- „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst" (Joh 10,17.18).
- „Den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet, den Gott aus den Toten auferweckt hat, wovon wir Zeugen sind" (Apg 3,15).
- „Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ermordet habt ..." (Apg 5,30).
Einleitender Gedanke zum Verständnis des Wortes Gottes
Wenn wir diese Bibelstellen gegenüberstellen, könnte man meinen, dass ein Widerspruch vorliegt. Doch wir sind überzeugt, dass es Widersprüche in der Bibel nicht gibt. Wenn wir Gottes Wort lesen und es uns durch seinen Geist aufschließen lassen (Joh 16,13; 1. Joh 2,27), dann lässt Er uns seine Gedanken erkennen. Dadurch wird uns dann jeder noch so „scheinbare Widerspruch" genommen. Schon der Apostel Paulus schrieb: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, um die Dinge zu kennen, die uns von Gott geschenkt sind; die wir auch verkündigen, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Worte, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel" (1. Kor 2,12-13). So können wir das Wort Gottes letzten Endes nur durch seinen Geist verstehen und richtig einordnen. Zudem hat Gott uns Gaben gegeben, die zur Auferbauung seines Leibes dienen und uns den Inhalt der Bibel erklären können (Eph 4,11-13).
Vor diesem Hintergrund möchten wir uns nun der oben gestellten Frage widmen und dabei die Aussagen des Herrn Jesus (Joh 10,17.18) und die des Petrus (Apg 3,15; 5,30) anschauen.
Die Aussage des Herrn Jesus
„... weil ich mein Leben lasse". Das für uns wichtige Wort dieser Aussage ist das Pronomen „ich". „Ich" steht stellvertretend für die Person Jesus Christus. Er würde sein Leben lassen. Das Gebot dazu hatte Er von seinem Vater empfangen.
„Niemand nimmt es von mir". Durch das Pronomen „niemand" wird vollkommen ausgeschlossen, dass es jemand anderes ist, der Ihm das Leben nehmen würde. Vielmehr sagt der Heiland im direkten Anschluss: „ ... sondern ich lasse es von mir selbst". Wiederholt teilt der Herr Jesus mit, dass Er sein Leben selbst in den Tod gibt. Am Ende seines Lebens rief Er dann mit lauter Stimme aus: „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist!" (Lk 23,46). So gibt es nur Einen, der Ihm das Leben nehmen konnte - Er selbst! Niemand anderes hatte dazu die Möglichkeit und Fähigkeit besessen. Daher heißt es in Johannes 19: „Und ER neigte das Haupt und übergab den Geist" (Joh 19,30).
Die Aussagen des Petrus
Nachdem der Herr Jesus am Kreuz gestorben, nach drei Tagen auferstanden und vierzig Tage später in den Himmel aufgefahren war, sprach der Apostel Petrus einige Zeit später zu den „Männern von Israel": „Den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet" (Apg 3,15). Das Pronomen, das hier verwendet wird, lautet: „ihr". Petrus macht damit die Männer von Israel verantwortlich, dass sie den Urheber des Lebens, den Heiligen und Gerechten, getötet haben. Später sprach Petrus dann auch zu den Obersten: „Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ermordet habt ..." (Apg 5,30). Auch hier werden Menschen dafür verantwortlich gemacht, Jesus ermordet zu haben.
Kein Widerspruch - die Blickrichtung entscheidet
Wir haben nun zwei Aussagen, aus denen der menschliche Geist oberflächlich schließen könnte, dass ein Widerspruch vorliegt. Auf der einen Seite sagt der Herr Jesus, dass Er selbst sein Leben lasse und auf der anderen Seite spricht Petrus davon, dass die Menschen Ihn getötet hätten. Gibt es nun doch eine Gegensätzlichkeit? Nein, denn entscheidend sind die Blickrichtungen:
1.) Der Vers aus dem Johannesevangelium stellt uns die Tatsache vor. Faktisch hat der Herr Jesus sein Leben selbst in den Tod gegeben: „ich lasse es von mir selbst" (Joh 10,18).
2.) Die Verse aus der Apostelgeschichte zeigen uns die Seite der Verantwortung. Unter dieser Blickrichtung hat das Volk den Herrn Jesus getötet bzw. ermordet.
Dazu soll folgende Erläuterung helfen:
Obwohl die Juden dem Herrn Jesus das Leben nicht nehmen konnten, macht Gott sie für seinen Tod dennoch verantwortlich. Warum? Die Menschen hatten im Herzen den Entschluss gefasst, Ihn umzubringen, sodass sie Ihn kreuzigten. Diese Kreuzigung wurde das Mittel, womit sie Ihm das Leben nehmen wollten. Da jede Kreuzigung eines Menschen grundsätzlich auch zum Tod führt, lässt sich daran zweifellos erkennen, dass sie ihn auch tatsächlich umzubringen suchten. Deshalb macht Gott sie für den Tod des Herrn Jesus verantwortlich, sodass Petrus gerechterweise sagen kann: „Den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet" (Apg 3,15); „Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ermordet habt ..." (Apg 5,30). Wenn es also um den Bereich ihrer Verantwortung geht, dann bewertet Gott es so, als ob sie Ihn getötet hätten. Tatsächlich aber, hat der Herr Jesus sein Leben selbst am Kreuz in den Tod gegeben. Nicht die Folgen der Kreuzigung nahmen Ihm das Leben, sondern Er gab es selbst hin.
Wir dürfen die beiden Blickrichtungen (Tatsache und Verantwortung) nicht miteinander vermischen oder vertauschen, aber wir halten an beiden Linien fest. Dann laufen wir nicht Gefahr, einem falschen Urteil zu erliegen.
Quelle: bibelpraxis.de/a3310.html