Wenn der Glaube erprobt wird (FMN)

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„Worin ihr frohlockt, die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es nötig ist, betrübt seid durch mancherlei Versuchungen; damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi;" (1. Pet 1,6.7)

Nach 1. Petrus 1,6.7 haben Erprobungen unterschiedliche Stationen/Auswirkungen:

Versabschnitt

Station, Auswirkung

1

betrübt seid durch mancherlei Versuchungen

Wir sind durch die Umstände, in denen wir uns befinden, betrübt (traurig, bedrückt, bekümmert).

2

damit die Bewährung eures Glaubens

Durch das Festhalten und nicht Zweifeln an Gott wird unser Glaube bewährt.

3

viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird,

Die Bewährung unseres Glaubens ist für Gott wertvoller als Gold.

4

befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi

Der Herr Jesus bekommt dadurch Lob, Herrlichkeit und Ehre, was bei seiner Erscheinung sichtbar werden wird.

Wir beschäftigen uns im Folgenden mit ein paar Personen des Alten und Neuen Testamentes, deren Glaube auf besondere und unterschiedliche Weise erprobt wurde. Sie waren in sehr unterschiedlichen Situationen, die wir aber für uns in drei Bereiche einteilen können. Keiner von Ihnen vertraute vergebens auf Gott. Sie lobten Ihn zum Teil schon, bevor sich ihre Situation geändert hatte.

Person

Prüfung im/in...

Hiob

persönlichen Leben

Paulus und Silas

persönlichen Dienst

Josaphat

der gemeinsamen Nachfolge

Hiob - Prüfungen im persönlichen Leben

Hiob ist ein sehr beeindruckendes Beispiel. Er war zu seiner Zeit einer der reichsten Männer: „Sein Besitz bestand aus 7.000 Schafen und 3.000 Kamelen und 500 Joch Rindern [also 1.000 insgesamt] und 500 Eselinnen und in sehr vielem Gesinde. Und dieser Mann war größer als alle Söhne des Ostens." (Hiob 1,3)

Je nach Rasse, Alter und Zustand der Tiere hätten diese Tier-Herden in Deutschland heute einen Wert von mindestens 13,5-14 Millionen €.

Dazu kommen viele Quadratkilometer Weidefläche für die Tiere sowie Diener und Mägde, welche die Herden versorgen mussten. Dieser für uns unvorstellbare Reichtum änderte aber nichts an Hiobs Wunsch, so zu leben, wie es Gott gefällt. Gott selbst bestätigt dies vor Satan mit denselben Worten, wie das Buch Hiob auch anfängt: „Denn seinesgleichen ist kein Mann auf der Erde, vollkommen und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend." (Hiob 1,8)

Innerhalb weniger Stunden erfuhr Hiob, dass nicht nur alle seine Tier-Herden entweder geraubt oder verbrannt worden waren, sondern auch, dass alle Knechte getötet wurden und seine sieben Söhne und drei Töchter durch das eingestürzte Haus starben. Als Außenstehende können wir nur ansatzweise nachempfinden, was Hiob da gedacht und gefühlt haben muss. Wie reagierte er an diesem Tag, an dem sich sein ganzes Lebensumfeld schlagartig veränderte?

Es heißt ausdrücklich nicht: „Da stand Hiob auf und zerriss sein Gewand und schor sein Haupt; und er fiel zur Erde nieder" und verfluchte Gott. (Vers 20)

Nein! Sondern er „fiel zur Erde nieder und betete an."

Können wir diese Reaktion verstehen oder mit etwas anderem erklären als mit einem felsenfesten Glauben an Gott? „Und er sprach: ...der Herr hat gegeben, und der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen! Bei all diesem sündigte Hiob nicht und schrieb Gott nichts Ungereimtes zu." (Verse 21b-22)

Als Hiob von diesem großen Verlust erfuhr, war seine erste und direkte Reaktion, seine Trauer darüber „sichtbar" zu machen und Gott anzubeten.

Verstehen können wir seine Reaktion nicht. Aber sie geht uns zu Herzen und bringt uns zum Nachdenken:

  • Was ist unser erster Schritt, wenn wir in eine schwierige, schmerzhafte Situation kommen?
  • Ist der Schmerz in uns so groß, dass wir nur noch auf uns selbst und unsere Situation sehen - und nicht auf den Herrn?
  • Fangen wir an zu zweifeln - an uns, am Glauben, an allem ...?

Unser Leben kann sich schlagartig von einem Moment auf den anderen verändern. Aber Gott ist immer derselbe. Er ist vorher und nachher bei uns - nur wie lange dauert es bei uns, dass wir Ihn in dieser Situation loben und Ihm danken können?

Wir dürfen ganz sicher wissen, dass Gott uns beschützt und Satan nur so viel Handlungsspielraum hat, wie Gott sie ihm gibt (siehe Verse 10-12).

„Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit." (Heb 13,8)

Paulus und Silas - Prüfungen im persönlichen Dienst

Der Auftrag von Paulus war klar: Er sollte allen Menschen ein Zeuge von dem sein, was er gesehen und gehört hatte (Apg 22,15). In Apostelgeschichte 16 beginnt die Missionsreise von Paulus und Silas.

