Das Binden und Lösen

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Petrus erhält nicht nur Schlüssel zum Aufschließen des Reiches der Himmel. Er bekommt auch Autorität zum Binden und Lösen hier auf der Erde. Was auch immer in der heutigen Zeit mit dem Himmel zu tun hat und dort getan wird, hat nichts mit dieser verwaltenden Aufgabe von Petrus (und später der von der Versammlung, Mt 18,18) zu tun. Darüber hat niemand auf der Erde Macht. Petrus konnte Dinge auf der Erde binden und lösen – und nur dort!

Was ist nun mit dem Binden und Lösen gemeint? Die Jünger damals wussten das sicher sofort einzuordnen. Wir können wohl vor allem an zwei Dinge denken, die von den Rabbinern mit dem Binden und Lösen verbunden wurden und daher den Jüngern geläufig waren:

  1. Petrus bekam die Autorität, in der Verkündigung die Gebote zu benennen, die vom Herrn Jesus stammten und damit Gültigkeit für die Jünger hatten; das ist das „Binden“ der Gebote auf die Jünger. Man kann dieses Binden mit Matthäus 28,20 verbinden, wo es heißt: „Lehrt sie zu bewahren, was ich euch geboten habe.“ Das Lösen betrifft die Kehrseite. Wenn es sich um Menschengebote handelte wie die von den Schriftgelehrten (vgl. Mt 15,2), so konnte Petrus diese als vom Menschen stammend benennen, mit der Konsequenz, dass sie nicht gehalten werden mussten. In diesem Sinn wurden diese Gebote gewissermaßen von den Jüngern gelöst.
    Es ist klar, dass es nicht darum geht, dass Petrus festlegen konnte, welche Anweisungen „Gottes Gebote“ waren und welche nicht. Gott selbst hat das festgelegt. Und für uns ist das ganze Wort Gottes bindend in seiner Autorität über unser Leben. Aber damals war das Wort Gottes noch nicht als Buch vollendet in den Händen der Christen. So bekam Petrus die Autorität übertragen, für Menschen deutlich zu machen, was von oben kam und was nicht.
  2. Ein zweiter Gedanke, der damals mit dem Binden und Lösen verbunden wurde, ist das Binden von einem Bann auf Menschen. Wenn jemand ein Gebot übertreten hatte, dann konnte aufgrund des Gesetzes ein Bann über so jemanden ausgesprochen werden, so dass er keine Gemeinschaft mehr mit dem Volk Gottes pflegen durfte. Wenn jemand ein ausreichendes Bekenntnis abgelegt hatte, konnte er wieder in die Gemeinschaft des Volkes Gottes aufgenommen werden. Das ist die Erklärung, die wir aus Matthäus 18,18 kennen. Vielleicht ist Hiob 42,9.10 ein alttestamentlicher Hinweis auf diese Autorität, die Gott damals selbst wahrnahm, die Petrus jedoch hier im Neuen Testament übertragen bekommen hat.
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