Drei Schritte der Jüngerschaft

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Der Herr nennt drei Schritte, die zu wahrer Jüngerschaft gehören:

  1. Sich selbst verleugnen: Der Jünger sieht nicht auf sich, genauso wie der Herr nicht sich selbst verherrlichen wollte. Der Jünger weiß, dass es nicht um ihn geht, sondern allein um den Herrn. Nicht die eigene Person steht im Mittelpunkt, sondern sein Meister, dem er nachfolgen möchte. Das eigene Ich hat in der wahren Jüngerschaft keinen Platz. Es steht einem Jünger bei seiner Nachfolge nur im Weg. Denn wer sich wichtig nimmt, kann nicht bereit sein zu leiden (es sei denn, er möchte dadurch im Mittelpunkt stehen, und dann ist das keine Nachfolge des Herrn). Sich selbst verleugnen heißt auch, aufzuhören, sich selbst zu leben.
  2. Sein Kreuz aufnehmen: Landläufig wird hierunter verstanden, das jeder so sein Kreuz, sein „Päckchen" zu tragen hätte. Der eine plagt sich mit ständigen Rückenschmerzen herum, der Nächste ist seit einigen Jahren arbeitslos, und der Dritte ist depressiv. Nun sind alle diese drei Beispiele sehr ernst zu nehmen und nicht einfach vom Tisch zu wischen. Sie sind Teil dessen, was wir die (im positiven Sinn) züchtigende Hand unseres Vaters nennen, die Teil seines regierenden Handelns mit uns ist. Aber das ist es nicht, was der Herr meint, wenn Er uns ermahnt, unser Kreuz aufzunehmen.
    Es geht auch nicht um das Kreuz des Herrn – also den Weg der Erlösung, den Er für uns gegangen ist. Diese Erlösung hat Er allein am Kreuz für uns vollbracht. Das war eine einmalige Sache, die nur Er als der vollkommen Sündlose tun konnte!
    Nein, wir selbst sollen unser Kreuz aufnehmen. Wir müssen uns kein Kreuz suchen! Wer sich selbst verleugnet, für den kommt das Kreuz geradezu automatisch. Wenn im Altertum bei den Römern jemand gekreuzigt wurde, musste er sein eigenes Kreuz bis an den endgültigen Kreuzigungsort tragen. Er ging so durch die Stadt und wurde von allen Menschen, für die das ein Schauspiel war, gesehen, verspottet und gedemütigt. Wir wissen aus Johannes 19,17, dass auch Jesus sein eigenes Kreuz trug!
    Wer nun in einer solchen Weise beladen zu seinem Todesort ging, wusste, dass sein Leben zu Ende ging. So sollen auch die Jünger des Herrn mit ihrem eigenen Leben abgeschlossen haben. Damit ist nicht wie bei a) das Fleisch des Jüngers gemeint, ohne dass dieses ausgeschlossen wäre. Aber ein Jünger sollte in dieser Welt, das heißt von und in dieser Gesellschaft, nichts mehr erwarten. Er hat mit den Freuden und Schönheiten, den Genüssen und Vorzügen dieser Welt abgeschlossen. Sein Ziel liegt in einer anderen Welt, und seine Freude ist eine himmlische. Dass dies mit Leiden verbunden ist, weil man nicht verstanden wird, weil man als ein Ausgestoßener gilt, weil man keine Gemeinschaft mehr in dieser Welt sucht, versteht sich von selbst und ist wesentlicher Teil des Bildes des „Kreuzes“.
  3. Christus nachfolgen: Nun kommt noch das Ziel, das der Jünger verfolgen soll. Er hat einen Vorläufer: Jesus Christus, seinen Herrn. Diesem und niemand anderem soll er folgen. Nur Er ist unser Meister, von dem wir lernen und geführt werden. Er ist unser Vorläufer, den wir nachahmen, der uns inspiriert, der uns vorgemacht hat, wie unser Leben aussehen soll. Wir folgen nicht Jüngern, auch nicht dieser oder jener Versammlung, sondern allein Christus. Ein Jünger muss bereit sein, Ihm auf seinem Weg zum Kreuz zu folgen. Nur dann sind wir wirklich auf dem Weg Jesu! Es ist eine sehr gefährliche Sache, an Jesus zu glauben, ohne Ihm nachzufolgen. Denn Christen sind durch ihre Bekehrung andere Menschen, als sie es vorher waren. Wer das nicht praktisch auslebt, muss sich fragen, ob er wirklich Christ ist.

In diesen drei Punkten sehen wir also, wie unsere Gesinnung sein soll:

  • uns selbst gegenüber: sich selbst verleugnen;
  • dieser Gesellschaft gegenüber: sein Kreuz aufnehmen;
  • dem Herrn gegenüber: Ihm nachfolgen.
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