Das Sündopfer essen

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Es gehört sehr viel Weisheit dazu, in der rechten Weise auf einen Bruder zuzugehen, der gegen einen gesündigt hat. 1 In der alttestamentlichen Sprache heißt dies, das Sündopfer zu essen: „Der Priester, der es als Sündopfer opfert, soll es essen; an heiligem Ort soll es gegessen werden, im Vorhof des Zeltes der Zusammenkunft“ (3. Mo 6,19). Wie kann man diesen Vers verstehen?

  1. Zunächst einmal gilt es zu bedenken, dass in 3. Mose 6,19 ein allgemeinerer Gedanke zugrunde liegt als in Matthäus 18,15-20. In dem Fall, den der Herr Jesus schildert, handelt es sich um eine Sünde, die jemand gegen mich persönlich begangen hat. In 3. Mose 6 dagegen geht es grundsätzlich darum, dass ich erfahre, dass jemand gesündigt hat.
  2. Es ist der Priester, der das Sündopfer isst: Wir werden unseren Bruder nicht gewinnen können, wenn wir als Richter auftreten. Wir müssen Priester sein, die für den Bruder beten, die sich der Stellung vor Gott bewusst sind, ja die vor Gott stehen, wenn sie mit dem Bruder sprechen.
  3. Wer das Sündopfer isst, ist sich bewusst, wie schwerwiegend die Sünde ist. Christus musste dafür sterben. Die Sünde ist also keine Kleinigkeit in den Augen Gottes. Gott musste seinen Sohn dafür in den Tod geben. Dieses Bewusstsein trifft einen Priester in seinem Herzen und zeigt ihm, wie sehr Gott und der Herr Jesus dadurch verunehrt wurde und wie wichtig es ist, dass diese Sache in Ordnung kommt.
  4. Wer das Sündopfer isst, weiß, dass er selbst ebenfalls sündigt. Dass auch er selbst das Sündopfer des Herrn nötig hat. Das bewahrt vor einer Haltung des Hochmuts dem anderen gegenüber.
  5. Auf diese Weise macht sich der Priester mit dem Mann, der das Opfer brachte, eins. Auch heute ist es wichtig, dass wir uns einsmachen mit dem Bruder, der sündigt. Wir selbst könnten diese Sünde begehen, wir nehmen sie gewissermaßen auf uns und identifizieren uns mit demjenigen, der gegen Gott und gegen mich gesündigt hat.
  6. Das Sündopfer ist hochheilig, es muss an heiligem Ort gegessen werden. Es geht hier nicht um uns, sondern um den Herrn. Nicht unsere Maßstäbe sind gefragt, sondern die des Herrn. Alles muss in Übereinstimmung mit seinen Gedanken gebracht werden. Das bewahrt davor, Gefühle der Rache einzubringen.

Fußnoten

  • 1 Manchmal stellt sich in einem solchen Gespräch mit dem „sündigenden“ Bruder auch heraus, dass es gar nicht so war, wie man das gedacht oder empfunden hat. Dann ist dieses Gespräch in einem besonderen Sinn zum Segen, weil es die Dinge in ein neues Licht stellt und davor bewahrt, schlecht über einen Bruder zu denken oder gar zu sprechen.
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