Nachstehend werden einige Erklärungen und Gedanken zu den Schwierigkeiten in Verbindung mit der Geschichte, Bedeutung und Wiedergabe des Namens Jehovas gegeben.
Das Volk Israel und der Name Jehova
Das Alte Testament, auch heute noch die Bibel Israels, ist in hebräischer Sprache geschrieben. Eine Eigenart dieser Sprache ist, dass in ihr normalerweise nur die Mitlaute (Konsonanten) geschrieben werden, während die dazugehörigen Selbstlaute (Vokale) beim Lesen ergänzt werden müssen. In den frühen hebräischen Handschriften des Alten Testaments wurde der Name Jehova nur mit den vier hebräischen Mitlauten J-H-W-H geschrieben. Die richtige Aussprache war den Israeliten wohl bekannt.
Aufgrund der Vorschrift des dritten Gebotes in 2. Mose 20,7: „Du sollst den Namen Jehovas, deines Gottes, nicht zu Eitlem aussprechen“ wurde dieser heilige Name Gottes nur sehr selten ausgesprochen. Nach der alten jüdischen Überlieferung nahmen ihn schließlich nur noch die segnenden Priester am großen Versöhnungstage in den Mund.
Nach der Vollendung des Alten Testaments, d.h. seit dem 4. Jahrhundert v. Chr., wurde der Name Jehova von den Juden aus heiliger Scheu überhaupt nicht mehr benutzt, obwohl das dritte Gebot sich nicht gegen den Gebrauch, sondern gegen den Missbrauch des Namens Gottes richtete. Beim Vorlesen des Wortes Gottes setzte man nun anstatt Jehova normalerweise das hebräische Wort Adonai ein, das „(mein) Herr“ bedeutet.
Nach der babylonischen Gefangenschaft wurde das Aramäische, eine dem Hebräischen verwandte Sprache, die Umgangssprache der Juden in Palästina. Viele Juden, die in der Zerstreuung lebten, sprachen jedoch Griechisch. So beschränkte sich der Gebrauch des Hebräischen, der Sprache der Bibel, mehr und mehr auf die Synagoge. Als nun im 3.-2. Jahrhundert v. Chr. in Alexandrien eine Übersetzung des hebräischen Alten Testaments ins Griechische vorgenommen wurde (die Septuaginta), wurde der Name JHWH durch kyrios, d.h. „Herr“, der Übersetzung des hebräischen Wortes Adonai, wiedergegeben.
Als die Kenntnis der hebräischen Sprache und das richtige Verständnis des Alten Testaments immer mehr zu schwinden drohte, machten sich im Mittelalter jüdische Schriftgelehrte, die Masoreten, daran, den hebräischen Text der Bibel mit zusätzlichen Zeichen zu versehen, damit ein für allemal feststand, wie der Text zu lesen war. Bei dem Namen Jehova verfuhr man folgendermaßen: Man versah die Buchstaben JHWH mit den Vokalzeichen des Wortes A-dO-nA-j („Herr“), das ja, wie wir sahen, sowieso vorgelesen wurde. Eine Ausnahme bildeten die Stellen, in denen es im Hebräischen Adonai JHWH hieß. Um zu vermeiden, dass zweimal nacheinander das Wort Adonai gesprochen wurde, schrieb man in diesen Fällen die Vokale des Wortes E-lO-him („Gott“) zu den Buchstaben JHWH und las dann Adonai Elohim („Herr Gott“), z.B. in 1. Mo 15,2; Jos 7,7.
