Heuchelei – in Politik und …

Lesezeit: 4 Min.

In Thüringen wurde gestern das erste Mal seit vielen Jahren in der deutschen Geschichte ein FDP-Politiker Ministerpräsident. Er wurde wahrscheinlich von den Abgeordneten der FDP, der CDU und der AfD gewählt. Wie zu erwarten war, entwickelte sich danach ein „Bashing“ der FDP- und CDU-Parlamentarier in Erfurt. So weit, so gut oder so schlecht.

Was aber ist die Motivlage?

Die einzelnen Parteien

Die Linken sind empört, weil sie – obwohl sie wie die CDU die Wahl verloren haben – ihren Ministerpräsidenten nicht durchsetzen konnten. Der selbst, Bodo Ramelow, stellt unhaltbare Vergleiche mit der Hitler-Zeit an. Damit offenbart er, dass er beleidigt ist, dass die CDU, die er in den letzten Jahren bekämpft hat, „seltsamerweise“ nicht willens war, ihm zum erneuten Platz in der Staatskanzlei zu verhelfen. Vergessen er und seine Partei, dass sie die Nachfolge der PDS angetreten haben, die wiederum die Nachfolgerin der SED ist? Stellte sie nicht in einem Unrechtsstaat die Generalsekretäre des Zentralkomitees der DDR, wie Erich Honecker? Abgesehen davon war sich die Linke des Risikos im dritten Wahlgang bewusst. Hätte sie (oder die SPD usw.) nicht einen anderen Versuch unternehmen können, ja müssen, um eine solche Situation zu vereiteln? Vielleicht waren sie zu siegessicher, zu hochmütig … Diese Empörung ist also nichts anderes als Heuchelei …

Die SPD ist empört. Vom Vizekanzler bis zur SPD-Vorsitzenden werfen sie mit Dreck auf CDU und FDP. Hat diese Partei vergessen, dass sie vor einiger Zeit in einem Lokalparlament sogar einen NPD-Mann an die Spitze gewählt hat (was damals natürlich auch Aufruhr bewirkt hat …)? NPD-Politiker Stefan Jagsch war auch von der SPD als Ortsvorsteher des Altenstädter Ortsteils Waldsiedlung in der Wetterau gewählt worden. Zudem paktiert sie selbst doch mit der Linken, die auch heute noch linksradikale Politiker in ihren Reihen hat. Mit anderen Worten: Diese Empörung ist nichts anderes als Heuchelei …

Die GRÜNEN paktieren seit Jahren mit den Linken, siehe oben. Bei Umweltaktionen wie beim Hambacher Forst sympathisiert und paktiert diese Partei mit radikalen Kräften, denen Gewalt kein Fremdwort ist. Das Brechen von Gesetzen ist dabei nicht nur Option, sondern gewollte Regel. Mit anderen Worten: Diese Empörung ist nichts anderes als Heuchelei …

Die CDU und die FDP wussten genau, worauf sie sich einließen, als sie diesen dritten Wahlgang unternahmen. Der neue Ministerpräsident Thomas Kemmerich hat sogar eingeräumt, das einkalkuliert zu haben. Und gerade in Thüringen ist die AfD besonders radikalisiert. Wer kann aus dieser Partei noch Glaubwürdigkeit vermitteln? Die nächsten Wahlen könnten zeigen, dass dieser Vorgang ein großes Eigentor war. Jetzt tun beide so, als ob sie nie etwas mit der AfD zu tun gehabt hätten und es ja eine geheime Wahl gewesen sei. Was für eine Heuchelei …

Politik

Diese kurzen Hinweise zeigen, was wir an anderer Stelle immer wieder gesagt haben: Wer hier noch zu Wahlen geht und eine dieser Parteien meint, wählen zu können …

Wir wissen, dass es in allen diesen Parteien bekehrte Menschen gibt. Auch und gerade in der Partei AfD, was nicht nachvollziehbar ist. Auch nicht, dass gerade bekennende Christen immer wieder ihre Nähe zu dieser Partei kundtun …

Und wir selbst?

Aber es ist so einfach, anderen Heuchelei nachzuweisen. Es fällt uns ja immer leicht(er), Fehler und Sünden bei anderen als bei uns selbst zu erkennen und zuzugeben! Wie ist es denn mit Heuchelei bei uns selbst, bei mir selbst bestellt?

Ich denke an die Worte des Herrn: „Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Treffend hat Jesaja über euch Heuchler geweissagt, wie geschrieben steht: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir“ (Mk 7,6). Wie oft gebe ich nach außen hin vor, gottesfürchtig zu sein, während mein Inneres letztlich nur dem Egoismus frönt und ich mein eigenes Leben führe?

Oder: „Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, erlaube, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge ist, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter herauszuziehen, der in dem Auge deines Bruders ist“ (Lk 6,42). Wie schnell kritisiere ich meinen Bruder für Kleinigkeiten, obwohl bei mir die Lebensausrichtdung verkehrt ist? Kritisieren kann jeder, aber wirklich für den Herrn leben ist etwas ganz anderes.

Oder: „Der Herr aber antwortete ihm und sprach: Ihr Heuchler! Löst nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe und führt ihn hin und tränkt ihn?“ (Lk 13,15). Man kann bei anderen so leicht das kritisieren, was man selbst in einem anderen Bereich oder sogar in demselben Bereich überhaupt nicht als Sünde und Fehler wahrnimmt.

Wir haben offenbar nötig, auf diesen Punkt hingewiesen zu werden. Sonst würde Petrus nicht schreiben: „Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble Nachreden!“ (1. Pet 2,1). Wir sollten uns selbst überprüfen, nicht den anderen, wo es Heuchelei gibt. Und es bekennen und lassen!

Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Ungelogen – ungelogen gelogen! Manuel Seibel Das Buch "Ungelogen" von Nadja Abd El Farrag war teilweise gelogen. Darüber mögen sich manche aufregen (oder nicht einmal das - weil es heute normal ist, oder weil man es fast schon erwartet hat). Aber wie oft lügen wir ungeniert - haben wir ... Artikel lesen
Wählen und Politik: Literatur (5) Andrew Miller Der Christ und das Wählen - man ist erstaunt, wie viele Artikel es dazu von Bibelauslegern im 19. und 20. Jahrhundert gibt. Hier ein Artikel von Andrew Miller. Artikel lesen
Wählen und Politik: Literatur (6) Frank B. Hole Mit diesem „Zitat“ beenden wir die Reihe über Hinweise „alter Bibelausleger“ zum Thema Politik, Wählen und Welt. Auch im 20. Jahrhundert war es offenbar für viele ernsthafte Christen keine Frage, dass ein Gläubiger nicht an politischen ... Artikel lesen
Wählen und Politik: Literatur (4) Charles H. Mackintosh Am Tag vor der Bundestagswahl bringen wir eine vierte Folge der "alten Literatur" zum Thema "Wählen". Charles Henry Mackintosh beantwortet genaud diese Frage: Soll ich als Christ wählen gehen? Artikel lesen
Wählen und Politik: Literatur (3) William Kelly Dies ist der dritte Teil der "alten Literatur" zum Thema Wählen, Politik, Welt. Ein Appell an unsere Herzen und Gewissen. Artikel lesen
Der Russische Aufmarsch um die Ukraine (4): Gibt es gute und schlechte Regierungen? Manuel Seibel Nicht nur ungläubige Menschen, sondern auch viele Christen reagieren empört auf das, was der Russische Präsident in der Ukraine gemacht hat. So etwas entspricht nicht ihren Wertvorstellungen. Man kann es nachvollziehen. Das Leid, das Wladimir ... Artikel lesen