Epaphroditus (FMN)

Lesezeit: 7 Min.
© Paulus

Sein Platz in der Heiligen Schrift

Über Epaphroditus berichtet schwerpunktmäßig das zweite Kapitel des Philipperbriefes (Phil 2,25-30). Dort wird uns der Herr Jesus in seiner Gesinnung der Demut und des Gehorsams als das vollkommene Vorbild dargestellt (Phil 2,5-8). Die Linien Demut und Gehorsam, verbunden mit der Liebe, ziehen sich durch das zweite Kapitel dieses Briefes. In dieser Sphäre hat Gott Epaphroditus einen Platz gegeben, um zu zeigen, dass die Gesinnung des Herrn Jesus Eingang in sein Herz gefunden hat, er diese Gesinnung nachahmte und für uns darin ein Vorbild ist.

Ein weiteres Mal finden wir ihn im vierten Kapitel desselben Briefes, wo der Apostel Paulus ihn mit der Gabe verbindet, die er überbracht hat (Phil 4,10-20). Vermutlich meint Paulus ihn auch in Vers drei desselben Kapitels, wo er ihn als „treuen Mitknecht" bezeichnet (Phil 4,3).

Zu seiner Person

In der Bibel wird uns nichts über seine berufliche Situation gesagt. Auch schweigt die Heilige Schrift darüber, ob er verheiratet war und eine Familie besaß. Dafür finden wir andere wichtige Kennzeichen, die uns einen Einblick in sein geistliches Leben geben:

Der Name: Der Name „Epaphroditus" bedeutet „liebevoll, liebenswert oder lieblich" und ist verwandt mit dem Namen der griechischen Liebesgöttin „Aphrodite". Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass er aus dem Götzendienst kam.

Doch dann folgen fünf schöne Eigenschaften, mit denen der Apostel ihn näher beschreibt, um zu zeigen, dass Epaphroditus jetzt ein echter, wertvoller und hingebungsvoller Diener für Gott geworden war.

1. Bruder: Der Begriff „Bruder" weist darauf hin, dass er zur Familie des Glaubens gehörte und ein Kind Gottes war (1. Joh 3,1).

2. Mitarbeiter: Der Apostel Paulus war nicht allein im Werk des Herrn tätig, sondern er hatte Mitarbeiter wie einen Epaphroditus. Hier geht es beim Begriff des Mitarbeiters darum, dass jemand im Werk des Herrn mitarbeitet. Man wirkt zusammen an derselben Sache. Epaphroditus scheint also während seines Aufenthaltes in Rom für den Apostel Paulus ein nützliches Gefäß in der Arbeit am Evangelium gewesen zu sein.

3. Mitstreiter: Diese Auszeichnung drückt aus, dass Epaphroditus mit dem Apostel zusammen an den Trübsalen, die mit dem Eintreten für das Evangelium verbunden waren, teilgenommen hatte. Es bedeutete für ihn, dass er mit Entbehrung und Widerstand, also Leiden zu tun hatte, wie es bei einem „Soldaten" der Fall ist.

4. Abgesandter: Die Gabe, die die Philipper dem Apostel geben wollten, musste durch eine Person überbracht werden. Diese Person sollte Epaphroditus sein, der für diesen Dienst von den Philippern als Bote abgesandt worden war. Die Philipper hatten das nötige Vertrauen in ihn, ihn mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe zu betrauen. Es stellte eine Herausforderung dar, einen solchen Geldbetrag über eine derartige Strecke sicher zu überbringen.

5. Diener: Das hier verwendete Wort wurde ursprünglich mit dem Dienst der Priester und Leviten im Tempel verbunden, also dem Gottesdienst. Im Zusammenhang mit der Gabe und seinem Dienst soll uns das zeigen, dass Epaphroditus eine Art priesterlichen Dienst tat, indem er die finanzielle Gabe der Philipper, die für Gott ein „duftender Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer" war, überbrachte (Phil 4,18). Man könnte den Eindruck bekommen, dass Epaphroditus als Diener „nur" eine finanzielle Unterstützung zustellte, aber das Wort Gottes lehrt uns, dass diese Gabe sogar ein „Schlachtopfer" für Gott gewesen war. In diesem Sinn trägt der Dienst des Überbringens durch Epaphroditus den Charakter eines priesterlichen Dienstes.

