Gespaltene Hufe und Wiederkäuen

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Der erste Punkt, auf den Gott in 3. Mose 11 hinweist, ist dieser, dass die Kinder Israel nur solche Tiere essen durften, die sowohl gespaltene Hufe hatten und auch Wiederkäuer waren. Tiere, die nur eines der beiden Merkmale aufwiesen, galten als unrein und durften nicht verzehrt werden. Dies macht Gott an verschiedenen Beispielen klar. Es gab Tiere, die wohl Wiederkäuer waren, aber keine gespaltenen Hufe hatten, und es gab Tiere, die wohl gespaltene Hufe hatten, aber nicht unter die Wiederkäuer zu rechnen waren.

Gespaltene Hufe und Wiederkäuen

Wenn wir uns fragen, was wir davon lernen können, müssen wir uns zuerst fragen, was diese beiden Merkmale wohl zu sagen haben:

a) Die Hufe der Tiere erinnern uns an den Wandel. Diese Hufe sollten gespalten sein. Das lässt uns daran denken, dass der Lebenswandel eines Christen von dieser Welt und ihren Grundsätzen getrennt sein sollte. Das Neue Testament versteht unter dem Wandel das ganze Verhalten des Christen, sein Benehmen, sein Reden. Der Lebenswandel ist das, was nach außen sichtbar ist und was von anderen - seien sie gläubig oder ungläubig - wahrgenommen wird.

b) Das Wiederkäuen spricht von der Art und Weise der Nahrungsaufnahme. Es lässt uns an den natürlichen Prozess des Verdauens der aufgenommenen Speise denken. Die Speise des Christen ist das Wort Gottes, so dass es hier also um die Frage geht, wie wir Gottes Wort innerlich verarbeiten; wie wir es lesen, aufnehmen und wie wir es uns zu eigen machen.

Der sichtbare Wandel und unser inneres Verhältnis zu Gott gehören zusammen

Was Gott uns hier also klar machen will, ist die direkte Verbindung zwischen dem nach außen sichtbaren Wandel und dem inneren Aufnehmen des Wortes Gottes. In der Tat, beide Dinge sind untrennbar miteinander verbunden. Schon im täglichen Leben wird mit Recht gesagt: "Man ist, was man isst". Das gilt auch im geistlichen Bereich. Wir können in Wirklichkeit nach außen nur das sein, was wir uns innerlich zu eigen gemacht haben. Nur wer sich von Gottes Wort nährt, d. h. Gottes Wort unter Gebet liest und darüber nachdenkt, kann einen Lebenswandel führen, der Gott gefällt. Alles andere wäre unecht. Menschen können wir vielleicht eine Zeitlang (vielleicht sogar ein Leben lang?) täuschen, Gott aber in keinem Fall.

Deshalb warnt uns Gott gerade in 3. Mose 11 vor dieser Gefahr, etwas anderes darzustellen, als wir wirklich sind. Wir sollten solchen Tieren gleichen, die gespaltene Hufe haben und wiederkäuen, d. h. Christen sein, bei denen das Gott wohlgefällige Verhalten aus dem Genuss an Gottes Wort hervorgeht. Wie oft aber ist es anders. Die Gefahren sind für uns alle da. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten des Fehlverhaltens:

Zwei Arten von Fehlverhalten

1) Wir können solche sein, die Gottes Wort zwar lesen und die den Anschein geben, es auch wirklich in uns aufzunehmen, aber in unserem Lebenswandel zeigen wir uns als unrein. Dann gleichen wir den Tieren, die zwar wiederkäuen, die aber keine gespaltenen Hufe haben.

2) Wir können solche sein, bei denen zwar äußerlich alles perfekt aussieht, bei denen es aber an vertrautem Umgang mit Gott und seinem Wort mangelt. Dann gleichen wie den Tieren, die zwar gespaltene Hufe haben, die aber nicht wiederkäuen.

Die Gefahr ist bei jedem von uns eine andere

Es wird immer das Bemühen Satans sein, uns in die eine oder in die andere Richtung zu ziehen. Deshalb müssen wir gut aufpassen. Wir leben in einer Welt, die manche moralischen Wertvorstellungen, die vor einigen Jahren noch anerkannt waren, zunehmend über Bord wirft. Selbst die christliche Welt hat sich in ihrem Denken weit von dem entfernt, was uns Gottes Wort sagt. So wird beständig ein Einfluss auf uns ausgeübt, der den Gedanken Gottes entgegen ist. Diesem Einfluss können wir uns zwar nicht vollständig entziehen, aber die Frage ist, ob wir ihn auf uns einwirken lassen und uns bald den Normen der Welt anpassen oder ob wir uns an Gottes Wort orientieren. Vielleicht lesen wir Gottes Wort noch gewohnheitsmäßig, besuchen auch die Zusammenkünfte der Gläubigen, aber in unserem Verhalten weichen wir mehr und mehr von dem ab, was die Bibel lehrt. Gottes Wort ist dann nicht mehr wirklich Nahrung für unser Leben. Andere Dinge treten an seine Stelle.

Doch die andere Gefahr ist ebenso groß. Nach außen hin sieht alles korrekt aus. Unser Verhalten scheint tadellos zu sein. Unseren Glaubensgeschwistern gegenüber sind wir vorbildlich. Wir versäumen keine Zusammenkunft, wir führen uns ordentlich und halten uns vom Treiben der Welt fern. Doch im Innern stimmt es trotzdem nicht. Unser Verhältnis zum Herrn ist gestört, weil Gottes Wort nicht wirklich Nahrung für unser geistliches Leben ist. Wir leben nicht in der praktischen Lebensgemeinschaft mit Ihm, sondern achten nur darauf, dass die äußere Form stimmt. Genau diese Herzenshaltung charakterisierte zu Lebzeiten des Herrn auf der Erde die Pharisäer, und wir wissen, mit welch deutlichen Worten Er sein Missfallen über sie zum Ausdruck brachte. Hand in Hand mit einer solchen Einstellung geht häufig eine dem Geist des Neuen Testamentes fremde Gesetzlichkeit, indem man seine Mitgeschwister unter bestimmte Zwänge stellen will, unter die uns Gottes Wort nicht stellt.

Achten wir auf das, was wir zu uns nehmen?

Wie kommt es zu einem solchen Fehlverhalten? Wir lassen es an Sorgfalt fehlen in dem, was wir in geistlicher Beziehung aufnehmen. Wiederkäuende Tiere achten sehr wohl darauf, was sie fressen, Eine Ziege z.B. frisst bei weitem nicht alles, während z.B. das Schwein ein Allesfresser ist. Daraus lernen wir, dass es sehr bedeutsam ist, wie wir unseren inneren Menschen nähren. Wovon wir uns nähren, das prägt uns auch. Deshalb bietet Satan uns genügend Ersatznahrung an, um uns den Geschmack an Gottes Wort zu nehmen. Schädliche Literatur, Zeitschriften mit fraglichen Bildern und andere weltliche Medien beeinflussen nach und nach unser Denken (vielleicht zuerst ohne, dass wir es merken). Wir lesen zwar die Bibel noch, aber andere Dinge erfüllen uns mehr, und das zeigt sich dann schließlich auch in unserem Handeln.

Gott will uns täglich durch Sein Wort nähren. Er will, dass wir es aufnehmen und "wiederkäuen", d.h. darüber nachdenken, es bewahren und dann auch in die Praxis des täglichen Leben umsetzen. Dann kann Er Freude an uns haben.

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Mit freundlicher Genehmigung des CSV
Ermunterung und Ermahnung Jahrgang 1995

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