Die Versammlung – mehr als die Summe der Einzelnen

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Wenn er aber auch auf die Versammlung nicht hört – das zeigt, dass die Versammlung mehr ist als nur die Summe der einzelnen Gläubigen. Sie ist ein Organismus, den ich als Institution bezeichnet habe. Sie wird hier personifiziert und hat offensichtlich Autorität über diejenigen, die zu ihr gehören. Damit ist kein Abstraktum, keine irgendwie geartete Idee gemeint, sondern der Herr spricht von den Menschen, die diese Versammlung ausmachen und bilden. Sie zusammen haben, weil sie die örtliche Versammlung formen, Autorität vom Herrn Jesus zugewiesen bekommen. Das wird im Folgenden noch näher erläutert. Wie tragisch, wenn jemand die Autorität der örtlichen Versammlung verachtet und nicht bereit ist, Sünden zu bekennen!

Wenn jemand wirklich nicht auf die Versammlung hört, soll er „dir“ sein wie der Heide und der Zöllner. Der Herr spricht hier – im Unterschied zu Paulus in 1. Korinther 5 – noch nicht davon, dass die Versammlung „handelt“, das heißt einen Bösen ausschließt, der durch Sünde gekennzeichnet ist. Er zeigt damit, dass ein solcher Ausschluss nicht notwendige Voraussetzung ist für eine konsequente Abwendung der einzelnen Geschwister von einem solchen Bruder, der bewusst und nachhaltig nicht bereit ist, seine Verfehlung zu bekennen. Wenn eine offenkundige Sünde von der Versammlung auf das Gewissen eines Bruder gelegt wurde, er sie aber nicht bekennt, so ist zunächst einmal derjenige, gegen den er gesündigt hat, aufgefordert, ihn wie einen Heiden oder Zöllner zu behandeln. Er soll diesen also nicht mehr als einen Bruder oder wie einen Nächsten behandeln.

Der Herr drückt das „dir“ allerdings so allgemein aus, dass heute letztlich jeder Einzelne der Versammlung aufgefordert ist, einen solchen Bruder wie einen Heiden und Zöllner zu behandeln. Das ist das „Draußen“, das wir in 1. Korinther 5,13 lernen. Bis heute gibt es dieses „Drinnen“ und „Draußen“, den Unterschied zwischen Gemeinschaft und Isolation. Letzten Endes ist „draußen“ da, wo Finsternis ist (vgl. Eph 5,8), wo die Ungläubigen „zu Hause“ sind in ihrem Leben ohne Gott. Dort gibt es keine Gemeinschaft mit Gott, keine echte Erkenntnis über Gott und seine Heiligkeit und Liebe.

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