Die „Firewall“ eines Gläubigen (1) – Was ist eine Firewall?

Lesezeit: 4 Min.

Um eine gewisse „Funktion“ einzuschränken, ist es notwendig, vier Kriterien zu wissen:

1. Was möchte rein oder raus?

2. Woher kommt es?

3. Wohin will es?

4. Ist es erlaubt oder nicht?

Ein Beispiel: Ich möchte verhindern, dass mein Computer mit einem Programm E-Mails empfangen kann. Dann erstelle ich eine „Regel“, die definiert, dass (1.) E-Mails, die (2.) von draußen kommen und (3.) nach drinnen wollen, (4.) nicht auf meinen PC gelangen dürfen.

Bei Firewalls gibt es zwei grundlegend unterschiedliche Verfahren:

1. Grundsätzlich ist alles erlaubt.

Ausnahmen: Dinge, die dem Betrieb des Computers schaden oder explizit angegeben wurden.

2. Grundsätzlich ist alles verboten.

Ausnahmen: Dienste und Funktionen, die definitiv genutzt werden dürfen, werden freigeschaltet.

Für jede Aufgabe, wie zum Beispiel E-Mails, Chat, Aufruf von Webseiten etc. gibt es einen eigenen „Port“ (deutsch: Tor, Öffnung, Anschluss). Für jede einzelne Aufgabe, die freigegeben werden soll, wird eine eigene Regel erstellt und der entsprechende Port freigegeben. Alle Regeln zusammen werden auch das „Regelwerk“ genannt.

Die Firewall des Christen

Wir Menschen sind mit unserer sündigen Natur grundsätzlich für alles offen. Der eine interessiert sich zwar für dieses und ein anderer für jenes mehr, aber jeder darf und will tun und lassen, worauf er gerade Lust hat. Das ist heute nicht anders, als zur Zeit der Richter in Israel, in der „jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (Ri 21,25).

Dabei können wir zwischen Aktivitäten unterscheiden, die unser Alltag mit sich bringt und die nicht von vornherein die Beziehung zu unserem Herrn schädigen, und solchen, die zweifelsfrei Sünde sind. Das erste können z.B. Bücher, Musik, Filme, Shopping-Touren etc. sein, gegen die, wenn sie nicht über ein gewisses Maß hinausgehen, nichts einzuwenden ist. Doch wenn solche Tätigkeiten einen Großteil unserer Zeit beanspruchen oder inhaltlich verunreinigend sind, raubt uns das die geistliche Frische und Energie und wir können die Beziehung zu unserem Herrn nicht mehr genießen.

Die Bekehrung nun hat unsere persönliche „Firewall“ grundlegend verändert. Hatte die Welt vorher uneingeschränkten Zugriff auf unseren Verstand und unser Herz, soll sie bei uns nun an verschlossene Herzenstüren stoßen. Das, was die Welt zu bieten hat, hat keinen Reiz mehr für unser neues Leben:

„Haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid“ (aus Röm 6,11).

In unserem Leben wurde ein komplett neues „Regelwerk1“ geladen. Dinge, die den Betrieb unseres geistlichen Lebens schaden, haben keinen Anknüpfungspunkt mehr in uns. Doch dafür werden in uns Türen geöffnet, die unser Leben so beeinflussen, dass es für Gott geheiligt wird:

„Denn dies ist Gottes Wille: eure Heiligkeit, dass ihr euch der Hurerei enthaltet, dass jeder von euch sein eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu besitzen wisse, nicht in Leidenschaft der Lust, wie auch die Nationen, die Gott nicht kennen; Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligkeit“ (1. Thes 4,3-7).

Diese Anpassung unserer Lebens-Firewall ist keine einmalige Sache, die mit unserer Bekehrung vorgenommen wurde und dann automatisch funktioniert. Unser Regelwerk - was ist für meinen inneren Menschen schädlich und was nützlich? - wird während unseres Lebens und des Studierens des Wortes Gottes immer wieder neu geeicht.

Der neue „Administrator“ des Christen

Bei Firewalls, die die EDV-Systeme von Unternehmen mit vielen Benutzern schützen sollen, gibt es die Möglichkeit, einer bestimmten Benutzergruppe (den sogenannten Administratoren) entgegen aller „Regeln“ uneingeschränkte Rechte und Zugriff auf alle Funktionen zu geben.

Ebenso haben wir durch unsere Bekehrung Gott alle Tore unserer Lebens-Firewall geöffnet: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen“ (aus Off 3,20). Er zeigt uns nun durch sein Wort und den Heiligen Geist, welche Sicherheitslücken in unserer Lebens-Firewall sind und möchte uns helfen, diese zu schließen.

Doch müssen wir seinen Hinweisen auch folgen wollen. Und wenn wir auf einen Punkt aufmerksam gemacht werden, der uns am geistlichen Wachstum hindert, wäre es fatal, nicht auf den Hinweis zu achten und daran zu arbeiten!

„Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote; … Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.“ (Joh 14,15.21)

„Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht; und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“ (Joh 14,23.24)

(aus: Folge mir nach - Heft 11/2011)

Fußnoten

  • 1 Mit dem neuen „Regelwerk“ ist nicht gemeint, dass wir nun in irgendeiner Weise unter Gesetz stehen.
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Artikelreihe: Die „Firewall“ eines Gläubigen

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