Die Übersetzung des Namens Jehova
Auch im Neuen Testament, das ja ursprünglich in griechischer Sprache verfasst wurde, steht in den Anführungen aus dem Alten Testament wie in der Septuaginta immer kyrios (d.h. „Herr“), und zwar meistens ohne Artikel, z.B. in Mt 3,3 (ein Zitat aus Jes 40,3), Mt 4,10 (5. Mo 6,13) und an vielen anderen Stellen. Darüber hinaus wird im Neuen Testament Herr ohne Artikel auch an manchen Stellen gebraucht, wo es sich nicht um Zitate aus dem Alten Testament handelt, z.B. in Mt 1,20.22; Lk 1,58 usw. Hieran wird doch deutlich, dass der Heilige Geist, der in den inspirierten Schreibern des Neuen Testaments wirkte, die Wiedergabe des alttestamentlichen Namens Gottes in dieser Form anerkannte und gut hieß. Die heute sehr verbreitete Übersetzung des Namens Jehova durch „Herr“ (oft in der Schreibweise „HERR“) findet also eine inspirierte Grundlage im Neuen Testament
Man kann daher verstehen, dass Martin Luther, als er die Bibel ins Deutsche übersetzte, statt Jehova immer „HERR“ mit Grossbuchstaben schrieb, um diesen Namen von Adonai („Herr“ normal geschrieben) zu unterscheiden. Viele Bibelübersetzer sind ihm darin gefolgt.
Jehova oder Jahwe?
Während die Juden den heiligen Namen Jehova gar nicht in den Mund nehmen, waren es, soweit wir wissen, christliche Theologen, die erstmals im 14. oder 15. Jahrhundert den hebräischen Namen Gottes J-H-W-H mit den dabeistehenden Vokalzeichen des Wortes A-dO-nA-j „kombinierten“ und daraus Jehova lasen. Eine allgemeine Verbreitung hat der Name Jehova nicht gefunden. In der im vorigen Jahrhundert erfolgten Elberfelder Bibel-Übersetzung wurde er jedoch verwendet. Im Vorwort erklärten die Übersetzer auch den Grund für diese Entscheidung.
Seit dem 19. Jahrhundert mehrten sich allerdings die Stimmen von Wissenschaftlern, die die Schreibung und Aussprache des Namens Jehova schlichtweg für falsch erklärten und stattdessen für die Form Jahwe(h) eintraten. Heute wird die Form Jahwe im Allgemeinen als die allein richtige angesehen. Dafür werden die folgenden Gründe angeführt:
1. Das Wort Jehova ist ein künstliches, von Christen, d.h. Nichtjuden, konstruiertes unzulässiges Gebilde, das nur durch die Verbindung der Mitlaute des Namens JHWH mit den Selbstlauten des Wortes Adonai entstanden sei.
2. Außerbiblische Zeugnisse weisen eher auf die Form Jahwe hin. In den Papyrusfunden von Elephantine (Ägypten), die aus dem Ende der alttestamentlichen Zeit (4. Jhdt. v. Chr.) stammen, wird der Name Gottes JHW geschrieben, was auf die Aussprache Jahu hinweist. - In den griechischen Texten der Funde von Qumran (2.-1. Jhdt. v. Chr.) wird der Name Gottes JAO geschrieben. - Die frühen christlichen Kirchenväter übertrugen ihn in der (samaritischen) Schreibweise laoue oder Jabe ins Griechische. - Außerdem gibt es verschiedene biblische Eigennamen, in denen am Schluss der Name Jehova in der Kurzform vorkommt: Jirmejahu (Jeremia), Eü-jahu (Elia), Sche-phat-Jahu (Schephatja).
3. Sprachlich wird der Name JHWH - sicherlich zu Recht - von dem hebräischen Zeitwort haja „sein“ abgeleitet.
Diese Gründe sprechen nach Ansicht vieler Forscher dafür, den alttestamentlichen Namen Gottes Jahwe zu schreiben.
Demgegenüber steht, dass eindeutige Angaben über die frühere richtige Aussprache des Namens Jehova nicht vorhanden sind. Ob es die hebräische Aussprache Jahwe wirklich je gegeben hat, ist nicht bewiesen.
