Nehemia – ein Diener mit einer Last

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Er lebte in der Zeit des großes Königs Artasasta I. in Susan, der Hauptstadt des damaligen persischen Reiches. Dort war er als Mundschenk des Königs angestellt - er war dessen Vertrauter in einer verantwortungsvollen Position und hatte darauf zu achten, dass der König nicht durch die Speisen und Getränke, die aufgetragen wurden, vergiftet wurde.

Als Jude befand sich Nehemia in einem Umfeld und einer Umgebung, die nicht seine eigentliche Heimat war. Die Juden aus dem Südreich Israels waren in die babylonische Gefangenschaft geführt worden und erst nach ca. 70 Jahren konnten die ersten Juden wieder nach Jerusalem zurückkommen. Nehemia war noch nicht wieder zurückgekehrt, aber er erfüllte in Susan seinen Dienst in Treue und Disziplin.

An einem Tag, der sicherlich wie viele andere Tage begann, kehrte sein eigener Bruder Hanani mit einigen Begleitern aus Jerusalem zurück (Kapitel 1,2). Dieser Tag wurde zu einem entscheidenden Wendepunkt im Leben Nehemias!

„Und sie sprachen zu mir: Die Übriggebliebenen, die von der Gefangenschaft dort in der Landschaft übriggeblieben sind, sind in großem Unglück und in Schmach; und die Mauer von Jerusalem ist niedergerissen, und seine Tore sind mit Feuer verbrannt. Und es geschah, als ich diese Worte hörte, setzte ich mich hin und weinte und trug Leid tagelang; und ich fastete und betete vor dem Gott des Himmels [...]" (Nehemia 1,3.4)

Nehemia holt sich Informationen ein

Obwohl Nehemia ca. 1300 km von Jerusalem entfernt in Susan lebte, war ihm die Situation der Juden in Jerusalem und die Stadt ganz und gar nicht egal. Er erfuhr von dem großen „Unglück" und der „Schmach" seiner Landsleute - Die Tatsache, dass die Mauer und die Tore Jerusalems noch immer in Schutt und Asche lagen, brannten sich schlagartig in sein Herz ein!

Warum interessierte Nehemia die Lage der Stadt Jerusalems so sehr? Aus Vers 9 des 1. Kapitels erfahren wir, dass Jerusalem der Ort war, den Gott erwählt hatte, um seine „Namen dort wohnen zu lassen" (siehe auch 5. Mose 12 und 16). Jerusalem war der Ort, wo Gott zur Zeit des Tempels der Opferdienst dargebracht werden sollte, es war der Ort, wo Gott gegenwärtig war. Für diesen Ort interessierte sich Nehemia, diesen Ort liebte er, weil er Gottes Willen entsprechen wollte. Es war aber auch der Begräbnisort seiner Vorväter, der Dreh- und Angelpunkt des Volkes.

Wir wollen uns einmal fragen, welches Interesse wir für den Ort haben, wo Gott im Neuen Testament verheißen hat gegenwärtig zu sein? Da, wo zwei oder drei versammelt sind zu seinem Namen, da wird er in der Mitte sein. (Matthäus 18,20) Das ist der Ort, für den wir uns auch interessieren sollten, die Zusammenkünfte der örtlichen Versammlung/Gemeinde. Im weiteren Sinne ist es die Versammlung Gottes im Allgemeinen für die wir uns interessieren sollten. Wie stehen wir zu dem, was in den örtlichen Gemeinden/Versammlungen passiert? - was in der Christenheit vor sich geht?

Nehemia wird ein Lastenträger

Als direkte Reaktion auf diese Informationen wird von Nehemia gesagt, dass er sich hinsetzte. - Er weinte, trug tagelang Leid, betete und fastete vor dem Herrn des Himmels. Nein, das was er da gehört hatte ließ Nehemia nicht kalt - es trieb ihn ins Gebet und eine echte Trauer über die Zustände des Volkes in Jerusalem war die Folge. Wenn er tagelang Leid trug, dann war das ganz bestimmt kein kurzes emotionales Aufflammen, sondern eine glaubwürdige Reaktion aus seinem Herzen heraus.

Nehemia sprach nicht zuerst mit x Personen über das, was er gehört hatte, sondern ging ins Gebet. Sein Gebet ist bezeichnend und lehrreich für uns (Kapitel 1,4) - zunächst gab er dem „Gott des Himmels" die Ehre (V. 5), dann folgte ein Bekenntnis der Schuld des Volkes und seiner eigenen Schuld (V. 6-7), er erinnerte Gott an Seine Verheißungen und Sein Handeln in der Vergangenheit (V. 8-10), um Ihm dann seine Bitte vorzutragen, dass der König Artasasta ihm Barmherzigkeit gewähren sollte (V.11), um der Not in Jerusalem zu begegnen und den Mauerbau anzuleiten.

Es dauerte 3-4 Monate (Vom Monat Kislew - Nisan), bis er vor den König trat und ihm dort sein Anliegen vortragen konnte - bis dahin war er im Gebet gewesen, bis dahin hatte er Leid getragen. Wie muss sein Herz gebebt haben als er an diesem Tag vor dem König stand und der ihn fragte, warum er traurig sei? Es hätte Nehemia seinen Kopf kosten können, wenn er traurig vor dem König erschien, aber wie genial ist es zu sehen, dass Gott die Herzen der Menschen wie Wasserbäche lenkt (Sprüche 21,1). Nehemia darf losziehen, er wird gesandt und entsprechend der Aufgaben ausgestattet - aber Nehemia war auch vorbereitet für den Dienst, der jetzt vor ihm lag.

Wenn Gott uns eine Not bewusst macht, vielleicht in einem bestimmtem Missionsgebiet - im Inland oder Ausland - oder eine Not in der örtlichen Versammlung/Gemeinde, dann will er nicht, dass es einfach dabei bleibt, dass wir die Not wahrnehmen und erkennen, sondern diese Not soll in Deinem oder meinem Leben zu einer echten Last werden, aus der dann ein Dienst entstehen kann. Wenn wir beispielsweise von den vielen Trennungen unter den Kindern Gottes hören, was empfinden wir dann? Der HERR hat den Gedanken des einen Leibes nie aufgegeben. Ist das auch unser Wunsch?

Nehemia baute die Mauern Jerusalems wieder auf, aber vorher weinte er über die Trümmer!

Empfinden wir wirklich eine Last für die Dienste, die wir tun? Haben wir schon einmal über die Not geweint, der wir mit der Hilfe des HERRN begegnen wollen? Von unserem Herrn Jesus lesen wir auch, dass er über die Not des Volkes „innerlich bewegt" war, weil es wie eine Herde ohne Hirten war (Mt 9,36). Bitten wir Gott, dass er uns in dieser Hinsicht Lasten aufs Herz legt!
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