Koranverbrennung – der richtige Weg?

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Terry Jones hatte den Gottesdienstraum seiner Gemeinde umbauen lassen, um daraus einen Gerichtssaal zu machen. In diesem Gerichtssaal führte er einen Schauprozess gegen den Koran durch. Der Koran sollte symbolisch für den Islam stehen. Das sogenannte heilige Buch der Muslime ist im Rahmen dieses Prozesses für schuldig befunden worden, zum Mord und Vergewaltigung aufzurufen. Damit habe es Millionen von Verbrechen ausgelöst.

Ein Amtskollege von Jones vollzog dann die „Strafe“ und zündete ein Exemplar des Buches an. Da die Aktion im Internet übertragen wurde, konnte eine große Öffentlichkeit daran teilnehmen. Im Anschluss kam es in Afghanistan zu schweren Ausschreitungen, die mindestens zwei und 20 Menschen das Leben kosteten. Nicht zuletzt waren Christen – jedenfalls solche die sich dem Namen nach zum Christentum bekennen – betroffen und wurden von aufgebrachten Muslimen ermordet. Das wiederum nahm Jones zum Anlass, dazu aufzurufen, Rache zu üben und Vergeltungsmaßnahmen durchzuführen.

Mal abgesehen davon, dass dies vollkommen im Widerspruch steht zu neutestamentlichen Belehrungen, die uns der Apostel Paulus zum Beispiel im Brief an die Römer mitgegeben hat (Röm 12,19 f.), stellt sich für uns die Frage, ob dies das geeignete Mittel ist, um sich mit dem Islam und dem Koran auseinanderzusetzen.

Wie handelte denn der Apostel Paulus? Als er nach Athen kam und dort Götzenbilder sah, wurde sein Geist in ihm erregt (Apg 18,16). Hat er dann diese Götzenbilder verbrannt? Natürlich nicht! In seiner Rede auf dem Areopag kommt er sogar auf einen Altar zu sprechen, an dem die Aufschrift war: dem unbekannten Gott. In diesem Fall hören wir nicht einmal eine Kritik. Paulus nimmt vielmehr diesen – zweifellos Götzen- – Altar zum Anlass, das Evangelium der Gnade Gottes zu verkündigen.

Natürlich ist es inzwischen dazugekommen, das in vielen kirchlichen Gruppierungen keine Klarheit mehr darüber herrscht, dass der Islam Menschen verführt und sie daran hindert, den einen wahren Weg zu Gott zu finden: Jesus Christus. Denn nur in ihm allein können wir gerettet werden (Apg 4,12). Dazu müssen wir auch heute, im 21. Jahrhundert, stehen. Das aber heißt nicht, dass wir Mittel anwenden, die Menschen gegen das Evangelium aufbringen. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Natürlich sollen wir nicht vom Menschen leben. Aber wir sollen auch nicht mutwillig Menschen gegen uns und das Evangelium provozieren.

Gott schenke uns die Weisheit, die auch den Apostel Paulus prägte, aus Liebe zum Menschen ihr Heil zu suchen. Paulus beschreibt diesen Weg in seinem Brief an die Korinther: „Ich bin den Juden geworden wie ein Jude, damit ich die Juden gewinne; denen, die unter Gesetz sind, wie unter Gesetz (obwohl ich selbst nicht unter Gesetz bin), damit ich die, die unter Gesetz sind, gewinne“ (1. Kor 9,20). Das sollte auch für uns Beispiel sein.

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