Der Bund (1937) - Aufgabe der himmlischen Stellung

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Wir geben zu, dass wir es verdienen, in der Zucht genauso sehr und noch mehr gezüchtigt zu werden als unsere Brüder in Deutschland. Aber sollten wir nicht alle auf die Ermahnung des Apostels Petrus an die Heiligen hören, die sehr leiden mussten? „Daher sollen auch die, die nach dem Willen Gottes leiden, einem treuen Schöpfer ihre Seelen anbefehlen im Gutestun" (1. Pet 4,12-19). Die Hilfe kommt von oben und nicht von unten. Als „Fremdlinge und ohne Bürgerrecht" sollen wir uns aus Liebe zum Herrn jeder menschlichen Ordnung unterwerfen, aber von der Welt getrennt. So sollten wir auf seine Hilfe warten. Das ganze Neue Testament lehrt uns, dass wir der Feindschaft der Welt ausgesetzt sind, aber niemals ihre Unterstützung begehren sollten. Wir haben es mit ihrem Hass und ihrer Verfolgung zu tun, sollten aber niemals ihre Freundschaft und Hilfe suchen. „Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes" (Jak. 4,4).

Was, wenn nicht die Verbindung mit der politischen Welt hat den Niedergang der Kirche zu allen Zeiten hervorgebracht? Was war der Vorwurf, den der Herr Pergamus machte? „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist" (Off 2,13). Es ist für das Herz des Menschen nicht angenehm zu hören, dass der Herr Jesus die Welt, die der weltliche Gläubige liebt und begehrt, in dieser Weise kennzeichnet. Vergessen wir nicht, dass unser Gott Satan als „Fürsten dieser Welt" bezeichnet hat, als „Fürsten der Gewalt der Luft" und „Gott dieses Zeitalters". Die Tatsache, dass die obrigkeitliche Gewalt von Gott eingesetzt worden ist, ändert nichts am (feindlichen) Charakter der Welt, die den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt hat.

Unser Versagen im Dienst für den Herrn

Leider müssen wir bekennen, dass wir in dem Dienst, den wir in der Welt zu erfüllen haben, in die Jesus uns gesandt hat, sehr versagt haben (Joh 17,18). Aber wir sind überhaupt nicht in der Lage, ihn auszuführen, es sei denn, wir erkennen, dass wir nicht von der Welt sind (Joh 17,14). Unser Herr war hier auf der Erde der göttlich Fremde.

Wir sind gänzlich außerstande, auf seine Gedanken einzugehen und das Ziel zu verfolgen, dessentwegen Er uns hier zurückgelassen hat,, wenn wir als „Pilger und Fremdlinge" sein Licht nicht leuchten lassen inmitten „eines verkehrten und verdrehten Geschlechts" (Phil 2,15). Niemand kann zwei Herren dienen. Kann die Kirche gleichzeitig für ihren Erretter und für die Welt sein? Die „christliche Welt" ist eine tödliche Illusion sowie Lüge und die Gläubigen werden dort nur als „die kleine Herde" (der unter Wölfe gesandten Schafe Christi) gesehen.

Die Regierung und die Versammlung

Die Bedingungen des „Bundes" (BfC) sind aus unserer Sicht grundsätzlich unbiblisch. Das liegt daran, dass sie eine dem Wort Gottes unbekannte Autorität anerkennen, die innerhalb der Versammlung (ekklesia) ausgeübt wird. In den Dingen Gottes hat der Kaiser, wer auch immer er sein mag, nichts zu sagen. Ein Kompromiss jeglicher Art zwischen der Versammlung und der in der Welt wirkenden äußeren Autorität ist eine Allianz zwischen Licht und Finsternis. Es ist ein Bündnis, das am Ende in dem Haupt Babylons aufgehen wird und dessen Ende Gericht sein wird.

In Elberfeld [bei der Besprechung] bestanden wir auf der Notwendigkeit, die Angelegenheiten der bürgerlichen Obrigkeit, im Blick auf die wir uns in ordentlicher und ruhiger Weise verhalten sollten, vollständig von allem zu trennen, was den Bereich der Versammlung Gottes betrifft. Das heißt, nicht einfach, wie Ihr schreibt, „die Verwaltungsangelegenheiten" der Versammlung von „den geistlichen Angelegenheiten" zu unterscheiden. Nichts, was die Gestalt und das Funktionieren des Leibes Christi betrifft, wird der Fürsorge der Welt oder der bürgerlichen Autorität überlassen. Sie hat im Bereich der Versammlung Gottes nichts zu sagen.

