Bibelarbeit zu 1. Mose 1 und 2 (1)

Lesezeit: 8 Min.

Es ist unmöglich, in einer (vierteiligen) Bibelarbeit für „Folge mir nach" über die beiden ersten Kapitel der Bibel auf jede Einzelheit einzugehen. Das ist auch nicht nötig, denn unsere Bibelarbeiten sollen zum Selbststudium anregen. Daher findest Du auf den folgenden Seiten mehr Stichpunkte als ausformulierte Texte.

1. Mose

Wichtig zum Verständnis der ersten beiden Kapitel von 1. Mose ist zu überlegen, um was für ein Bibelbuch es sich überhaupt handelt.

  • Es gehört zu den längsten Büchern der Bibel.
  • Es ist das grundlegende Buch der Bibel, auf dem alles andere inhaltlich und moralisch aufbaut, z. B. was die Beziehung des Menschen zu Gott betrifft.
  • In vielen Übersetzungen heißt dieses Buch „Genesis" - wie es in der Septuaginta [griechische Übersetzung des Alten Testaments] zuerst genannt wurde. Genesis heißt übersetzt Ursprung - es ist das Buch der Ursprünge, des Anfanges, in dem im Keim alles enthalten ist.
  • Das große Hauptwort dieses Buches lautet: Leben
  • Viele, wenn nicht die meisten, Segnungen, die wir im Neuen Testament finden, werden in 1. Mose bereits angedeutet - in Vorbildern, Bildern oder sonstigen Hinweisen.
  • Dieses Buch legt die Grundlage für die Offenbarung Gottes in der ganzen Bibel. Man kann sich nicht zur Wahrheit der Bibel bekennen, aber dieses Bibelbuch ablehnen. Die Schöpfer-Herrlichkeit Gottes ist untrennbar mit seinen anderen Herrlichkeiten verbunden. Der Schöpfer-Gott ist auch der Erretter-Gott. Der Mensch ist verantwortlich vor seinem Schöpfer, der auch sein Erretter sein will, und der - wenn der Mensch Ihn ablehnt - einmal sein Richter sein wird.
  • Der Keim vieler später entwickelter Grundsätze und Wahrheiten der Bibel findet sich im 1. Buch Mose, wenn wir vom Gesetz absehen. Und selbst das gibt es im Bild - bei Adam (vgl. Hos 6,7; Röm 5,14), und im Bild in Hagar. Sogar der Gedanke der Errettung, der eigentlich erst in 2. Mose 12-15 entwickelt wird, findet einen Keim in dem Segen Jakobs (vgl. 1. Mo 49,18). Um einige Grundsätze oder Wahrheiten zu nennen:
    • Die Dreieinheit Gottes, eine Lehre des Neuen Testaments: Gott ist einer (vgl. Röm 3,30), aber Er besteht aus mehreren Personen. Wenn von Gott (elohim) im Alten Testament gesprochen wird, dann in der Mehrzahl, die im Hebräischen deutlich machen kann, dass es sich um mehr als zwei Personen handeln muss. Schon der erste Vers der Bibel verdeutlicht dies. „Im Anfang schuf (Einzahl) Gott (Mehrzahl) die Himmel und die Erde." Oder in Kapitel 1,26: „Lasst uns Menschen machen."
    • Die Fleischwerdung des Herrn Jesus, durch eine Jungfrau geboren, finden wir in Kapitel 3 prophezeit und angedeutet. Dort lesen wir in Vers 15 von „dem Samen [o. Nachkommen] der Frau" (nicht dem Samen der Menschen) - von einem Mann ist keine Rede.
    • Der Antichrist wird in Kapitel 3,15 als der Same Satans angedeutet.
    • Was die Sicherheit des Gläubigen bedeutet, lernen wir durch Noah, der in der Arche gerettet wurde. Auch zeigt uns Noah das Leben eines Gläubigen auf der Erde, der von Neuem geboren ist (Noah erhält im Bild ein neues Leben, dadurch das er durch die Arche gerettet wird; er lebt sozusagen auf einer neuen Erde).
    • Die Auserwählung, Berufung Gottes finden wir in Abraham.
    • In Isaak wird uns die Sohnschaft der Gläubigen der Gnadenzeit vorgestellt, auch ihre Erbschaft.
    • Bei Jakob lernen wir etwas über die Zucht des Heiligen Geistes.
    • Abraham ist ein Bild Gottes, des Vaters (vor allem in 1. Mose 22-24), der seinen Sohn für Menschen in den Tod gibt. Isaak ist in diesen Kapiteln ein Bild des Sohnes Gottes, der als Mensch am Kreuz von Golgatha stirbt und seine Versammlung (wovon Rebekka ein Vorbild ist) als Braut erwirbt. Jakob ist ein Bild des Heiligen Geistes, aber nicht in objektiver Weise (als ob wir den Heiligen Geist als Person anschauen könnten), sondern in subjektiver Weise, wie der Heilige Geist in den Gläubigen wirkt und sie an das Ziel bringt: Für uns Christen ist das der Himmel.
