Lesezeit: 2 Min.

Bezeichnenderweise heißt es in diesem Vers nicht: „Was irgend ihr in der Versammlung bindet“, sondern: „Was irgend ihr auf der Erde binden werdet“. Das ist ein weiteres, wichtiges Prinzip, das wir hier angedeutet finden. Es wird erst in den Briefen des Neuen Testaments weiter ausgeführt, aber der Grundsatz liegt schon in diesen Worten enthalten: Wenn eine örtliche Versammlung bindet oder löst, dann gilt das nicht nur für diesen Ort, für diese örtliche Versammlung, sondern für die (ganze) Erde. Denn eine örtliche Versammlung am Ort A ist die „Vergegenwärtigung“ der universellen Versammlung an diesem Ort. Sie ist von ihrem Wesen her nichts anderes als die Versammlung weltweit bzw. an allen anderen Orten. Sie hat ihre Daseinsberechtigung nur dadurch, dass es die universelle Versammlung gibt – davon ist sie der örtliche Ausdruck, genauso wie die Versammlungen an den Orten B bis Z der Ausdruck derselben Versammlung Gottes an ihren Orten sind. Daher ist auch ein am Ort A „Gelöster“ an allen anderen Orten ebenfalls gelöst – eben auf der (ganzen) Erde. Denn es gibt nur die eine Versammlung, die aus allen Erlösten besteht. Und diese eine Versammlung wird an allen Orten dargestellt, wo man im Namen des Herrn zusammenkommt – auf der ganzen Erde.

Wenn ich nun beginne, einer Versammlung in einer bestimmten Entscheidung nur dann Autorität zuzubilligen, wenn sie (aus meiner Sicht) biblisch handelt, dann hätte das zur Konsequenz, dass jede Versammlung prüfen müsste, ob diese Entscheidung auch wirklich gottgemäß getroffen wurde. Nur dann wäre sie an diese Entscheidung gebunden. Davon lesen wir in der Schrift nichts. Sogar im Himmel ist nach Matthäus 18,18 das gebunden, was (an einem Ort) auf der Erde durch die Entscheidung der jeweiligen örtlichen Versammlung gebunden wird. Von einer notwendigen oder gebilligten Prüfung durch den Himmel ist keine Rede. Darüber hinaus würde ein solches Verhalten das Grundprinzip zerstören, dass es nur eine Versammlung gibt. Dann gäbe es viele Versammlungen, und sie müssten immer prüfen, was in einer anderen Versammlung getan wird. Nein, „da ist ein Leib“ (Eph 4,4). Was an einem Ort gebunden wird, ist für den ganzen Leib gebunden. Und das gilt für jeden einzelnen Ort, denn an jedem Ort ist die örtliche Versammlung wie die in Korinth „Leib Christi“.

Das heißt nicht, dass der Himmel jede Entscheidung inhaltlich gutheißt. Leider müssen wir bekennen, dass es im Laufe der Kirchengeschichte manche fragwürdigen Entscheidungen gegeben hat. Daher sollten wir unsere eigenen Entscheidungen immer im Licht des Wortes überprüfen und bereit sein, falsche eigene Entscheidungen zurückzunehmen und als Sünde aufrichtig zu bekennen.

Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Gedankensplitter (26) zum Anfang der Versammlung auf der Erde (Apg 4) Manuel Seibel Der Geist Gottes konnte inmitten der Gläubigen gewaltige Veränderungen bewirken. Das macht uns ein stückweit wehmütig, wenn wir an diese herrliche, herzliche, erste Zeit zurückdenken. Aber es spornt uns auch an. Artikel lesen
Gedankensplitter (15) zum Anfang der Versammlung auf der Erde (Apg 2) Manuel Seibel Die letzten Male haben wir gesehen, dass die ersten Christen durch vier Merkmale gekennzeichnet waren. Nun kommen wir zu den abschließenden Versen dieses Kapitels. Wir müssen sie sorgfältig überdenken, weil es hier Punkte gibt, die man in der ... Artikel lesen
Hybris und das COP28-Abschlussdokument von Dubai Manuel Seibel Es ist schon bemerkenswert, mit was für einer Selbstsicherheit Politiker auftreten und meinen, jetzt habe man etwas Gutes für die Umwelt getan und das Klima gerettet. Bis heute kann keiner genau sagen, wie "Klima" genau zu definieren ist, ... Podcast anhören
Gedankensplitter (Schluss) zum Anfang der Versammlung auf der Erde (Apg 4) Manuel Seibel Die frühchristliche Zeit war ganz besonders. Sie war sogar einzigartig. Es gab Erscheinungen und Erlebnisse, die es heute so nicht mehr gibt. Gott wirkte durch Wunder, Zeichen, Sprachenreden von außen. Er bewirkte zugleich in den Gläubigen etwas, ... Artikel lesen
Braucht "Mutter Erde" uns Menschen nicht? Manuel Seibel Anlässlich des Todes von James Lovelock wurde über die Gaia-Hypothese und auch die Selbsterhaltungsfähigkeit der Erde diskutiert. Natürlich im Rahmen der Evolution ... Dabei wurde die These vertreten, Mutter Erde brauche uns Menschenkinder nicht. Podcast anhören
Helmut Schmidt – auf Erden verehrt – wo jetzt? Manuel Seibel Am Dienstag, den 10. November 2015, ist der Altbundeskanzler Helmut Schmidt verstorben. Viele überschlagen sich mit der Verehrung dieser Persönlichkeit, die bis ins hohe Alter noch durch bemerkenswerte Interviews und Meinungsäußerungen ... Artikel lesen