In den Versen 6.7 lesen wir, wie sie durch den Heiligen Geist daran gehindert wurden, in verschiedenen Gegenden das Wort zu verkündigen. In den Versen 9.10 lesen wir dann weiter: „Und es erschien Paulus in der Nacht ein Gesicht: Ein gewisser mazedonischer Mann stand da und bat ihn und sprach: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! Als er aber das Gesicht gesehen hatte, suchten wir sogleich nach Mazedonien abzureisen, da wir schlossen, dass Gott uns gerufen habe, ihnen das Evangelium zu verkündigen."

Gläubige jeden Alters, die für ihr persönliches Leben und für ihre Aufgaben im Werk des Herrn den Willen Gottes suchen, stehen immer wieder vor der Frage: Was ist der richtige Weg? Was möchte der Herr, das ich tun soll? Und an welchem Ort will Er mich einsetzen?

Paulus und Silas waren hier in einer solchen Situation. Für sie war die Aufgabe an sich klar - nur nicht der Ort, an dem sie diese ausüben sollten. Ist es nicht ermunternd, dass selbst einem Paulus der richtige Weg nicht immer von vornherein klar war? Einem Diener, durch dessen Hände Gott „außergewöhnliche Wunder tat" (Apg 19,11) und der, geleitet durch den Heiligen Geist, die meisten Briefe des Neuen Testamentes schrieb!

Wir können bestimmt davon ausgehen, dass sie nicht eigenwillig und auf „eigene Faust" versuchten, die verschiedenen Orte anzureisen, sondern dass sie dies in der Bereitschaft taten, durch den Heiligen Geist geleitet zu werden. Das wird durch die Verse 9.10 bestätigt: Durch den Hinweis in dem Gesicht gingen sie davon aus, dass Mazedonien der neue Zielort sei.

In den Versen 19-24 sehen wir dann, wie Paulus und Silas angeklagt, ihnen die Kleider abgerissen und sie mit Ruten geschlagen wurden. Mit diesen Verwundungen warf man sie in das innerste Gefängnis. Um ganz sicher zu gehen, wurden ihre Füße zusätzlich noch in den Stock eingeschlossen. Wir lesen nichts davon, was sie zwischen den in den Versen 24.25 geschilderten Umständen dachten und empfanden. Vielleicht ging ihnen die Frage durch den Kopf:

„War es der richtige Weg, dass wir nach Mazedonien gereist sind? Immerhin sind wir diesen Weg nur wegen eines Gesichtes gegangen ..."

Ja, es war der richtige Weg. Die Purperhändlerin Lydia hatte sich auf die Predigt hin bekehrt und taufen lassen, und der Kerkermeister sollte Gott im Glauben annehmen. Doch vorher bekommen die Gefangenen mit, wie diese zwei Männer Gott lobsangen (Vers 25).

In dieser Begebenheit wird Gott zweimal durch zwei unterschiedliche Personengruppen gelobt:

  • Paulus und Silas, als sie noch in dem tiefen Loch saßen und keinen Ausweg sahen.
  • Der Kerkermeister und sein ganzes Haus: „Und er führte sie ins Haus hinauf, setzte ihnen einen Tisch vor und frohlockte, an Gott gläubig geworden, mit seinem ganzen Haus." (Vers 34)
Ich fasse zusammen
  • Paulus und Silas war ihr Auftrag klar. Sie waren „kreativ", diesen auszuüben und folgten direkt dem ersten klaren Hinweis, wohin sie gehen sollten.
  • Nach ersten „Früchten" der Arbeit gab es großes Gegenfeuer durch Satan.
  • Sie knickten nicht ein, sondern beteten und lobsangen Gott.
  • Die Mitmenschen in ihrer Umgebung (Gefangene) sahen keine verzweifelten Männer ohne Hoffnung, sondern solche mit einem festen Glauben.
  • Die Gefangenen erlebten ein einmaliges Wunder: Ein Erdbeben, das gerade an diesem Ort des Gefängnisses in gerade der Stärke war, dass sich alle Türen öffneten und die Fesseln gelöst wurden (Vers 26), aber niemand zu Schaden kam. Insgesamt ein „komischer Zufall", oder ...?
  • Der Kerkermeister und sein Haus erkannten die Größe Gottes, und dass sie von ihren Sünden errettet werden mussten (Verse 30-34).
  • Paulus und Silas wurden befreit und ihre Wunden versorgt.
  • Das ganze Haus des Kerkermeisters freute sich über die Errettung.
Josaphat - Prüfung in der gemeinsamen Nachfolge (Familie; Gemeinde)

2. Chronika 20 beginnt damit, dass eine große Menge der Moabiter, Ammoniter und der Bewohner des Gebirges Seir gegen Josaphat in den Kampf zogen. Wie sieht seine Reaktion aus, als er diese Nachricht bekommt? (Vers 3)

  • „Da fürchtete sich Josaphat,
  • und er richtete sein Angesicht darauf, den Herrn zu suchen;
  • und er rief ein Fasten aus über ganz Juda."