Anständig und in Ordnung

Es wäre falsch zu leugnen, dass gewisse organisatorische Dinge, was das Verhalten der Versammlung betrifft, in der praktischen Verwirklichung der Ermahnung entsprechen, die von höchster Wichtigkeit ist: „Alles aber geschehe anständig und in Ordnung" (1. Kor 14,40) Es wäre zum Beispiel im Widerspruch zu Gottes Wort, bei der Verwaltung der Sammlungen nicht ordentlich und vertrauenswürdig vorzugehen (Apg 6,1; 1. Kor 16,3; 2. Kor 8,1-9). Damit allerdings wollen wir nicht im Geringsten andeuten, dass es sich bei dieser Verwaltung um einen zentralisierten und von der Welt kontrollierten finanziellen Verein (Organisation) handelt.

Wenn es um Fragen einzelner Aspekte des Lebens der Versammlung geht, die vom Heiligen Geist unter der Autorität des Herrn getrennt von der Welt gebildet wurde, oder um Fragen, die mit der Handlung des Leibes Christi in Verbindung stehen, hat die bürgerliche Autorität keinerlei Befugnis einzugreifen.

Es wäre ebenfalls im Widerspruch zu Gottes Wort zu sagen, dass wir keinen Bedarf an Hirten und Lehrern haben und dass wir nicht um sie bitten sollten. Aber nirgendwo finden wir Anweisungen, ihnen einen amtlichen Platz in der Versammlung zu geben. Das gilt auch für die Ältesten oder Aufseher, die für die Aufrechterhaltung der Ordnung nach Gottes Wort passend sind. Das ist eine örtliche Aufgabe. Für die (amtliche) Einsetzung und Anstellung fehlt uns die apostolische Autorität. Aber für all diese inneren Angelegenheiten stützen wir uns allein auf den Herrn und das Wirken seines Geistes, der in Gnade die Bedürfnisse der Versammlung angemessen beantwortet ...

Staatliche Kontrolle

Die bürgerliche Autorität, der wir uns zu unterwerfen haben, es sei denn, sie gebietet etwas, das direkt dem Willen Gottes widerspricht (Apg 4,19), wird in der Welt ausgeübt. Sie gehört zu der Welt. Gott die Dinge zu übergeben, die Gottes sind, bedeutet auch, niemals irgendein Eindringen der Regierung in den Bereich der Versammlung Gottes zuzulassen. Aus diesem Grund können wir Euch in Euren Überzeugungen nicht folgen. Ob Ihr es erkennt und zugebt oder nicht, Ihr legt für die Bildung der Versammlung einen anderen Grundsatz fest als den der Schrift.

Um dem Bund anzugehören, genügt es nicht, als Christ bekannt zu sein und ein gutes Zeugnis zu haben. Es bedarf nun auch der Akzeptanz und Zustimmung der Regierung. Die Versammlung ist angeblich frei, steht aber dennoch unter der Obhut eines Abgesandten des Reiches oder, wenn man es lieber so ausdrückt, eines Bundes, der dieser Behörde unterstellt ist. Entweder hat dieser Abgesandte (diese Behörde) nichts zu tun und keine Vollmacht in der Versammlung (aber warum wurde er dann für diese Aufgabe nominiert?), oder er übt wirkliche Autorität aus. Davon aber finden wir keine Spur im Wort Gottes. Dann aber ist diese Autorität unbestreitbar eine von außen und wird zu einer untragbaren Einmischung in die Verantwortung der Versammlung und zu einem Angriff auf die Ehre des Herrn, des einzigen Hauptes seiner Versammlung. Durch diese schuldhafte Annahme einer menschlichen Autorität in einer Sphäre, die allein dem Herrn gehört, habt Ihr Euch auf einen unbiblischen Grund der Verbindung mit der Welt gestellt ...

Unter dem Schutz des Staates?

Wir dürfen nicht vergessen, dass es offensichtlich Ziel ist es, die staatliche Kontrolle über die Versammlungen in einer neuen Form zu sichern, die weit über die Staatskirche hinausgeht. Können wir diese politische Kontrolle hinnehmen? Kann die Versammlung, wie auch immer das Ausmaß sein mag, einen nationalen Charakter tragen [wie das der „Bund" tat]? Die ganze Geschichte des Christentums beweist, zumindest seit Konstantin, dass der von der Versammlung durch eine bürgerliche Organisation erwünschte „Schutz" trügerisch ist und die Quelle schlimmerer Übel war. Am Ende wird dies zum vollständigen Abfallen von Christus und seinem Wort werden. Es hätte nicht anders kommen können, denn die Kirche ist nicht von der Welt, und ein ungleiches Joch wird immer traurige Auswirkungen zur Folge haben ...

