Paulus schrieb einen scharfen Brief an die Galater. Es ist sein wohl überhaupt schärfster Brief. Sein Thema: die christliche Freiheit – im Gegensatz zu dem Gesetz. Paulus kannte die Galater (Gal 4,13), er hatte ihnen sogar das Evangelium verkündigt. Aber nun waren „Bibel-Lehrer“ gekommen, die den Galatern das Halten des Gesetzes auferlegten.
Dagegen wendet sich Paulus mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand. Er muss den Galatern sogar sagen, dass das, was ihnen von diesen falschen Lehrern als Evangelium verkündigt worden ist, überhaupt kein Evangelium ist (Galater 1,7), da es nicht zu Jesus Christus hinführt, sondern von Ihm abzieht.
Keine Knechtschaft sondern Freiheit
Und dann zeigt der Apostel in einer langen Beweisführung, dass der Christ zur Freiheit berufen worden ist. „Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder“ (Galater 5,13). Welch ein herrliches Bewusstsein, dass wir nicht mehr unter einer Knechtschaft versklavt sind – sei es des Teufels, der Sünde oder sonstiger Dinge. Wir sind frei in dem Herrn Jesus. Sein Werk hat uns nicht nur befreit von Sklaverei, sondern auch in die Freiheit geführt.
„Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden“ (Joh 10,9). Ein solcher Gläubiger hat keinen Zwang mehr. Nein, sein christliches, geistliches Leben ist durch Freude und freie Bewegung geprägt. Er tut genau das, was ihm Freude bereitet. Und damit bewegt er sich in einem weiten Betätigungsfeld.
Genuss der Freiheit
Aber er handelt nicht, um etwas zu tun. Er genießt. Er genießt die Freiheit, indem er Christus genießt. Denn er besitzt das gleiche Leben wie sein Herr. Und dieses Leben ist kein enges, sondern ein weites Leben. Denn es findet seine Weide in dem Herrn. Und in Ihm geht ein solcher Christ ganz auf.
Ein solcher Christ lässt sich nicht einengen. Natürlich stößt er nicht an. Weder stößt er sich an anderen, noch lässt er andere an sich stoßen. Aber er hilft anderen und freut sich mit anderen und erfreut sich an ihnen, denn sie haben den gleichen Herrn wie er.
Keine Zügellosigkeit sondern Freiheit
Ein solcher Christ lebt auch nicht zügellos (Galater 5,13), denn das würde ihn selbst abstoßen. Aber er hat auch keinen Zwang – das stößt ihn ebenfalls ab.
Ein „freier“ Christ ist gehorsam, aber das ist keine Last für ihn. Denn er wünscht nichts anderes, als seinem Herrn nachzueifern und in seinem Wort zu bleiben, damit die Liebe des Vaters in ihm vollendet wird, ihr Ziel erreicht. Dieser Gläubige kennt die Beziehung zum Vater und zum Sohn – und darin hat er vollen Genuss.
Er hat keine Angst vor dem Vater, und verliert doch nicht die Ehrfurcht vor Ihm. Er wird von Christus „Freund“ genannt und nennt Ihn doch „Herrn“. Er dient anderen Gläubigen und freut sich in dieser Stellung, denn er hat seine Geschwister lieb.
Freiheit erhebt über die Umstände
Und das alles empfindet er als Freiheit. Diese erhebt ihn über die Umstände und lässt ihn zugleich mit beiden Beinen auf dem Boden stehen.
Ihn bringt nichts aus dem Gleichgewicht, außer wenn er seinen Bruder fallen sieht (Galater 6,1). Dann hilft er aus – in Sanftmut und Mitempfinden, und ist sich bewusst, dass auch er fallen kann, wenn er nicht die christliche Freiheit im Geist der Demut bewahrt.
Wirklich ein glücklicher Mensch, dieser „Freie“ in Christus!
Quelle: bibelpraxis.de/a298.html