Dieser Vers leitet einen bekannten Abschnitt in der Bergpredigt des Herrn ein. In diesem Vers geht es ganz allgemein um ein gerechtes Handeln. Dann folgen drei Beispiele: geben, beten, fasten. Die Betonung liegt allerdings nicht auf den Handlungen als solchen, sondern auf den Motiven, derentwegen man tätig wird. Der Herr sagt: Tu gute Taten nicht deshalb, damit andere davon Notiz nehmen.
Es ist wichtig, dass wir uns darüber klarwerden, was das bedeutete. Der Herr sagt nicht, dass wir Segen dadurch verlieren, dass jemand anderes von unserem Geben, Beten oder Fasten weiß. Jesus selbst betete verschiedene Male in der Öffentlichkeit. Paulus beschreibt ganz offen die Freigiebigkeit und Güte anderer (vgl. Röm 15,26; 2. Tim 1,16). Er nennt das Fasten als einen Beweis, dass die Apostel wirklich für Gottes Volk Sorge trugen (2. Kor 6,5). Und in der Apostelgeschichte offenbart der Schreiber Lukas das Fasten der Gläubigen, um ihre Abhängigkeit von dem Herrn zu zeigen. Als Jünger Christi können wir zu Vorbildern für andere werden, wenn sie sehen, dass wir geben, beten und fasten. Wenn sie uns dafür danken, dass wir sie damit ermutigt haben, es ebenso zu tun, stehlen sie nicht unseren himmlischen Lohn.
Was ist aber dann die Bedeutung dieser Verse in der Bergpredigt? Der Herr entlarvt unsere Haltung, das Lob von Menschen zu lieben (vgl. Joh 12,43). Es ist einfach, gute Taten mit der Absicht zu planen, dass andere unser Tun herausfinden. Es ist also nicht das Beten auf der Straße, das der Herr verurteilt. Es geht Ihm vielmehr darum, dass Heuchler es lieben, an den Straßenecken zu beten, weil andere sie dort sehen können (Mt 6,5). Wenn wir mit diesem Beweggrund über bestimmte Themen sprechen, um über uns selbst reden zu können, sind wir wie solche Heuchler. Aber Gläubige wie Stephanus und Demetrius (1. Kor 16,15.16; 3. Joh 12), die sich in Selbstlosigkeit dem Diener für andere hingaben, haben von dem Herrn für ihr Tun eine hohe Wertschätzung.
Quelle: bibelpraxis.de/a3457.html