Mit Josaphat „an der Spitze" kam ganz Juda mit „ihren kleinen Kindern, ihren Frauen und ihren Söhnen" (Vers 13) im Vorhof des Tempels zusammen, um bei Gott Hilfe zu suchen. Josaphat kannte die grenzenlose Macht Gottes und sprach Ihn auf einige seiner Taten an. Er „erinnerte" Gott daran, dass sie Moab und Ammon bei dem Auszug aus Ägypten verschonen sollten und gerade diese jetzt kamen, um Israel aus dem Land, das Gott ihnen gegeben hatte, zu vertreiben. Seine Bitte an Gott, „willst du sie nicht richten?" (Vers 12), ist deutlich und lässt keinen Platz für eigene Fähigkeiten.

Josaphat stellte die Macht Gottes der eigenen Kraftlosigkeit gegenüber:

Gottes Kraft

Eigene Kraftlosigkeit

„Und in deiner Hand ist Kraft und Macht; und niemand vermag gegen dich zu bestehen." (Vers 6b)

„Denn in uns ist keine Kraft vor dieser großen Menge, die gegen uns kommt; und wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern auf dich sind unsere Augen gerichtet." (Vers 12)

Nach dieser offenen Bilanz des ganzen Volkes (nicht nur der Männer) mussten sie nicht lange auf Gottes Antwort warten: „Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht vor dieser großen Menge, denn nicht euer ist der Kampf, sondern Gottes!" (Vers 15b)

Gott sagte ihnen, was sie tun sollten, um zu sehen, wie Er sie retten würde. Wir lesen zwei direkte Reaktionen:

  • „Da neigte sich Josaphat mit dem Gesicht zur Erde; und ganz Juda und die Bewohner von Jerusalem fielen nieder vor dem Herrn, um den Herrn anzubeten." (Vers 18)
  • „Und die Leviten... standen auf, um den Herrn, den Gott Israels, mit überaus lauter Stimme zu loben." (Vers 19)

Als sie am nächsten Morgen früh loszogen, forderte Josaphat das Volk auf, Gott zu glauben „und ihr werdet befestigt werden". Dann machten sie etwas, was aus menschlicher, strategischer Sicht keinen Sinn ergibt: Vor die Schlachtreihen der gerüsteten Männer stellten sie Männer in heiligem Schmuck! Diese hatten weder Waffen, noch Schilder zum Schutz! Was waren das für Personen? Was war ihre Aufgabe?

Es waren „Sänger für den Herrn", die „vor den Gerüsteten her auszogen und sprachen: Preist den Herrn, denn seine Güte währt ewig!" Sie hatten kaum mit dem Jubel und Lobgesang Gottes angefangen, als Er gegen die Feinde eingriff. Dem Volk blieb nichts weiter zu tun, als drei Tage lang die Beute einzusammeln. „Und am vierten Tag versammelten sie sich im Tal Beraka [Preis- oder Lobtal], denn dort priesen sie den Herrn".

Mit Freude und „mit Harfen und mit Lauten und mit Trompeten" kehrten dann alle nach Jerusalem zu dem Haus des Herrn zurück.

Zusammenfassend sehen wir in dieser Begebenheit
  • Das Erkennen der eigenen Situation und Kraftlosigkeit.
  • In Gemeinschaft mit anderen Gläubigen (Alte und Junge; Männer und Frauen; Kinder) Gott das Problem beim Namen nennen.
  • An Gottes Zusagen festhalten und seiner uneingeschränkten Macht vertrauen.
  • In diesem Vertrauen die Natur Gottes bewundern und Ihn loben.
  • Tun, was Er sagt, und wenn es noch so wenig Sinn zu machen scheint.
Nachwort

In Jakobus 1,2.3 werden wir aufgefordert: Haltet es aber für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt, da ihr wisst, dass die Bewährung [Erprobung] eures Glaubens Ausharren bewirkt."

Diese Aufforderung, im persönlichen Glaubensleben wie Hiob, dem alles genommen wurde, oder wie Paulus und Silas, die grundlos verprügelt in der sichersten Gefängniszelle landeten, das Vertrauen auf Gott wirklich festzuhalten, liegt nicht in unserer menschlichen Natur. Wenn wir unvermittelt in eine außergewöhnliche Situation dieser Art kommen, machen wir keine Luftsprünge vor Freude - weil wir das große Problem, die große Not und unsere kleine Kraft sehen. Josaphat rief sich und dem Volk die Wunder Gottes in Erinnerung und sie setzten gemeinsam ihr ganzes Vertrauen auf Gott.

Blicke nur auf Jesus, Seele eil Ihm zu!
Der für dich gelitten, gibt dir Fried und Ruh.
Er trug deine Schmerzen, alle deine Schuld:
Er ist voll Erbarmen, voller Lieb und Huld.

Blicke nur auf Jesus mitten in dem Streit!
Wird der Kampf auch heißer, Hilfe ist bereit.
Ist der Feind gleich mächtig, deine Kraft so klein,
blickest du auf Jesus, ist sein Sieg auch dein!

Folge mir nach - Heft 12/2013

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