre Brüder, die Israeliten auf der anderen Seite des Jordans, nicht helfen konnten ... „Und so wollen wir dir dienen“ – nicht als Sklaven, sondern als Tributpflichtige. ; sie waren bereit, ihm eine jährliche Steuer zu zahlen.

Nahas, der Ammoniter, antwortete ihnen sehr hochmütig und verächtlich: Unter dieser Bedingung will ich einen Bund mit euch schließen, dass ich euch alle Augen ausstechen darf. Einige jüdische Schreiber sehen einen mystischen und allegorischen Sinn in diesen Worte: Nahas habe befohlen, das Buch des Gesetzes zu bringen, das ihr rechtes Auge war, damit er diese Worte daraus ausradieren konnte: „Ein Ammoniter oder Moabiter soll nicht in die Gemeinde des Herrn kommen.“ Andere verstehen es als das Synedrium, das die Augen Israels darstellen solle, wieder andere, die dem Sinn etwas näher kommen, weisen auf die Schleuderer und Bogenschützen. Wenn man diesen das rechte Auge aussticht, werden sie in hohem Maß am Zielen gehindert. Denn die Worte sind wörtlich zu verstehen. Nahas wollte die Israeliten für den Krieg untauglich machen und sie, wie Josephus bemerkt; das linke Auge befand sich unter dem Schild, wie es im Krieg üblich ist. Wenn das rechte Auge herausgerissen würde, wären sie im Kampf blind und hilflos. Er wollte ihnen nicht beide Augen ausstechen lassen, denn dann hätten sie ihm weder als Sklaven noch als Tributpflichtige dienen können.

Er legte damit eine Schmach auf ganz Israel. Sie halfen ihren Brüdern nicht und verteidigten sie nicht. Das bedeutet, dass sie alle die gleiche Behandlung von ihm erwarten müssten. So standen alle unter demselben Urteil.

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