Angenommen, alle Geschwister, die mit uns vor dem Verbot in Gemeinschaft waren am Tisch des Herrn, äußerten den Wunsch, weiter teilzunehmen, könnten sie Brot brechen, ohne dem Bund beizutreten? Wenn nicht, wer würde sie daran hindern? Die menschlichen Aufseher, die Versammlung des Bundes oder die Versammlung, die am Tisch des Herrn in Gemeinschaft ist? Und aus welchen Gründen? Ganz allgemein wegen ihrer Lebensweise oder wegen ihrer Einstellung zum Bund, zu seinen Aufsichtspersonen und zum Staat? Es ist leicht, die vollständige Verwirrung vorauszusehen, in die Eure menschliche Organisation Eure Versammlungen bringen wird.

Wenn Ihr allgemein sagt: „Die Aufnahme geschieht durch den Beschluss der örtlichen Versammlung, der Ausschluss von dem örtlichen Platz ebenfalls durch Beschluss der örtlichen Versammlung": Das sagt Ihr offensichtlich im Blick auf die Versammlung des „Bundes". Aber ist es nicht möglich, dass die Versammlung derer, die Brot brechen, diese Entscheidung in aller Freiheit unter den Augen des Herrn trifft? Offensichtlich nicht, weil die Versammlung unter der Kontrolle einer anderen Autorität steht, die dem Wort unbekannt ist.

Der Herr fügt hinzu - die örtliche Versammlung verantwortet die Aufnahme

Es ist der Herr, der zur Versammlung hinzufügt (Apg 2,27). Aber in der apostolischen Zeit, wie auch heute, liegt die Verantwortung der Versammlung auf der Erde darin, zur Ehre Gottes alle diejenigen aufzunehmen, die der Herr aufgenommen hat (Röm 15,7). Zugleich haben wir die Pflicht, vom Tisch des Herrn alles das fernzuhalten, was damit offensichtlich unvereinbar ist (1. Kor 5,1-8; 11-13; 10,21). Diese Verantwortung besteht. Noch einmal: Sie geht von der Autorität aus, die der Versammlung übertragen worden ist (Mt 18,18-20). Natürlich ist diese Autorität keineswegs Unfehlbarkeit.

Auf der Erde werden wir immer fehlbare Personen sein. Die Versammlung wird nur im Himmel vollkommen sein. Dennoch ist die Versammlung, mit der wir auf der Erde beschäftigt sind, die Versammlung Gottes (1. Kor 1,2; 11,16-22). Das Wort erlaubt uns nicht, uns mit denjenigen zu verbinden, die wir gerne in Gemeinschaft sehen. Es erkennt nur die göttliche Grundlage der Einheit des Leibes an. Diesen Platz müssen wir einnehmen, um die Einheit des Geistes im Gehorsam gegenüber den heiligen Schriften zu bewahren. Wenn wir an dieser Wahrheit fest verankert bleiben, werden wir trotz des Ruins der Kirche ein schwaches Zeugnis von dieser Wahrheit ablegen können ...

Himmlische Berufung oder Kooperation mit der Politik - „zum Wohl des Volkes"?

Wir könnten noch viel mehr zu den Tendenzen der oben erwähnten Schriften [von Hans Becker] in Bezug auf die Beziehungen hinzufügen, die der Christ Eurer Meinung nach mit der Welt und ihren Wegen haben sollte. Seine Berufung ist nach diesen Überzeugungen nicht mehr ausschließlich himmlischer Natur. Hingabe für das irdische Vaterland gilt als zwingende Pflicht. Der Staat, personifiziert durch sein Haupt, ist so ein Herr, dem man aus demselben Grund dienen muss wie dem Herrn Jesus. Zweifellos hat der „Bund" einen Platz inmitten des nationalen Lebens eingenommen. Er ist nicht so sehr ein politisches Organ als vielmehr eine Gemeinschaft von „Christen, die dem Staat ihre Zustimmung und Unterstützung geben". Oder, wie Ihr es nennt, die mit diesem kooperieren, „zum Wohl des deutschen Volkes". So seid Ihr auch mit dessen Schicksal verbunden - in direktem Gegensatz zum Wort des Herrn: „Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin" (Joh 17,14).

 

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