Seine Gesinnung der Demut

Die Gesinnung, die in Christus Jesus zu finden war, lässt sich auch in Epaphroditus erkennen. Was für ein Nachahmer Christi ist Epaphroditus gewesen! Das zeigen uns besonders zwei Stellen:

1.) „Da ihn ja sehnlich nach euch allen verlangte und er sehr beunruhigt war, weil ihr gehört hattet, dass er krank war. Denn er war auch krank, dem Tod nahe" (Phil 2,26.27).

Während seiner Reise war Epaphroditus so stark krank geworden, dass er dem Tod nahe gekommen war. Davon hatten auch die Philipper gehört und waren deswegen in Angst und Sorge um ihn gewesen, weil sie in Unkenntnis über seinen aktuellen Gesundheitszustand waren. Diese Ungewissheit war der Grund dafür, dass Epaphroditus ein sehnliches Verlangen zu ihnen hatte. Er wollte ihnen schnellstmöglich mitteilen, dass er wieder gesund geworden war. Er war nicht um sich selbst besorgt, sondern um das Wohl der Geschwister in Philippi. Diese Haltung zeigt seine demütige Gesinnung, welche die Worte des Apostels widerspiegeln: „ein jeder nicht auf das Seine sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen" (Phil 2,4).

2.) „Denn um des Werkes willen ist er dem Tod nahe gekommen, indem er sein Leben wagte" (Phil 2,30).

Es war kein Selbstzweck, zu dem er sein Leben gewagt hatte. Er tat es um des Werkes des Herrn willen. In welcher Hingabe und Gesinnung Epaphroditus dies getan hat, wird darin deutlich, dass er bereit war, für dieses Werk sein Leben einzusetzen - „aufs Spiel zu setzen". Er war bereit, für die Brüder sein Leben hinzugeben (1. Joh 3,16). Darin lassen sich die Worte des Apostels wiederfinden: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war" (Phil 2,5).

Seine Gesinnung des Gehorsams

Zwei Stellen zeigen uns die Gesinnung des Gehorsams bei Epaphroditus:

1.) „Aber euren Abgesandten und Diener meines Bedarfs" (Phil 2,25).

Wir kommen noch einmal auf den Abgesandten zurück, um darin noch eine weitere innere Haltung zu erblicken. Wir haben schon gesehen, dass Epaphroditus ein vertrauenswürdiger Bote einer finanziellen Gabe war. Doch wir können in der Bezeichnung „Abgesandter" auch noch erkennen, dass Epaphroditus die Voraussetzung besaß, sich senden zu lassen - Gehorsam. Der Apostel hätte die Gabe nicht bekommen, wenn Epaphroditus nicht bereit gewesen wäre, im Gehorsam zu gehen. Wieder lässt sich in ihm die Gesinnung des Herrn Jesus erkennen, für den sogar galt, dass Er „gehorsam wurde bis zum Tod" (Phil 2,8).

2.) „Ich habe ihn nun desto eiliger gesandt" (Phil 2,28).

Die zweite Sendung des Epaphroditus ging nicht von den Philippern aus, sondern vom Apostel Paulus. So wurde Epaphroditus ein weiteres Mal gesandt, und wieder ging er in Gehorsam. Dabei erkannte er die Autorität des Apostels an und ging auf dessen Anordnung zurück nach Philippi. Er wurde zweimal gesandt und beide Male ging er auch im Gehorsam.

