Gedankensplitter zur neuen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann

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Wir wissen, dass die Bibel nur von einer Kirche (Versammlung, Gemeinde) spricht. Sie besteht aus allen Erlösten, unabhängig davon, wo sie „kirchlich" heute stehen. Paulus wandte sich an die „Versammlung Gottes, die in Korinth ist" (1. Kor 1,2) - nicht an eine protestantische oder katholische oder sonst irgendeine Kirche ... Damit ist natürlich ein erstes Problem vorhanden: Welche Berechtigung gibt es eigentlich für ein Amt einer Kirche, die die biblische, göttliche Kirche spaltet?

Ein zweites Problem stellt sich. Autorität wird nach der Bibel immer von oben nach unten ausgeübt. Apostel haben beispielsweise Älteste angestellt (Apg 14,23) oder Diener beauftragt, solche anzustellen (Tit 1,5). Als der Heilige Geist noch nicht auf der Erde war, wurde nicht gewählt, sondern Gott entschied durch das Los (Apg 1), wer der Nachfolger von Judas als Jünger und Apostel sein sollte. Mit welchem Recht wird der höchste Repräsentant einer Kirche eigentlich gewählt - wessen Autorität besitzt er dann?

Frau Käßmann ist die erste Frau, die an der Spitze der EKD steht. Sind solche öffentlichen Ämter - mal unabhängig davon, dass wir solch eine zentrale Funktion im Neuen Testament überhaupt nicht finden - der richtige Platz für eine Frau? Wenn man die Briefe des Neuen Testaments durchliest, wird man feststellen, dass eine Frau nicht lehren darf (1. Tim 2,12) und auch nicht über den Mann herrschen darf. Ist das mit der Leiterin einer großen Kirche vereinbar? Man kann dies natürlich auch schon im Blick auf ein Bischofsamt in Frage stellen. In den Zusammenkünften dürfen Frauen nicht reden, sondern sie sollen schweigen, heißt es in 1. Korinther 14,34-36. Natürlich wird das heute bibelkritisch und unter kritischer Historik und im Blick auf einen angeblichen Frauenhasser Paulus in Frage gestellt. Aber das zeigt nur, wie man mit Gottes Wort umgeht: Was einem nicht gefällt, ist historisch oder örtlich bedingt gewesen. Dass gerade die Einleitung des 1. Korintherbriefs vollkommen dagegen spricht, übersieht man dabei leider. Paulus sagt den Frauen in 1. Korinther 14 eindeutig, dass sie zu Hause ihre Männer fragen sollen ... Von einer öffentlichen Rede in der „Kirche" jedenfalls ist keine Rede.

Die Person Margot Käßmann wird als leuchtendes Beispiel hingestellt, wie es in unserer Gesellschaft aussieht und dass man damit auch als Christ umgehen kann. Wir haben kein Recht, über ihren Umgang mit der furchtbaren Krankheit von Krebs zu urteilen. Hier kann sicher nur der mitreden, der das selbst erlebt hat. Wesentlicher ist ihr Umgang mit der Scheidung. In der Bibel lesen wir, dass Gott Scheidung hasst. Wir lesen auch, dass Gott die Scheidung vonseiten des „Opfers" nur dann anerkennen kann, wenn Ehebruch und Unzucht mit im Spiel ist. Wie man lesen konnte, war das letztlich bei Käßmanns Ehemann (mit einer Freundin) der Fall. Ob das aber die Folge der Vernachlässigung durch seine Ehefrau war (was einen solchen Ehebruch nie rechtfertigt), weil sie zu Hause ihre eigentliche Aufgabe vernachlässigt hat (vgl. Tit 2,4.5), entzieht sich der Kenntnis von uns Outsidern. Es bleibt ein schaler Beigeschmack. Keiner von uns hat das Recht, Steine auf jemanden zu werfen - wir müssen nur unser eigenes Herz anschauen mit seiner Un-Moral.

Viele Kommentare sind euphorisch, dass mit Margot Käßmann ein neuer Wind und endlich eine Frau in der EKD an der Spitze sitzt und mit einer weiteren Frau, Katrin Göring-Eckhardt, die Präses der EKD ist, die Zukunft der Protestanten maßgeblich beeinflusst. Aus biblischer Sicht bleiben viele Fragen und Bedenken 1. Aber wir wollen zuerst auf uns und unser eigenes persönliches und gemeinsames Leben schauen, bevor wir andere verurteilen.

Fußnoten

  • 1 Wobei ich hier nicht weiter auf die theologischen Überzeugungen von Käßmann eingehen möchte, zum Beispiel ihre Verzerrung des Bibeltextes, dass Maria den Herrn Jesus nicht als Jungfrau sondern als junge Frau geboren habe. Wer sich an der Person unserer Retters vergreift - und diese Aussage der neuen Ratsvorsitzenden gehört dazu - greift den an, der das Wohlgefallen Gottes besitzt. Daher sind solche Angriffe so schwerwiegend und schlimm.
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