Wenn der Glaube zum Problem wird von Samuel Pfeifer (Buchrezension)

Lesezeit: 2 Min.

Wenn der Glaube zum Problem wird

(Wege zur inneren Heilung)

von Samuel Pfeifer

Der Autor dieses Buches, Dr. Samuel Pfeifer, ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Seit 1988 ist Samuel Pfeifer Chefarzt der psychiatrischen Klinik Sonnenhalde in Riehen bei Basel. Ein besonderes Anliegen ist ihm das Zusammenwirken von Medizin und christlichem Glauben, Therapie und Seelsorge.

In seinem Buch „Wenn der Glaube zum Problem wird“ beschreibt und behandelt Pfeifer Neurosen und allgemeiner psychische Erkrankungen und untersucht den Zusammenhang von Glauben und Erkrankungen dieser Art. Dazu stellt er sieben Thesen auf (S. 44 ff.), die er erklärt und im weiteren Verlauf des Buches zu fundieren sucht. Ein wichtiger Bestandteil des Buches ist auch die Vorstellung, welche Möglichkeiten und Grenzen der Therapie von psychischen Erkrankungen gesetzt sind und inwieweit die christliche Seelsorge vor, neben und über die medizinische Behandlung von an der Seele erkrankten Menschen einen wichtigen Dienst tun kann.

Das Buch – knapp 190 Seiten – ist nicht ganz leicht zu lesen, gibt aber einen guten und interessanten Überblick über das Thema für jeden, der persönlich oder in seiner geistlichen „Arbeit“ mit seelisch erkrankten Menschen zu tun hat. Es erklärt eine Reihe von Schwergraden psychischer Erkrankungen und hilft unter anderem, Vor- und Fehlurteile über solche Christen abzubauen und zu vertreiben. „Wer hat gesündigt, er oder seine Eltern?“ – wie der Herr Jesus einmal gefragt wurde (Joh 9), wird niemand mehr fragen, der dieses Buch gelesen hat.

Ich bin mit einigen ethisch-moralischen Thesen, die in diesem Werk vorgestellt werden, nicht einverstanden. Beispielsweise wird Selbstbefriedigung und teilweise die Trennung von Ehepaaren bis hin zur Scheidung nicht klar genug an biblischen Prinzipien gemessen und daher nicht negativ beurteilt.

Allerdings erscheint mir eine Schlussfolgerung, die aus der Arbeit von Dr. Pfeifer gezogen werden kann, sehr wichtig: Es gibt keinen Hinweis darauf, dass a) Gott krank macht und b) Neurosen aus dem Glauben hervorkommen. Natürlich gibt es – leider – auch Neurosen auf der Grundlage falscher (christliche) Erziehung, die sich übermäßig auf Formen und nicht auf den inneren, christlichen Glauben bezieht. Aber diese „negative“ Erziehung gibt es unter ungläubigen Menschen in mindestens dem gleichen Maß.

Es ist also nicht der christliche Glaube, die christliche Gemeinschaft unter Gläubigen, die krank macht, sondern die Folge des Sündenfalls von Adam und Eva, die dazu geführt hat, dass Menschen zuweilen im Übermaß sensibel und anfällig für psychische Erkrankungen sind, wenn zugleich die Persönlichkeit und das Umfeld, der berufliche Stress und vielleicht auch Stress inmitten der Gläubigen dazu führen, dass man mit seinem Leben nicht mehr zurechtkommt. Gerade in dieser Hinsicht halte ich das vorliegende Buch für sehr nützlich.

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