Bemerkenswert ist jedenfalls, dass die Selbstlaute von Adonai (A-O-A) mit denen von Jehova (mit kurzem, unbetonten e) nicht übereinstimmen, während dann, wenn Elohim gelesen wird, die Punktierung völlig identisch ist (E-O-I). Wenn die Selbstlaute von Jehova diejenigen des Wortes Adonai wären, würde man in der ersten Silbe Ja-(Jahova) erwarten. Es ist daher gut möglich, dass Jehova wirklich die richtige Aussprache war, dass aber die Juden aus Tradition und aufgrund von Bibelstellen wie 2. Mo 20,7 und 3. Mo 24,11 statt dessen unabhängig von den dastehenden Buchstaben Adonai lasen. In den Fällen jedoch, wo Adonai JHWH stand, setzte man, um die zweimalige Erwähnung von Adonai zu vermeiden, unter JHWH die Selbstlaute von Elohim und las Adonai Elohim.
Weiterhin ist es auffällig, dass es im Alten Testament eine Reihe von zum Teil sehr alten Eigennamen gibt, die mit den Namen JHWH in verkürzter Form als Jeho- beginnen: Jeho-schua (Josua), Jeho-schaphat (Josaphat) usw.
Aus den angeführten Tatsachen wird deutlich, dass uns die ursprüngliche Aussprache des Namens JHWH nicht bekannt ist. Sie kann daher eben so gut Jehova wie Jahwe gelautet haben.
Die Bedeutung des Namens Jehova
Über die Bedeutung des Namens Jehova besteht heute kein Zweifel mehr. Wie bereits erwähnt, leitet er sich von dem hebräischen Tätigkeitswort für „sein“ (haja oder älter hawa) her. Gott selbst gibt Mose die Erklärung für Seinen Namen. In 2. Mose 3,13-15 heißt es: „Und Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israel komme und zu ihnen spreche: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie zu mir sagen werden: Welches ist sein Name?, was soll ich zu ihnen sagen? Da sprach Gott zu Mose: Ich bin der ich bin (hebr. ehjeh-ascher ehjeh). Und er sprach: Also sollst du zu den Kindern Israel sagen „Ich bin“ (hebr. ehjeh) hat mich zu euch gesandt ... Das ist mein Name in Ewigkeit, und das; ist mein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht.“ Die Worte: „Ich bin, der ich bin“ stehen in einer Zeitform, die ebenso gut mit: „Ich werde sein, der ich sein werde“ übersetzt werden kann. In diesen Worten kommt nicht nur die Tatsache zum Ausdruck, dass Gott der Unwandelbare, Unveränderliche ist, sondern auch, dass Er der einzige ist, der mit Recht sagen konnte: „Ich bin.“ Alle anderen Wesen beziehen ihre Existenz von Ihm; Er allein ist der Ewige, der Ewig-Seiende.
In 2. Mose 6,3 sagt Gott zu Mose: „Ich bin Jehova. Und ich bin Abraham, Isaak und Jakob erschienen als Gott, der Allmächtige; aber mit meinem Namen Jehova habe ich mich ihnen nicht kundgegeben.“ Nun wissen wir, dass bereits Abraham durchaus den Namen Jehova kannte. In 1. Mose 15,2 redete er Ihn sogar mit diesem Namen an. Ja, schon in 1. Mose 2,4 kommt Jehova zum ersten Mal vor, so dass wir annehmen dürfen, dass die Menschen Ihn von Anfang an so kannten. Im Schöpfungsbericht in 1. Mose 1 heißt es immer Gott (Elohim). Aber in dem Abschnitt ab Kapitel 2,4, in dem die Erschaffung von Mann und Frau beschrieben wird, taucht der Name Jehova auf. Jehova ist der Name Gottes, den Er in Seinem Handeln mit den Menschen trägt.
Das Wort „kundgegeben“ in 2. Mose 6,3 bedeutet daher nicht nur „mitteilen“, sondern „durch Erfahrung erkennen lassen“. Bei der Berufung und Rettung Seines irdischen Volkes Israel offenbarte Gott sich mit diesem Namen in einer besonderen, neuen Weise, wenn Er in dieser Welt für Sein Volk eintrat und es mit starker Hand und ausgestrecktem Arm erlöste.
Quelle: bibelpraxis.de/a238.html