Bewahrung (FMN)

Lesezeit: 6 Min.
Was verstehen wir unter Bewahrung?

Bevor wir morgens das Haus verlassen, bitten wir Gott, dass Er uns an diesem Tag bewahrt. Wir bitten Ihn, dass Er uns unterwegs bewahrt - sei es zu Fuß, mit dem Fahrrad, im Bus, in der Bahn oder im Auto. Abends danken wir Gott, dass Er uns wieder gut nach Hause hat kommen lassen.

Letztendlich verstehen wir unter Bewahrung, dass uns nichts Schlimmes passiert bzw. alles so kommt, wie wir es uns wünschen. Dafür zu beten ist an sich auch nicht verkehrt - die Bibel versteht unter Bewahrung jedoch etwas viel Tiefergehenderes als gute äußere Bedingungen unseres Lebens.

Bewahrung - durch wen?

Zunächst möchten wir uns jedoch erst einmal darüber Gedanken machen, durch wen wir bewahrt werden, und sehen uns dazu einige Bibelverse an.

Der Bewahrende

Bibelverse

Der Herr Jesus
  • „... den in Gott, dem Vater, geliebten und in [durch] Jesus Christus bewahrten Berufenen." (Jud 1)
  • „Der Herr aber ist treu, der euch befestigen und vor dem Bösen bewahren wird." (2. Thes 3,3)
Gott, der Vater

Der Herr Jesus betete zu seinem Gott und Vater, dass Er die, die Er Ihm - dem Herrn Jesus - gegeben hat, vor dem Bösen bewahrt:

  • Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien wie wir. Als ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast; und ich habe sie behütet." (Joh 17,11b.12)
  • „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen." (Joh 17,15)
Bewahrung - vor wem oder was?

Als der Herr Jesus hier auf der Erde war, bewahrte Er diejenigen, die an Ihn glaubten. Nachdem Er sie seinem Gott und Vater anvertraut hatte, damit dieser sie vor dem Bösen bewahrt, hörte Er selbst damit aber nicht auf. Diese Stellen zeigen uns, vor was der Herr Jesus uns bewahren möchte: vor dem Bösen.

In den zitierten Bibelstellen haben wir schon gelesen, vor wem Gott uns bewahren möchte. Aber wer oder was ist denn mit „dem Bösen" gemeint?

Das in Johannes 17,15 und 2. Thessalonicher 3,3 verwendete Wort für „Böse" kommt in Matthäus 5,37 zum ersten Mal vor: „Eure Rede sei aber: Ja - ja; nein - nein; was aber mehr ist als dieses, ist aus dem Bösen."

Es gibt noch einige weitere Stellen, von denen ich drei aufführen möchte:

  • „Hört ihr nun das Gleichnis vom Sämann. Sooft jemand das Wort vom Reich hört und nicht versteht, kommt der Böse und reißt weg, was in sein Herz gesät war." (Mt 13,18.19a)
  • „Das Reich der Himmel ist einem Menschen gleich geworden, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während aber die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging weg. Als aber die Saat aufsprosste und Frucht brachte, da erschien auch das Unkraut. ... Der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen, der Acker aber die Welt; der gute Same aber, dies sind die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind die Söhne des Bösen; der Feind aber, der es gesät hat, ist der Teufel." (Mt 13,24b-26.37-38)
  • „Böse Menschen aber und Betrüger werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden." (2. Tim 3,13)

Der Böse ist also Satan, der Teufel. Die Bösen bzw. aus dem Bösen sind Menschen, die unter dem Einfluss Satans stehen. Im Alten Testament werden diese an vielen Stellen als „Gottlose" bezeichnet. Das Böse, das wir ebenfalls in Gottes Wort finden, ist alles, was dem Charakter nach im Widerspruch zu Gott und seinem Wort steht. Ein Mensch kann davon negativ geprägt werden.

Bitten um Bewahrung in der Bibel

Es gibt Bibelstellen, in denen wir von der persönlichen Bitte um Bewahrung lesen. Eine Stelle ist Psalm 16, ein Gedicht von David, und eine weitere Stelle ist Psalm 17, ein Gebet von David. Diese zwei Stellen zeigen unterschiedliche Gründe, weshalb David um Bewahrung bittet.

Bitte

Grund

Anmerkungen

„Bewahre mich, Gott" (Ps 16,1)

„... denn ich suche Zuflucht bei dir!" (Ps 16,1)

David wollte nicht unabhängig von Gott handeln. Er suchte den Schutz bei Gott.

„Bewahre mich wie den Augapfel im Auge; birg mich im Schatten deiner Flügel" (Ps 17,8)

„... vor den Gottlosen, die mich zerstören, meinen Todfeinden, die mich umzingeln." (17,9)

Generelle Bewahrung vor den Gottlosen.
à Das ist in Übereinstimmung mit Johannes 17,15.