    • Wir lernen etwas über die Rechtfertigung aus Glauben in Abraham. „Abraham glaubte Gott und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet" (1. Mo 15,6; Röm 4,3).
    • Über Absonderung lernen wir etwas im Leben Abrahams. Ihm wurde gesagt: „Geh aus deinem Land und deiner Verwandtschaft ..." (1. Mo 12,1; vgl. Gal 1,4). Mit anderen Worten: „Trenne Dich von Deinem bisherigen Umfeld und geh in eine ganz neue Umgebung" - das ist Absonderung.
    • Wir finden den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus (in der Opferung des Isaak, den Abraham im Gleichnis als aus den Toten auferstanden zurückerhielt, Heb 11,19).
    • Wir finden die Erhöhung des Herrn Jesus in Joseph - wie Er heute verherrlicht ist und wie Er auf dieser Erde der Verherrlichte sein wird.
    • Wir lernen etwas über die Zukunft Israels: Das Volk muss wie Jakob durch Tiefen gehen und hat eine glänzende Zukunft, so wie das Ende Jakobs der Höhepunkt seines Lebens war (er segnete den Pharao, Joseph und seine Söhne, alle zwölf Söhne und er betete auf seinem Sterbebett an).
    • Wir werden über das Gericht Gottes über alles Böse belehrt. Noch ist Gnadenzeit, aber es kommt das Gericht: über die Welt der Gottlosen (1. Mo 6-8; die Flut); über die Welt der Unmoral (1. Mo 19, Sodom und Gomorra).
  • Gott gibt uns Tatsachen, nicht nur Vergleiche, Ideen etc. Gerade dieses erste Buch der Bibel bringt uns von Tatsache zu Tatsache, wie sich die Dinge ganz am Anfang zugetragen haben. Ungefähr die Hälfte der Bibel besteht aus historischen Begebenheiten. Der Berichterstatter ist niemand Geringeres als Gott selbst, der damit allerdings ein höheres Ziel hat als bloße Geschichtsschreibung: den Menschen zur Einsicht zu bringen über Gott und sich selbst.
  • Ein menschlicher Schreiber hätte wahrscheinlich damit begonnen, Gott in seiner Herrlichkeit etc. zu beschreiben. Gott tut das hier nicht direkt. Er spricht in erster Linie von Tatsachen, nicht einfach von Eindrücken. Diese Tatsachen offenbaren die Herrlichkeit Gottes. Das, was Er tut, verkündet seine Herrlichkeit.
  • Das, was Gott schafft, ist nicht nur zum Nutzen des Menschen, sondern auch zu seiner eigenen Verherrlichung. Und das trifft sowohl auf das Kleinste zu, was Gott schafft, als auch auf das Größte.
  • Gott offenbart sich in diesem Buch in vielfacher Weise:
    1. Schöpfer (Kap. 1; Elohim);
    2. Gott der Herr (der prüfende Gott in Bezug auf die Menschen, Jahwe-Elohim; Kap. 2);
    3. Bundesgott mit Menschen oder Volk (Jahwe; Kap. 4; Jahwe);
    4. Gott der Höchste (El Elion; Kap. 14);
    5. Gott, der sich schauen lässt (El-Roi; Kap. 16)
    6. Gott der Allmächtige (El Schaddai; Kap. 17);
    7. Der ewige Gott (El Olam; Kap. 1. Mo 21);
    8. Der Gott der Vorsehung (der Herr wird ersehen, Jahwe-Jireh; Kap. 22)
    9. Der Starke (El, Kap. 31)
    10. Gott des Hauses Gottes (El-Bethel; Kap. 35)
  • Niemand kannte diese Tatsachen, die wir in 1. Mose 1 finden, bevor sie von Gott so offenbart wurden. Das ist gewaltig!
  • Gott kommuniziert in einer Weise, die das Herz, den Verstand und auch das Gewissen trifft. Der Mensch spürt sofort, dass genau das zu Gott passt!
Kapitel 1 und 2
  • Das erste Buch Mose gliedert sich in 2 Teile:
    1. Kapitel 1.2: Der Anfang des Universums, der Erde und des Menschen.
    2. Kapitel 3-50: Rettung durch den Nachkommen Evas („Samen" der Frau), illustriert an dem Leben des Glaubens verschiedener Menschen.
  • Auch die ersten beiden Kapitel gliedern sich wieder in zwei Teile:
    1. Kapitel 1-2,3: Der Anfang aller Dinge, geschaffen durch Gott
    2. Kapitel 2,4-24: Der Mensch in seiner verantwortlichen Beziehung Gott gegenüber.
Kapitel 1,1-2,3: Der Anfang aller Dinge, geschaffen durch Gott
  • An den Anfang dieses Teils stelle ich einen Überblick über diese Verse und die Schöpfungstage. Dadurch soll die Struktur dieses Berichts deutlicher werden.

