Die Jünger wollten wissen, wer der Größte im Königreich ist. Der Herr muss ihnen zeigen, dass es zunächst einmal darum geht, in das Königreich hineinzukommen. Die Jünger waren besorgt - offenbar jeder von ihnen - ob er persönlich vielleicht der Hervorragendste im Reich sein könnte. Wir dürfen vermuten, dass sie dem Herrn als König immerhin noch den obersten Platz zusprachen. Aber danach sollte doch etwas für sie abfallen. Vermutlich erinnerten sie sich an die Zeit, als David der Verworfene war und von seinen Helden umringt war. Diese waren später, als er als König anerkannt worden war, die auch nach außen hin Großen im Königreich. Waren sie nicht derselben Ehren wert?
Der Herr Jesus richtet die Augen der Jünger, die auf sich selbst sahen, auf das kleine Kind, und mittels des Kindes auf das Eingehen in das Königreich. Nur, wer wie ein solches Kind wird und sich klein macht, kann in das Reich eingehen. Diese Eigenschaft aber soll nicht nur am Anfang des Weges eines Jüngers stehen, sondern die Jünger dauerhaft kennzeichnen. Wenn sie sich also darüber Gedanken machten, ob sie wohl die Größten in diesem Reich wären, muss der Herr ihnen vorhalten: Seid Ihr dann überhaupt (moralisch) in diesem Reich? In dieses Reich gehen nur solche ein, die wie die Kinder werden und umkehren von ihrer Ichsucht. Wer diese Eigenschaften aber nicht mehr verwirklicht, soll ich den als einen Sohn in meinem Reich anerkennen können?
Jesus spricht zuerst von der Umkehr, dann vom „Kind-Sein". Das erinnert uns an das Gespräch des Herrn mit Nikodemus, in dem Er diesen darauf hinweisen muss: „Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen ... Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen" (Joh 3,3.5). In Johannes 3 lesen wir, wie der Herr Nikodemus über die Notwendigkeit der neuen Geburt belehrt. Diese ist natürlich ein Werk Gottes, das ausschließlich von Ihm ausgeht. Und doch steht dieses Wirken Gottes in Verbindung damit, dass Er einen Menschen zur Umkehr und Sinnesänderung führt.
Nur derjenige, der sich als unwürdig und unfähig, als Sünder und sündig anerkennt, kann in das Reich hineinkommen. Er muss von seinem alten Weg umkehren. Eine solche Umkehr ist nur denkbar, wenn man wie ein Kind wird. Der Herr spricht nicht von einem Menschen, der sich geändert hat bzw. durch die neue Geburt verändert wurde. Ein solcher Mensch ist nach seiner Bekehrung verändert. Aber er ist sogar von Neuem geboren worden, er ist ein ganz neuer Mensch geworden! Dies läuft parallel mit dem, was der Mensch in seiner Verantwortung vor Gott tun muss: Er muss umkehren und Buße tun. Er muss seine Gesinnung vollständig verändern. Davon spricht der Herr hier.
Im Glaubensleben sollen wir in vielen Bereichen wachsen und weiterkommen. Aber was unsere Haltung der Demut, der Kleinheit, der Abhängigkeit betrifft, von der wir hier hören, sollen wir in gewisser Hinsicht stehen bleiben. Das lassen wir nicht hinter uns, sondern diese Eigenschaft eines Kindes soll uns dauerhaft kennzeichnen. Letztlich sollen wir natürlich auch darin zunehmen.
Quelle: bibelpraxis.de/a3289.html