Diese Gesinnung der Demut und des Gehorsams, die Epaphroditus in seinem Leben offenbarte, gehen aus der Liebe hervor und erhalten durch sie auch ihren besonderen Wert (1. Kor 13,1-3). Demut, Gehorsam und Liebe sind untrennbar miteinander verbunden und in der Person Jesus Christus in Vollkommenheit zu finden. Sie werden auch in seinem Diener Epaphroditus widergespiegelt.

Seine Aufgabe und deren Umstände

Epaphroditus' Aufgabe haben wir schon in den verschiedenen Beschreibungen angeschnitten. Aus dem Wort Gottes erkennen wir nicht, dass Epaphroditus eine „große Gabe" besessen hätte. Jemand, der keine Gabe eines Lehrers, Hirten oder Evangelisten besitzt, kann dem Herrn Jesus und den Heiligen dennoch dienen - so, wie Epaphroditus das mit Hingabe tat. Seine Aufgabe bestand darin, einen Geldbetrag von Philippi nach Rom zu überbringen. Dabei musste er eine Strecke von über tausend Kilometer zurücklegen. Zur damaligen Zeit war dies sicherlich mit vielen Strapazen und schwierigen Umständen verbunden.

Zu Herzen gehend ist es dann zu lesen, dass der anvertraute Geldbetrag auch bei dem Apostel eingetroffen war. „Ich bin erfüllt, da ich von Epaphroditus das von euch Gesandte empfangen habe" (Phil 4,18). Die Aufgabe, die er bekommen hatte, führte er in Treue aus - Paulus konnte den Empfang bestätigen.

Über diese Aufgabe hinaus ist es gut möglich, dass Epaphroditus auch auf dem Rückweg der Überbringer des Philipperbriefes war.

Seine Erfahrung im Dienst

Der treue Epaphroditus wurde während seiner Reise nach Rom krank: „Denn um des Werkes willen ist er dem Tod nahe gekommen, indem er sein Leben wagte, damit er den Mangel in eurem Dienst für mich ausfüllte" (Phil 2,30). Wir wissen nicht, was es für eine Krankheit war. Aber sie hatte eine solche Intensität, dass er dadurch dem Tod nahe gekommen war. Er stand kurz vor der Schwelle des Todes, erfuhr aber dann Gottes Barmherzigkeit während seines Dienstes. Er lernte dadurch kennen, „dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist" (Jak 5,11). In dieser Barmherzigkeit hat Gott seinem Diener wieder die Gesundheit geschenkt. Er hat ihn seine Barmherzigkeit erfahren.

Schlussgedanke

„Nehmt ihn nun auf im Herrn mit aller Freude und haltet solche in Ehren" (Phil 2,29). In diesen Worten sind einige lehrreiche Gedanken enthalten. Die Philipper benötigten anscheinend einen liebevollen Hinweis, obwohl sie eigentlich treu waren und ihren Herrn liebten und auch Liebe zum Apostel hatten, Epaphroditus „mit aller Freude" aufzunehmen und ihn „in Ehren" zu halten. Es könnte sein, dass sie ihn in der Vergangenheit nicht so geschätzt hatten, wie es ein Bruder mit den oben genannten „Eigenschaften" eigentlich erfahren sollte.

Darüber hinaus kann man aus der Aufforderung des Apostels schließen, dass die Philipper Epaphroditus‘ Umstände und die Intensität seiner Hingabe, in dem, was er alles auf sich genommen hatte, nicht richtig einschätzten. Dabei war er ein hingebungsvoller Diener, der durch die Liebe geprägt war und in der Gesinnung des Gehorsams und der Demut lebte und diente. Er war bereit, für das Werk sein Leben einzusetzen.

Diese Dinge lassen ohne Zweifel Frucht für Gott an ihm erkennen - Frucht in dem Sinne davon, dass Züge der Person des Herrn Jesus an ihm gesehen werden konnten. Er hat das praktiziert, was Gott durch Johannes schreiben ließ: „Sondern ich habe euch auserwählt und euch dazu bestimmt, dass ihr hingehet und Frucht bringet und eure Frucht bleibe" (Joh 15,16).

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