Kirchenaustritt möglich

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Das Bundesverwaltungsgerichts (Leipzig) hat am 26. September 2012 entschieden, dass sich die Folgen eines Kirchenaustritts nicht auf die Befreiung von der Kirchensteuer beschränken lassen. Nach dem abschließenden Urteil ist es nicht möglich, die Zahlung zu verweigern, aber der Kirche als Glaubensgemeinschaft weiterhin anzugehören. Mit anderen Worten: In Deutschland ist die Zugehörigkeit zur Kirche davon abhängig, ob man Kirchensteuer bezahlt, dass man in einem Verein öffentlichen Rechts Mitglied ist.

Ein Kirchenrechtler war aus der Kirche ausgetreten und wollte in der Kirche bleiben. Das aber wollte die Römisch-katholische Kirche nicht zulassen. Dagegen hatte Prof. Hartmut Zapp (Freiburg) geklagt.

Sowohl Vertreter der Katholischen Kirche als auch der Evangelischen Kirche begrüßten dieses Urteil. Ihnen ist offenbar entgangen, dass sie aus der Kirche, die im Neuen Testament himmlischen Charakter trägt (Eph 3), eine ausdrücklich weltliche Organisation gemacht haben. Für sie entscheidet sich durch weltliche Handlungen, ob jemand zu ihrer Kirche gehört oder nicht. Damit bestätigt sie, dass sie in der Tradition der Kirchen Pergamos und Thyatira stehen (Off 2). Die Kirche ist zum Teil der Welt geworden, unter deren Schutz, über diese regieren wollend. Kein Wunder, dass wir in dem Brief an Laodizea lesen, dass Christus dieses weltliche System aus seinem Mund ausspucken wird. Denn diese Welt, die Christus an das Kreuz brachte, wird zur Heimat, zum prägenden Element der Kirche. Dass der Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD, Prof. Hans Michael Heinig, und der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz (der Katholischen Kirche), Hans Langendörfer, das Urteil begrüßten, zeigt, wo die Kirche heute steht: mitten in der Welt.

Was lesen wir in Gottes Wort? Die Versammlung (Gemeinde, Kirche) ist der Leib Christi (Eph 1,22). Christus ist im Himmel, also gehört der Leib (= Körper) auch zum Himmel, zum Haupt (Kopf). Er ist himmlisch. Aus 1. Korinther 12,13 lernen wir, dass der Geist bekehrte Menschen zu einem Leib, zur Versammlung, zusammengetauft hat. Das ist eine geistliche, keine weltliche, Glaubenseinheit, keine Organisation sondern ein Organismus. Wenn man diese himmlische Stellung aufgibt, hörte man in der praktischen Darstellung auf, Kirche Gottes zu sein. Das allerdings haben die „beiden“ Kirchen schon lange getan. Wohl dem, der sich von dieser Welt abwendet und Christus zuwendet.

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