„Steh auf, Herr! Komm ihm zuvor, wirf ihn nieder! Errette meine Seele" (Ps 17,13)

„... von dem Gottlosen durch dein Schwert." (Ps 17,13)

Weitere Stellen

  • „Bewahre meine Seele und errette mich! Lass mich nicht beschämt werden, denn ich nehme Zuflucht zu dir." (Ps 25,20)
  • „Bewahre meine Seele, denn ich bin fromm; rette du, mein Gott, deinen Knecht, der auf dich vertraut!" (Ps 86,2)
  • „Bewahre mich, Herr, vor den Händen des Gottlosen - vor dem Mann der Gewalttaten behüte mich -, die darauf sinnen, meine Tritte umzustoßen!" (Ps 140,5)
  • „Bewahre mich vor der Schlinge, die sie mir gelegt haben, und vor den Fallstricken derer, die Frevel tun!" (Ps 141,9)

Einfluss des Bösen und unsere Mittel Waffenrüstung

In Epheser 6,10-18 wird nicht nur die Waffenrüstung Gottes beschrieben, sondern auch, warum sie notwendig ist. Darin geht es Paulus darum, den Genuss der geistlichen Segnungen zu verteidigen. Man kann aus diesen Versen allerdings auch für unser Thema praktische Nutzanwendungen ziehen. Paulus beginnt den Abschnitt mit den Versen 10.11: „Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr zu bestehen vermögt gegen die Listen des Teufels." Nachdem er einige Gegenstände der Waffenrüstung und deren übertragene geistliche Bedeutung beschrieben hat, hält Paulus in Vers 16 fest: „indem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit dem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen."

Was lernen wir in den genannten Versen?

  • Wir sind den Listen des Teufels ausgesetzt.
  • Wir können nur bestehen, wenn wir alle Teile der Waffenrüstung tragen.
  • Unsere Stärke ist nicht in uns, sondern allein im Herrn Jesus.
  • Ein Schild muss immer in die Richtung gehalten werden, aus der ein Pfeil kommt: Der Glaube - also das Glaubensvertrauen zu Gott - schützt uns (geistlich) vor den Angriffen Satans.

Satan möchte Gott „schaden", wo immer er kann. Hier auf der Erde sind seine „Angriffsziele" diejenigen, die Gott glauben.

Dem Teufel ist jedes Mittel recht. Manche zieht er mit leicht verfälschter Lehre vom richtigen Weg ab. Andere bekommen eine volle Breitseite ab, um im persönlichen Glauben Schaden zu nehmen. Registrieren wir z.B. die moralische Verarmung und die steigende okkulte Prägung der Gesellschaft?

Weniger Angriffsfläche bieten

Wenn wir Böses in unserem Leben dulden, bieten wir Satan eine größere Angriffsfläche. Deswegen gibt es viele Stellen, in denen wir aufgefordert werden, uns von allem zu distanzieren, was nicht zu Gottes Heiligkeit passt und was uns von dem Weg abbringt, den Gott uns eigentlich führen möchte (siehe auch 5. Mo 13,6b).

Paulus schreibt in 1. Thessalonicher 5,21.22: „Weissagungen verachtet nicht; prüft aber alles, das Gute haltet fest. Von jeder Art [Gestalt] des Bösen haltet euch fern." In 1. Korinther 5,9-11 werden eine Reihe von Menschen genannt, die Aufgrund ihres Lebens und Handelns „Böse" genannt werden und als solche aus der Gemeinschaft der Gläubigen hinausgetan werden sollen.

Bewahrung - jeden Tag

Wir sehen also, dass die Bewahrung in unseren alltäglichen Angelegenheiten - zum Beispiel, dass wir gut von A nach B kommen - in der Bibel einen eher untergeordneten Stellenwert hat. Das heißt nicht, dass wir nicht dafür beten dürften! Aber dem Herrn Jesus liegt es besonders am Herzen, dass unser Glaube bewahrt wird. Aus diesem Grund sagte Er zu Simon Petrus: „Simon, Simon! Siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht aufhöre; und du, bist du einst umgekehrt, so stärke deine Brüder" (Lk 22,31.32).

Aber natürlich lässt Er uns auch in unseren täglichen Situationen nicht im Stich. Wir dürfen Ihn um Bewahrung und Führung in unseren Vorhaben bitten. Darin drücken wir ja gerade unsere Abhängigkeit von Gott aus.

In Markus 4,35-41 und Markus 6,45-51 haben wir zwei Begebenheiten, in denen die Jünger auf dem Wasser in Seenot waren und der Herr ihnen zu Hilfe kam. In Markus 4,38 sind sie mit ihrer Not bei Ihm an der richtigen Adresse. In Kapitel 6,48 sieht Er sie Not leiden und kommt zu ihnen.

Etwas wird uns bewusst: Bewahrung bedeutet nicht lebenslang pannenfreies Autofahren. So manche Panne hat vielleicht eine tiefere Bedeutung, als wir es ahnen:

  • Vielleicht hat Gott uns vor etwas Schlimmerem bewahrt?
  • Vielleicht möchte Gott unseren Weg etwas anders führen?
  • Vielleicht möchte Gott uns neu oder tiefer in seine Abhängigkeit bringen?
  • Vielleicht möchte Gott unseren Glauben erproben, prüfen?

„Der HERR bewahrt alle, die ihn lieben."
(Ps 145,20a)

Folge mir nach - Heft 6/2015

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