Verse

Tag

Sphäre

Inhalt

1,1

rot

Im Anfang

die Himmel die Erde

Ursprünglicher Schöpfungsakt des Universums, der materiellen Himmel und seiner Bewohner.

1x Gott schuf die Himmel und die Erde

1,2a

grün

Irgendwann danach

die Erde

Dieser Vers stellt Chaos dar und kann als Folge des Falls Satans erklärt werden, der die ganze Erde in Mitleidenschaft zog. Hier ist nur von der Erde, nicht mehr von den Himmeln die Rede.

1,2b

grün

Zeitgleich mit 1,2a

die Wasser

Gott gibt die Erde nicht auf; daher beschäftigt sich der Geist Gottes mit dem Erschaffenen, um es wieder neu in einen Zustand der Ordnung zu bringen.

1,3-5

gelb

1. Tag

Licht

Licht - Trennung: Licht/Finsternis

1x gut [Gott sah, dass es gut war]

1,6-8

blau

2. Tag

Wasser/

Himmel/Luft

Ausdehnung inmitten der Wasser - Ausdehnung Himmel - Trennung: Himmel/Erde

1x es wurde [Und es wurde so.]

1,9-13

braun

3. Tag

Erde/ Meere

a) Trennung: Erde/Meere

b) Erde bringt Frucht hervor

2x es wurde; 2x gut

1,14-19

gelb

4. Tag

Lichter

Lichter am Himmel (Sonne, Mond, Sterne)

1x es wurde; 1x gut

1,20-23

blau

5. Tag

Wasser/ Himmel/Luft

Leben in Wasser und Luft (Himmel)

1x gut

1x Gott schuf die Seeungeheuer

1,24-31

braun

6. Tag

Erde

a) Tiere auf der Erde

b) Mensch

2x es wurde; 1x gut; alles Gemachte: 1x sehr gut

1x Gott schuf den Menschen

2,1-3

rot

7. Tag

Himmel und Erde

Gott ruhte; kein Abend, kein Morgen mehr

  • Ich habe versucht, in der Darstellung deutlich zu machen, dass es immer Parallelen zwischen zwei Tagen gibt: zwischen dem ersten und dem vierten Tag, dem zweiten und dem fünften Tag sowie dem dritten und dem sechsten Tag. Am ersten und vierten geht es um Licht bzw. Lichter, am zweiten und fünften um Wasser und Himmel bzw. deren Bewohner, am dritten und sechsten um die Erde (und teilweise um das Meer) und die Frucht, Leben auf der Erde.
  • Es fällt zudem auf, dass der dritte und der sechste Tag jeweils zwei Teile umfassen. Gott wird also zweimal an diesen Tagen aktiv. Sechsmal lesen wir, dass die Dinge so wurden, wie Gott sie wollte, sechsmal gibt Er dem, was Er gemacht hat, das Prädikat „gut". Am Schluss seines aktiven Wirkens am sechsten Tag kann Er zu dem Gesamtwerk sagen: „sehr gut".
  • Noch etwas: Die ersten drei Tage sind durch die Trennung bestimmter Dinge geprägt - geistlich angewandt, können wir von Absonderung sprechen. Die Tage 4 bis 6 dagegen sind dadurch gekennzeichnet, dass das, was getrennt wurde, mit Leben erfüllt wird, wobei dieses Leben schon am dritten Tag seinen Anfang nimmt.
  • Abschließend: In 1. Mose 1,1 bis 2,3 wird 35-mal (5x7-mal) der Name „Gott" (Elohim) genannt.

Empfehlung:

  1. Vier Vortrags-CDs von Ch. Briem: „Es werde Licht“ zu den Schöpfungstagen in 1. Mose 1. Jede CD kostet 2,50 €, zusammen 10 €.
  2. C. H. Mackintosh: Das erste Buch Mose (in: Bibelauslegung zu den 5 Büchern Mose), gut verständliche Anwendungen der Belehrungen der Bücher Mose, 1.262 Seiten, 24,90 €.
  3. Schöpfung und Sündenfall (1. Mose 1–3) von W. Mücher, gut verständliche Auslegung zu den ersten drei Kapiteln von 1. Mose, 88 Seiten, 2,50 €.

Wer an diesen Empfehlungen Interesse hat, kann sich wenden an: fmn@folgemirnach.de

(aus: Folge mir nach - Heft 8/2009)

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